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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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etwas Besseres einfallen.“
    Er gab sich betont gleichgültig,
wobei er ein leichtes Zittern in der Stimme nicht unterdrücken konnte. „Dann
war es wohl halb drei. So genau weiß ich es nicht mehr.“
    „Oder vielleicht halb vier?“
    „Nein, ganz bestimmt nicht.“
    „Frau Ludwig hat uns erzählt, Sie
haben die Nacht bei Ihrer Freundin verbracht.“
    Masio schüttelte den Kopf. „War ja
klar, dass die nicht ihre Klappe hält.“
    Funke zog die Augenbrauen hoch.
„Sie wussten, dass sie das mitbekommen hat?“
    „Sie hat es mir selbst gesagt.“ Er
erzählte ihnen von ihrer Begegnung am Morgen.
    „Wann sind Sie bei den Kellers
aufgetaucht?“
    „Vielleicht gegen halb drei. Ich
weiß nicht mehr genau. Es war jedenfalls ziemlich spät.“
    Er hatte also mindestens vier
Stunden Zeit gehabt, die Leiche des Mädchens auf den Friedhof zu bringen. Funke
fing einen Blick von Behrend auf, der scheinbar das Gleiche dachte.
    Er wechselte die Richtung. „Wann
haben Sie Sina Keller das letzte Mal gesehen?“
    Masio rieb die Hände an der
Außenseite seiner Jeans, die auch schon bessere Tage gesehen hatte. „Keine
Ahnung. Letzte Woche vielleicht.“
    „Wo?“
    „Was meinen Sie? Als ich Judith von
der Schule abgeholt habe. Lass es letzten Dienstag gewesen sein. Da hat Sina
noch kurz mit uns gesprochen und ist dann nach Hause.“
    „Wie sind Sie so mit ihr klar gekommen?“
Funke stellte die Frage ganz unverfänglich, aber ihn machte sie dennoch nervös.
Er kratzte sich am Hals, dann verschränkte er die Arme vor der Brust, dann ließ
er sie wieder runterhängen und fuhr mit den Händen an den Hosenbeinen entlang.
Er war nicht in der Lage, sich für eine Position zu entscheiden.
    „Wie man sich halt mit der kleinen
Schwester seiner Freundin versteht.“
    „Sie haben sich nicht unter vier
Augen mit ihr getroffen?“
    Er zog hörbar die Luft ein. „Wie
bitte? Wer sagt so was?“
    Jetzt war es an Behrend, überrascht
zu sein. Mühelos übernahm er. „Wie kommen Sie darauf, dass jemand etwas gesagt
haben könnte?“
    Er fing sich schnell. „Warum sollte
ich mich mit einem Kind abgeben?“
    „Nun, Sie sind aber mit ihr gesehen
worden.“
    Er schüttelte den Kopf. „Wer immer
das sagt, der lügt. Ich habe mit dem Mord an ihr nichts zu tun, das müssen Sie
mir glauben.“
    „Wir glauben grundsätzlich nur das,
was bewiesen werden kann.“ Jetzt ließ Behrend aber den Klugscheißer raushängen.
„Also, was haben Sie mit Sina Keller zu schaffen gehabt?“
    „Ich weiß wirklich nicht…Moment,
doch. Ich hab mich tatsächlich mal mit ihr getroffen. Aber nur, weil sie mir
mit einem Geburtstagsgeschenk für Judith helfen sollte. Sonst nichts.“
    Funke bedachte ihn mit einem
nachdenklichen Blick. Er schien erleichtert. Die Frage war nur, ob er es war,
weil er die Wahrheit sagte oder ob ihm diese Notlüge gerade noch rechtzeitig
eingefallen war.
    „Wussten Sie, dass Sina Keller in
Sie verknallt war?“
    Er antwortete nicht sofort, sondern
ließ sich etwas Zeit. Wog er ab, wie viel er ihnen erzählen konnte, ohne sich
selbst zu sehr zu belasten? Oder dachte er in diesem Moment das erste Mal
darüber nach? Letzteres wollte er ihnen augenscheinlich suggerieren. Als er
schließlich antwortete, war er sehr bedächtig.
    „Na ja, ich würde lügen, wenn ich
behaupte, ich hätte da nie etwas bemerkt.“
    „Sie wussten es also.“
    Er hob beide Arme in einer Geste,
die sagte, was er denn hätte tun sollen. „Was heißt wissen? Ich hab halt
gemerkt, wie sie mich ein paar Mal angesehen hat. Dann hat sie wieder weg geguckt
und ist rot geworden. Da hab ich mir das dann zusammen gereimt. Aber das war
nur eine Schwärmerei und nur von ihrer Seite. Ich meine, Sina war vierzehn. Ich
mach doch nichts mit Kindern. Ich hab sie nie angerührt. Ich hab auch nie was
zu ihr gesagt oder so. Und ich denke nicht, dass sie wusste, dass ich es bemerkt
habe.“
    „Und Judith? Weiß sie davon?“
    „Glaub ich nicht. Gesagt hat sie
jedenfalls nichts.“
    „Wie hätte sie reagiert, was meinen
Sie?“
    „Dass ihre kleine Schwester in mich
verknallt war?“ Er zuckte mit den Achseln. „Ich glaub, sie hätte darüber
gelacht. Es ist doch auch lächerlich, oder?“
    „War Sina mal hier in Ihrer
Wohnung?“
    Er starrte Behrend an. „Sind Sie
irre? Was sollte sie hier? Ich bin mit ihrer Schwester befreundet und nicht mit
ihr.“
    „Womit verdienen Sie Ihr Geld?“
    Sichtlich erstaunt über den
Richtungswechsel, den Behrend plötzlich einschlug,

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