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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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keine Ahnung und ihm stand
auch nicht der Sinn danach, ihn danach zu fragen, denn seine Andeutung und vor
allen Dingen sein Blick, mit dem er ihn gemustert hatte, hatten ihm gar nicht
gefallen. Was dachte er wohl von ihm? Er hätte ihn am Morgen ansprechen können,
aber er wollte dem ganzen nicht mehr Bedeutung beimessen als unbedingt nötig.
Das brachte Rouven sonst auf noch mehr quere Gedanken.
    Außerdem wollte er Marina nicht
unnötig beunruhigen. Und sie war so schnell beunruhigt. Ging einmal etwas nicht
seinen gewohnten Gang, war sie kurz vorm Durchdrehen. Als herauskam, dass Rouven
das Zeugnis gefälscht hatte, hatte sie fast eine Panikattacke bekommen. Sie
hatte sich auch furchtbar darüber aufgeregt, dass Simon sich ihr am Telefon
gegenüber unverschämt benommen hatte. Er hatte sie nicht beruhigen können, denn
hier war er leider ganz und gar Simons Meinung. Und als die Polizei gegangen
war, hatte sie wie Espenlaub gezittert, als sie zurück ins Wohnzimmer kam.
    „Was sollte das bloß?“
    Er hatte sie angestarrt, als hätte
sie den Verstand verloren. „Na ja, die sind in heller Aufregung. Ein junges
Mädchen haben sie tot gefunden und Merle ist verschwunden.“
    „Aber was haben wir damit zu tun?“
    Wahrscheinlich mehr als ihr lieb
war. „Immerhin kennen wir Merle und ihre Eltern.“
    „Du kennst Simon“, berichtigte sie
ihn. „Cordula kennen wir beide kaum und was Simon betrifft, ist er für mich
nicht mehr als ein flüchtiger Bekannter.“
    Er schüttelte den Kopf. „Mein Gott,
hörst du dich eigentlich manchmal selber reden?“
    „Es stimmt doch.“ Ihr Ton erinnerte
ihn ein bisschen an ein bockiges Kind. „Wann haben wir Merle denn das letzte Mal
gesehen? Und ich wette mit dir, dass das nur deren Schuld ist, dass ihre
Tochter abgehauen ist. Die hängt bestimmt mit irgendwelchen Typen auf der
Straße herum, raucht und trinkt und nimmt sonst irgendwelche Drogen.“
    „Wie wäre es mit ein wenig
Mitgefühl?“
    Ihre Stimme wurde schrill. „Dafür,
dass sie uns die Polizei auf den Hals hetzen? Ich bin mir sicher, dass wir das
nur Simon zu verdanken haben. Weil ich nicht zugelassen habe, dass er mit
Rouven spricht.“
    Dass sie dann am Ende selbst daran
schuld war, kam ihr scheinbar nicht in den Sinn. Er versuchte, sie zu
beschwichtigen. „Komm, Liebes, jetzt reg dich nicht so auf. War doch alles
nicht so schlimm. Wir haben ihnen ein paar Fragen beantwortet und das war’s
auch schon.“
    Er hatte zwar das dumpfe Gefühl, dass
es sich damit nicht erledigt hatte, aber das musste er ihr ja nicht auf die
Nase binden.
    Sie setzte sich zu ihm und ließ
sich von ihm den Arm um die Schulter legen. Wie mager sie sich anfühlte. Dieser
viele Sport tat ihrem Körper nicht so gut, fand er. Sicher, sie war schlank,
aber er hätte sie mit ein paar Pfund mehr attraktiver gefunden.
    „Ich mach mir Sorgen um Rouven“,
sagte sie. „Er ist so verschlossen geworden seit der Sache mit dem Zeugnis.“
    Er gab ihr einen Kuss auf die
Stirn. „Gib ihm einfach noch ein wenig Zeit. Es war ja doch ein bisschen viel,
was da alles in letzter Zeit auf ihn eingestürmt ist. Und jetzt auch noch die
Sache mit Merle.“
    „Glaubst du, er hat der Polizei
alles gesagt, was er weiß?“
    Er versteifte sich für einen kurzen
Moment. „Meinst du, er hat etwas zurückgehalten?“
    „Das meinte ich vorhin. Ich weiß
gar nichts mehr über ihn. Ich kann ihn überhaupt nicht mehr lesen und das
konnte ich mal ziemlich gut. Mir ist nur aufgefallen, dass er sehr ausweichend
war und ziemlich einsilbig. Und so ist er früher immer gewesen, wenn er etwas
vor uns verheimlichen wollte.“
    „Dann gehst du davon aus, dass er
etwas über Merle weiß?“
    „Ich habe keine Ahnung. Soll ich
ihn danach fragen?“
    Nur das nicht. „Lieber nicht. Wenn
du jetzt nach der Polizei noch mal wieder kommst, fühlt er sich bestimmt noch
mehr in die Enge gedrängt und macht ganz dicht.“
    Also waren sie zu seiner
Erleichterung übereingekommen, erst einmal abzuwarten.
    „Grothe“, unterbrach Simons Stimme
in der Leitung seine Gedanken.
    „Simon? Ich bin’s, Lars.“
    „Hallo.“
    Unterkühlt. Oder bildete er sich
das ein? Sein Magen krampfte sich zusammen. Er mochte gar nicht fragen, aus
Angst vor der Antwort, aber andererseits wollte er auch Gewissheit.
    „Habt ihr schon was von Merle
gehört?“
    „Sie ist wieder da.“
    „Was?!“ Ihm fiel ein Stein vom
Herzen. Ach was, einer? Tausende. Merle war am Leben. Es war ihr nichts
Schlimmes

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