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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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schüttelte er den Kopf. „Ist
das wichtig?“
    „Wollen Sie es uns nicht sagen?“
konterte Behrend.
    „Meinetwegen, wenn Sie darauf
bestehen. Ich mach ganz unterschiedliche Sachen, verschiedene Gelegenheitsjobs,
bis ich was Dauerhaftes finde. Gestaltet sich etwas schwierig, aber bei der
momentanen Wirtschaftslage ja kein Wunder. Botengänge. Ab und zu helfe ich in
einer Motorradwerkstatt. Ich arbeite außerdem aushilfsweise in einem Supermarkt.“
    „Und davon können Sie leben? Hier
die Miete zahlen und Ihr Motorrad halten?“
    „Ich bin sparsam.“
    „Aber ein Mädchen wie Judith Keller
will doch auch mal was geboten haben. Und dafür braucht man Geld.“
    „Judith ist bescheidener, als es
den Anschein hat.“
    Gute Antwort.
    „Sie waren schon mal im Gefängnis.“
Behrend sah von seinem Notizbuch auf, dass es den Anschein hatte, er hätte es
eben erst gelesen.
    „War ja klar, dass das wieder
ausgegraben wird.“ Masio ließ resignierend die Hände sinken. „Mensch, das ist
mehr als sechs Jahre her. Da war ich selbst noch ein Kind.“
    „Damals haben Sie Drogen an noch
jüngere Kinder auf Ihrem Schulhof vertickt.“
    „Ich weiß selbst, dass das dumm
war. Die zwei Monate Jugendarrest haben mir das deutlich gemacht, das können
Sie mir glauben.“
    „Aber Sie haben niemals gesagt,
woher Sie die Drogen hatten.“
    „Was hat das jetzt mit dem Mord an
Sina zu tun?“
    „Beantworten Sie doch einfach meine
Frage.“
    „Entschuldigung, aber mir war nicht
klar, dass Sie mir eine Frage gestellt hatten.“
    Funke musste sich ein Grinsen
verkneifen. Da hatte er Behrend die passende Antwort erteilt. Dumm war er
nicht, das musste er ihm lassen, wenn er ihn auch sonst nicht leiden konnte,
aber der Junge verkaufte sich deutlich unter Wert. Er fragte sich, was da wohl
früher in der Erziehung schief gelaufen war.
    Behrend war sichtlich verärgert. Ob
über Masio oder sich selbst, konnte Funke nicht sagen. Das war immer dann
besonders deutlich, wenn seine Stimme ganz sanft wurde. Jemand, der ihn nicht
kannte, würde den Tonfall als freundlich einstufen, aber Funke wusste, dass
Gefahr in Verzug war.
    „Dann noch mal, damit Sie
verstehen, was ich von Ihnen wissen möchte. Woher hatten Sie die Drogen?
Diesmal die Frage verstanden?“
    „Hab ich.“ Dann lachte Masio. Und
das Lachen klang regelrecht sympathisch. „Sie glauben doch nicht im Ernst, dass
ich vor Ihnen jetzt auspacke, wo Sie mir so schlimme Fragen stellen, wenn ich
für zwei Monate hinter Gitter gegangen bin, weil ich niemanden verraten
wollte?“
    Funke wusste, dass Behrend ihm am
liebsten eine Ohrfeige gegeben hätte und übernahm.
    „Unsere Vermutung ist natürlich,
dass Sie Ihre Quelle nicht preisgeben, weil sie Ihnen immer noch nützlich ist.
Sie werden mit Stoff versorgt, den Sie verkaufen oder zum Teil auch für sich
selbst nutzen.“
    „Sind Sie irre? Ich würde niemals
harte Drogen nehmen. So einen Scheiß mach ich nicht, nein danke. Untersuchen
Sie mich, wenn Sie mir nicht glauben. Sie werden nirgendwo auch nur ein Zeichen
finden, das mich mit Drogen in Verbindung bringt. Sie können auch mein Blut
untersuchen.“
    Und wahrscheinlich würden sie
nichts finden. „Aber Sie verkaufen etwas.“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein. Mit
Drogen hab ich nichts mehr zu tun. Das können Sie vergessen. Und wieso sind Sie
so an meiner Drogenvergangenheit interessiert? Sina hatte doch mit Drogen
überhaupt nichts zu tun.“
    Funke horchte auf. „Und das wissen
Sie so genau, weil….?“
    „Weil ich es eben weiß. Glauben Sie
mir, da sind Sie völlig auf dem Holzweg.“
    „Fein. Wenn Sie also so sauber
sind, wie Sie tun, dann haben Sie sicher nichts dagegen, wenn sich unsere
Kollegen hier mal umsehen.“
    Er verschränkte die Arme vor der
Brust. „Bitte sehr. Tun Sie sich keinen Zwang an.“
    Funke nahm sein Telefon und sagte
der Spurensicherung Bescheid, obwohl er sich davon wenig versprach. Masio war
ganz ruhig geworden, so als ob sie sich auf vertrautem Terrain bewegten und er
keine Angst haben musste. Sina Keller war nicht hier gewesen, da hatte er die
Wahrheit gesagt. Sie würden nichts finden, das darauf hindeuten würde, was mit
ihr passiert war. Aber das schloss ihn ja nicht gleich als Täter aus. Funke war
sicher, dass dieser junge Mann trotzdem etwas mit dem Mord zu tun. Er wusste
nur noch nicht was. Und da fiel ihm ein, was ihn vorhin stutzig gemacht hatte.
Es gab keinen Computer im Zimmer.
    „Sagen Sie, wo ist eigentlich Ihr
Computer?“

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