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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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die Gesichter, sie wandte das Bild und sah die Jahreszahl mit Graphitstift notiert: 1901. »Sie sagten, dass es Schüler von Homes waren, Sir?«, fragte sie versunken.
    »Ja, Großmeisterin. Sir Gisborn beherrschte einige Fähigkeiten von ihm, wie die Levitation, das Rufen von Phantomen oder das Hervorrufen von Lumineszenzen und Luftströmungen. Aber die Beste von ihnen war sicherlich Madame Sàtra, wie mein Herr mir gegenüber immer wieder voller Anerkennung betonte.« Der Butler setzte sich vor den Arbeitstisch.
    Silena dachte an die letzte Zeitungsaufnahme der Französin und wunderte sich. Sie hatte angenommen, dass diese höchstens vierzig Jahre alt sei. »Wie kann es sein, dass der Alterungsprozess bei Madame Sàtra im Vergleich zu der anderen Dame, Irmser und Mister Gisborn um so viel langsamer verlaufen ist? Wissen Sie etwas darüber, Sir?«
    »Sie ist ein Medium, Großmeisterin. Fragen Sie Madame selbst, welchen Geistern und Pakten sie ihr Äußeres verdankt.« Benson gelang es, teilnahmslos dreinzublicken.
    Silena wurde immer unruhiger. Sie hasste es, Dingen auf die Spur zu kommen, ohne dabei genau zu wissen, worum es sich drehte und welche Ausmaße die Folgen ihrer Entdeckung annahmen. An einen Zufall glaubte sie längst nicht mehr. Die Drachen hatten ihre Klauen im Spiel.
    Sie erhob sich und beugte sich über den Tresor. »Dein Geheimnis erkunden wir«, versprach sie ihm und wandte sich an Benson. »Haben Sie ein Telefon, Sir?«
    »In der Eingangshalle, Großmeisterin. Ich zeige es Ihnen.« Er stand auf und schritt voran, Silena humpelte hinterher. Sie würde Litzow mitteilen, dass er ein paar Mann mit schwerem Gerät in die Mince Lane schicken sollte, die sich mit dem Tresor vergnügen konnten. Sie war sich sicher, dass ein Teil der Lösung hinter dem dicken Stahl wartete. Außerdem sandte sie drei Männer zu Scottings Laden, um den Pfandleiher nicht aus den Augen zu lassen.

VI.
     
    »Die Linie Juliana
     
    Ausgehend von Juliana, haben sich die Nachfahren auf das Legen von Fallen und kleinere Drachen spezialisiert. Ketten dienen d a zu, die Drachen zu fesseln, danach werden sie daran zum näch s ten Gewässer geschleift und ersäuft. Gibt es kein Gewässer, wird auch gerne eine Jauchegrube benutzt.«
     
    aus der Serie ›Drachentöterinnen und Drachentöt er im Verlauf der Jahrhunderte‹
     
    Im ›Münchner Tagesherold‹, Königlich-Bayrisches Hofblatt vom 5. Juni 1924

16. Januar 1925, Hauptstadt London, Königreich Großbritannien
     
    »Großmeisterin, wachen Sie auf. Wir wären so weit.«
    Silena schob den Hutrand mit dem Zeigefinger der linken Hand in die Höhe. »Ich habe nicht geschlafen«, behauptete sie müde und blinzelte. Sie hatte von Harry Piel und dem Film Triumph des Todes geträumt, und zum ersten Mal kam sie darin selbst vor. Als seine Gemahlin.
    Gisborns Arbeitszimmer lag in trübem Tageslicht, dessen Zauber durch den Nebel gefiltert und verunreinigt wurde. Vor dem Tresor knieten vier verschwitzte Männer in den Uniformen der Staffelbodentruppe und hielten einen großen Bohrer in der Hand, rund um das Schloss wies der Panzerschrank mehrere Löcher auf. Die herausgedrehten, dem Metall entrissenen Eisenspanlocken und die Blasen an den Handflächen der Männer sprachen Bände über die Beständigkeit des Materials. Es war ihr selbst ein Rätsel, wie sie bei dem Lärm hatte schlafen können.
    »Schön, Großmeisterin.« Der Arbeiter, der sie geweckt hatte, hielt einen schweren Vorschlaghammer in den Händen. »Wenn wir jetzt auf das Zahlenschloss schlagen, sollte es herausbrechen, danach können wir die Riegel von Hand beseitigen.«
    Silena erinnerte sich, wie einfach der Einbruch des Drachen ausgesehen hatte. »Dann los«, nickte sie und richtete sich in dem Sessel auf, in dem sie seit Eintreffen der Männer gesessen und gedöst hatte. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es schon kurz nach zehn Uhr morgens war.
    Es klopfte, und Benson brachte Tee und Sandwiches. Er hatte den Morgenmantel gegen seine Butler-Uniform getauscht und sah gar nicht mehr nach Herr aus. »Großmeisterin, an der Tür steht ein Mister Onslow Skelton von Hamsbridge & Coopers Insurance. Er sei hier, um nach dem Tod Sir Gisborns nach den versicherten Wertgegenständen zu sehen und den Erben eine Vertragsverlängerung zu unterbreiten.«
    »Dann ist er wohl zu früh hier, Sir. Weder Sie noch ich sind die Erben, oder?« Silena nickte dem Mann mit dem Vorschlaghammer zu. Im gleichen Moment tauchte Skelton auf der

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