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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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und die Anzahl
war auf vier geschrumpft. Der Filmpalast Stadthalle in der Mühlenstraße war das
größte davon und hatte sich bis heute gehalten. Das Capitol-Center in der
Breiten Straße hatte sich in den letzten Jahren auf ausländischsprachige Filme
konzentriert und war schließlich auch geschlossen worden. Das Programmkino
Hoffnung war durch einen Brand zerstört worden und sollte demnächst als
Eventhaus wieder geöffnet werden. Und aus dem City-Center war eben das Filmhaus
geworden, in dem es drei Säle gab.
    Funkes Hoffnung, vor seiner Frau
das Kino zu erreichen, erfüllte sich nicht. Sie wartete bereits auf ihn und
hatte Karten in der Hand. Sie sah umwerfend aus, und auch wenn sie das für ihn
immer tat, traf es heute besonders zu. Sie hatte ihr blondes Haar in einem
Pferdeschwanz zurückgebunden, etwas Make up aufgelegt und trug einen schwarzen
Mantel, der ihre schlanke Figur betonte. Er ging lächelnd auf sie zu und gab
ihr zur Begrüßung einen Kuss, den sie ohne zu zögern erwiderte.
    „Was für eine schöne Idee.“
    Sie strahlte ihn an. „Ja, oder?
Helen schläft mal wieder bei Franzi, da dachte ich, wir könnten uns doch einen
Abend außer Haus gönnen.“
    „Super.“ Er hakte sich bei ihr ein.
„Und? Was sehen wir?“
    „Willkommen bei den Sch’tis.“
    Davon hatte er noch nie etwas
gehört. „Aha. Und worum geht es?“
    „Keine Ahnung“, lachte seine Frau.
„Ist ein französischer Film. Soll aber ziemlich lustig sein. Der läuft hier
schon seit Wochen. Im Kurs neulich hat eine Frau davon erzählt, aber ich hatte
etwas anderes zu tun und hab nur halb hingehört.“
    Maggie gab als Englischlehrerin ein
paar Kurse für Mitarbeiter bei der Firma Reiter in Lübeck. Es machte sie nicht
reich, obwohl sie als freie Dozentin sehr gut bezahlt wurde, aber sie hatte
Riesenspaß daran.
    „Wollen wir?“
    Sie gingen hinein in den spärlich
beleuchteten Eingangsbereich, in dem links der Kartenverkäufer vor seinem
Computer saß, hundertprozentig ein Student, so wie er aussah mit seinem Vollbart
und den zu einem unordentlichen Zopf gebundenen langen Haaren. Sie passierten
den Tresen mit Süßigkeiten, Popcorn, Eis und Getränken und Maggie reichte dem Kartenabreißer
vor der Treppe nach oben ihre Tickets, der vom Typ dem Jungen an der Kasse
ähnelte, aber dünner und größer war. Er wünschte ihnen mit der Regung eines
Roboters viel Spaß und ließ sie nach oben gehen.
    Sie hatten tatsächlich viel Spaß,
denn der Film war in der Tat sehr lustig. In erster Linie ging es um Vorurteile
und Sprachprobleme, die ein Südfranzose hat, als er in den Norden versetzt
wird, und das war auch in der deutschen Synchronisation so toll umgesetzt, dass
sie besonders in der ersten Hälfte aus dem Lachen nicht mehr herauskamen.
    „Was machen wir jetzt?“ fragte
Maggie, als sie nach knapp zwei Stunden wieder auf der Straße standen.
    Funke dachte an die Weinstube, an
der er vorbeigekommen war. „Wollen wir noch eine Kleinigkeit essen?“
    Maggie war einverstanden, musste
ihm aber sagen, dass die Weinstube nur bis halb elf geöffnet war und das wohl
zu knapp geworden wäre. Somit waren sie in der Hüxstraße im Café Calma
gelandet, einem Lokal mit etwas orientalisch anmutender Atmosphäre, das aber sehr
internationale Küche anbot. Er musste zugeben, dass seine Frau sich wirklich
besser in Lübeck auskannte, als er vermutet hätte. Sie bestellten beide ein
Glas Beaujoulais, eine Flasche Wasser und entschieden sich für gebratenen
Lachs. Funke liebte Fisch, bekam ihn zu Hause aber selten vorgesetzt, weil
seine Kinder nicht gerade Fans davon waren.
    „Ich wollte diesen Abend dazu
nutzen, mich bei dir zu entschuldigen“, sagte Maggie, nachdem sie sich mit dem
Wein zugeprostet hatten. „Es war unfair, dich so anzufahren.“
    „Ist schon gut.“ Der Wein schmeckte
sehr gut. Er war eigentlich mehr der Biertyp und somit kein Kenner im
eigentlichen Sinne, auch wenn er ab und an mal ganz gern ein Glas Rotwein zu
sich nahm, aber er dachte, dass er hier ein wenig Pflaume herausschmecken
konnte.   
    „Nein, ehrlich. Ich weiß, dass das
egoistisch war. Es kommt nicht wieder vor.“
    „Ich hätte dir ja auch eine kurze
Antwort schicken können.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein,
lass nur. Es war meine Schuld.“
    Er gab auf. Wenn sie es denn so haben
wollte, hatte es eh keinen Sinn, dagegen anzureden. Also wechselte er das
Thema. „Und die Schule ist gut?“
    „Ich denke schon. Wir haben uns in
der Aula getroffen und

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