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Die Mächte des Feuers

Die Mächte des Feuers

Titel: Die Mächte des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Fluges durch einen eigenen Steward an Bord. Die Deutsche Aero Lloyd führte in ihren Fokkern angeblich sogar Stummfilme vor. »Was will dieser Mandrake?«
    »Mit Ihnen sprechen. Über zwei Männer, Zadornov und Skelton.«
    Jetzt richtete sie den Blick auf Litzow. »Hat er den Grund genannt?«
    »Nein. Er will nur mit Ihnen darüber sprechen. Ich soll Ihnen ausrichten, dass es wichtig sei und Sie in Gefahr schwebten.«
    »Wo ist er?«
    »Er wartet draußen neben dem Hangar auf Sie, Großmeisterin.« Hauptmann Litzow trat zurück, damit sie die Füße auf den Boden der Gondel stellen konnte. »Ich habe eine Wache abgestellt, damit er sich nicht herumtreiben kann.«
    Silena erhob sich und biss die Zähne zusammen. Das Knie pochte, der Eisbeutel hatte nichts gebracht. »Schauen wir ihn uns einmal an.« Sie warf sich den schwarzen Mantel über und knöpfte ihn zu.
    Gemeinsam verließen sie den Führerstand des Luftschiffs und marschierten durch den Nieselregen zum Hangar, unter dessen seitlichem Vorbau ein Staffelsoldat und der Besucher standen. Silena schaute noch einmal zur D.H.34, wo das Gepäck aus einem separaten Abteil ausgeladen wurde. Während die Passagiere elegant gekleidet waren, wirkten die Piloten in den dicken Ledersachen ungeschlacht. Sie waren jedoch auf den Schutz angewiesen, da es keine geschützte Kanzel für sie gab. Während des Fluges waren sie der Witterung regelrecht ausgeliefert.
    Silena wusste, dass die Navigation bei schlechter Sicht problematisch war. Bei tief hängenden Wolken mussten die Piloten noch weiter nach unten, um sich an Schienen oder Straßen zu orientieren. Dabei war es schon mehrfach zu verheerenden Zusammenstößen gekommen, als Maschinen bei regnerischem Wetter die gleiche Route genommen hatten und sich dabei entgegengekommen waren.
    Silena richtete den Blick nach vorn. Mandrake war recht groß und kräftig gebaut, wie ein Sportler. Er bevorzugte offenbar ein schlichtes, elegantes Äußeres mit langen, hellen Stoffhosen und einem weißen Hochkragenhemd, darüber trug er ein dickes Tweedsakko und einen schwarzen Hut gegen den Regen auf den nackenlangen dunkelblonden Haaren; die Füße steckten in schicken schwarzen Lederschuhen, die unter dem Schlamm des Geländes gelitten hatten. In der linken Hand hielt er einen Regenschirm, in der rechten ein schwarzledernes Aktenköfferchen.
    Die dunkelbraunen Augen in dem glatt rasierten, männlichen Gesicht musterten die Drachentöterin voller Neugier. »Einen schönen Tag wünsche ich, Großmeisterin«, grüßte er sie mit angenehmer Stimme und einem angedeuteten Lächeln.
    Er gefiel ihr auf Anhieb. Und sie kannte diesen Gesichtsausdruck, eine Mischung aus Förmlichkeit und Höflichkeit. Etliche Mitarbeiter des Officiums beherrschten ihn ebenso. »Guten Tag, Mister Mandrake. Ich bin Großmeisterin Silena. Was kann ich für Sie tun?«
    »Wie wäre es zunächst mit einem Ort, an dem wir weniger den Launen des Empire-Wetters ausgesetzt sind?«, schlug er vor und lächelte dieses Mal offener. Er sah wirklich gut aus, und der schwache Duft seines angenehmen Rasierwassers stieg ihr in die Nase.
    Silena zwang sich zu Zurückhaltung, und es fiel ihr wirklich schwer. So etwas hatte sie schon lange nicht mehr gefühlt. Der Mann brachte die ihr so wichtige Trennung von Frau und Uniform durcheinander, Samt und schwerer Stoff schienen eins zu werden. »Sicher, Sir. Sobald ich weiß, was Sie möchten und mir die Sache weniger ominös erscheint, denn mein Bedarf ist gedeckt.«
    Langsam griff er unter sein Sakko und nahm einen Ausweis hervor, hielt ihn so, dass nur sie ihn lesen konnte.
    Secret Intelligence Service?, wunderte sie sich still. »Es wird immer besser.«
    »Ja, Großmeisterin. Würden wir nun bitte an einem Ort weitersprechen, der trockener und weniger öffentlich ist?«, erbat er und steckte seinen Ausweis wieder ein. »Und natürlich wird es unter uns bleiben, zu welcher Organisation Ihrer Majestät ich gehöre.«
    »Die Männer der Staffel Saint George sind absolut vertrauenswürdig, Mister Mandrake. Weder der Hauptmann noch der Soldat werden ein Wort über Sie verlieren.« Sie deutete auf die Theben. »Kommen Sie. Ich zeige Ihnen unsere fliegende Teeküche.«
    Sie betraten die große Gondel, und Silena lotste ihn in ein kleines Kabuff, das offiziell als Offiziersmesse diente.
    »Ein ungewöhnliches Schiff«, befand Mandrake, während er sich setzte und seinen Hut abnahm; dabei kam eine lange, schwarze Strähne auf der linken Seite zum

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