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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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gesagt, dass ein Mädchen ermordet wurde. Was
hat das mit mir zu tun? Einmal Mädchenmörder, immer Mädchenmörder?"
    „Sie haben die Zeitung heute noch
nicht gelesen?"
    Schon wieder die Zeitung? Sollte
das nie ein Ende finden? „Steht wieder was über mich drin?"
    „Sie kennen also den anderen
Artikel?"
    „Allerdings."
    „Na, wenn Sie von dem schon so
begeistert sind, sollten Sie den von heute auch lesen."
    Er machte ihn ganz unruhig. Er
öffnete die Tür zum Flur und rief seine Mutter. „Kannst du mal die Zeitung
herbringen?"
    Sie kam mit der Zeitung aus der
Küche und machte ein betretenes Gesicht. „Gib nichts darauf."
    Er riss ihr das Blatt aus der Hand.
    „Hansestadt Lübeck, erste Seite“,
war ihm der Mann behilflich. Wie hieß der noch? Keine Ahnung. Er war gestern so
aufgebracht, dass er sich ihre Namen nicht eingeprägt hatte. Er ließ den
Hauptteil zu Boden fallen und starrte auf den Lokalteil.
    Wieder ein Bild, wie er das
Gefängnis verließ und daneben das eines jungen Mädchens. Die Überschrift ließ
alles in ihm verkrampfen.
Ist
dieser verurteilte Mörder schuld an dem Tod der jungen Sina?
    In ihm drehte sich alles, während
der Text vor seinen Augen verschwamm.  
    Vor drei Wochen wurde der für den Mord an der
vierzehnjährigen Stella P. zu zehn Jahren verurteilte Christopher T. bereits
nach acht Jahren entlassen. War das vielleicht zu früh? Gestern Morgen wurde
die ebenfalls vierzehnjährige Sina K. ermordet auf dem Burgtorfriedhof aufgefunden.
Und die Parallelen sind nicht zu übersehen. Beide Mädchen waren gleich alt,
hatten blondes Haar, waren unbekleidet und wurden erstochen. Hat der
Mädchenmörder von einst wieder zugeschlagen?
    Es ging noch ein wenig so weiter,
aber ihm war die Lust vergangen. Er brauchte nicht weiter zu lesen, um zu
wissen, dass die Doerner den Artikel verfasst hatte. Er ließ die Zeitung zu
Boden fallen.
    „Es ist schlimm“, sagte die Frau.
„Lassen Sie mich sagen, dass wir nichts damit zu tun haben. Der Verfasser hat
diesen Artikel nicht auf unsere Veranlassung hin geschrieben.“
    „Verfasserin“, sagte er.
    „Was? Woher wissen Sie das?“ rief
der Mann.
    „Weil ich mit ihr gesprochen habe.“
Er erzählte ihnen von dem Gespräch und auch von seinen anderen Nachforschungen.
    „Und Sie haben keine Ahnung, welche
Intention Frau Doerner und Herr Hachmeister haben, Ihnen etwas anzuhängen?“
    Er konnte die Skepsis in den Worten
des Mannes hören. Natürlich glaubten sie ihm nicht, warum sollten sie auch?
    „Es gibt keinen Hachmeister,
verstehen Sie nicht? Das hat die Frau alles erfunden, um mich zunächst einmal
ruhig zu stellen.“
    Er merkte, wie die beiden sich
einen Blick zuwarfen, den er nicht deuten konnte.
    „Sie glauben mir kein Wort.“
    „Wir werden uns mit Frau Doerner
unterhalten, darauf können Sie sich verlassen.“
    Er schüttelte den Kopf. „Die ist
weg, das können Sie mir glauben. Sie hat erreicht, was sie gewollt hat. Was
meinen Sie, weshalb sie so Knall auf Fall ihren Job hingeschmissen hat? Sie hat
den nur angenommen, um mir eins auszuwischen.“
    „Sie gehen davon aus, dass alles
von dieser Frau geplant wurde, um Ihnen einen Mord anzuhängen?“
    Wenn er das so aussprach, hörte
sich das wirklich unglaublich an, geradezu fantastisch. Er zuckte mit den
Achseln. „Ich weiß auch nicht. Es ist zumindest alles sehr merkwürdig. Und ich
habe mit dem Mord nichts zu tun.“
    Nachdem die beiden sich
verabschiedet hatten, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass es ein Wiedersehen
geben würde, hob er die Zeitung auf und zerriss sie in Fetzen. Er ließ sich
aufs Sofa fallen und vergrub den Kopf in den Händen. Er spürte förmlich, wie
ihm die Zeit davon lief. Die beiden Beamten glaubten ihm nicht, das war klar,
aber sie brauchten sich ja nur bei der Zeitung zu melden, dann würden sie viele
seiner Aussagen bestätigt finden.
    Das Telefon klingelte, aber er
hatte keine Lust ranzugehen. Seine Mutter kam ins Zimmer und warf einen
vielsagenden Blick auf die am Boden verstreuten Schnipsel.
    „Hörst du das Telefon nicht?“ Sie
nahm den Hörer. „Tuchel?...Ja, einen Moment.“ Sie hielt ihm den Apparat
entgegen. „Ein Gespräch für dich.“
    Er zog fragend die Augenbrauen
hoch, woraufhin sie nur mit den Achseln zuckte, nahm ihr den Hörer ab und war
mehr als überrascht, wer ihn sprechen wollte. Da hatte er wohl voreilige
Schlüsse gezogen. Als er auflegte, hatte er neue Hoffnung geschöpft. Schön, er
musste sich noch ein wenig in Geduld

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