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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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des Officium Draconis wegen illegalen Handels mit Drachenteilen. Sie werden als Zeuge vor einem Tribunal in unserer Niederlassung aussagen, Sir, und gehen dafür straffrei aus. Falls Sie uns den Namen der Einheit nennen können, die Mister Gisborn beliefert hat.« Zu ihrer Erleichterung sah sie, dass das Glühen des Speersplitters nachließ. Der Drache entfernte sich von ihnen.
    »Ich … weiß es nicht.« Benson schluckte, wurde weiß wie eine Wand und setzte sich auf das Sofa neben dem Fenster. »Ich habe nichts Unrechtes getan, Großmeisterin. Mein Herr hat den Kauf getätigt, nicht ich.«
    »Sie haben vor Zeugen zugegeben, von diesem Handel gewusst zu haben, Sir. Damit haben Sie sich der Teilnahme schuldig gemacht und Sir Gisborn gedeckt. Das bringt Ihnen eine ordentliche Geldstrafe oder einige Zeit im Gefängnis ein, falls Ihnen das lieber ist, Sir.« Sie wies ihre Leute an, die Ausrüstung zusammenzupacken und zurück zum Wagen zu gehen. »Ich lasse einen Constable kommen, der Sie vorübergehend in eine Zelle verfrachtet, bis das Tribunal bereit für eine Verhandlung ist oder Ihnen womöglich doch einfällt, welche Jäger sich strafbar gemacht haben.« Sie klemmte sich die Schatulle unter den Arm und tippte mit dem Zeigefinger an ihren Hutrand. »Schönen Tag, Sir.« Dann wandte sie sich ihren Leuten zu. »Wir treffen uns in einer Stunde in der Shank Street vor dem Laden von Mister Scottings«, ordnete sie an. »Umstellen Sie das Gebäude und verhindern Sie, dass er es verlässt.« Die Männer salutierten.
    Sie verließ das Haus und winkte eine Droschke herbei. Ihre linke Hand schloss sich um die Münze in ihrer Manteltasche. Der Kontakt zu dem Andenken an ihren Bruder brachte ihr etwas Ruhe und half ihr beim Überlegen.
    »Extrablatt!«, schrie ein Junge und lief den Bürgersteig entlang. Er zog einen Handkarren mit einem Stapel der Times hinter sich her. Seine Kleidung sah abgewetzt aus; die Kappe auf den kurzen blonden Haaren hatte einmal einem Erwachsenen gehört und war ihm viel zu groß. Er schwenkte eine Ausgabe, die Seiten raschelten.
    »Bestialische Morde in Whitechapel! Kehrt der Ripper zurück? Extrablatt!«
    Normalerweise hätte Silena diesen Schlagzeilen keine Aufmerksamkeit geschenkt, doch nach dem vergangenen Tag war sie geneigt, alles Ungewöhnliche einer näheren Untersuchung zu unterziehen. »Hierher, Junge«, rief sie und fischte ein paar Pennies aus ihrer Tasche, die sie in der hohlen Hand verbarg. »Wo habe ich nur…?« Sie tat so, als suche sie nach Geld, dann ließ sie die Pennies mit schnellen Bewegungen aus der dreckigen Nase, den Ohren und unter der Mütze des Zeitungsjungen hervorklimpern. »Na, so was. Du hattest die Münzen ja schon.«
    Sie lächelte ihn an. »Gib mir eine Zeitung, bitte.«
    Ganz Geschäftsmann, prüfte der Junge erst die Münzen. »Wie haben Sie das gemacht, Lady?«
    »Ich kann Pennies aus der Luft ziehen. Aber verrate es niemandem.«
    »Dann haben Sie aber ein paar zu viel gezogen.« Er wollte ihr zwei zurückgeben.
    Silena nahm sie und die Zeitung entgegen, dann sah sie ihn erstaunt an. »Nanu? Da ist was in deinem anderen Ohr.« Wieder zog sie mit flinken Bewegungen Pennies hervor. »Die wollen unbedingt bei dir bleiben. Kauf dir was davon.«
    Er grinste. »Danke, Lady. Solche Pennies sollte es öfter geben.« Er rollte mit dem Wagen die Straße entlang, immer noch das Extrablatt anpreisend. Kurz vor der Straßenbiegung wandte er sich zu ihr um und winkte ihr noch einmal zu. Sie hob den Arm zum Gruß, dann fing sie an zu lesen.
    Auf der ersten Seite hatte die Times ihren Lesern die schrecklichen Bilder nicht erspart. Aus weiterer Entfernung hatte ein Fotograf elf verschiedene Tatorte aufgenommen, wo Polizisten und halb zugedeckte Leichname zu sehen waren. Im Bericht zwei Seiten weiter hieß es, dass die siebzehn Opfer regelrecht ausgeweidet worden seien, etliche Körperteile würden fehlen. Die Brutalität übertreffe sogar die des Mörders, der unter dem Namen Jack the Ripper bekannt geworden war.
    Silena hatte sofort den Verdacht, dass der schwarze Drache dahintersteckte. Zu allem Überfluss schien er ein Menschenfresser zu sein, die übelste aller Sorten, und die Nacht damit verbracht zu haben, seinen Hunger zu stillen.
    Sie stieg in die Droschke, stellte das Kästchen neben sich und nannte dem Kutscher die Adresse der Drachentöter-Niederlassung. Auf der Fahrt machte sie sich Gedanken darüber, was ihr Fund zu bedeuten hatte und welche Verbindung es zu dem

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