Die Mädchen (German Edition)
billige
Tönung. Schrecklich. Aber sie hatte ordentliche Titten. Und das war es ja,
worauf die Kerle abfuhren. Im Vergleich zu Susi war sie das reinste Bügelbrett.
„Es ist zehn“, sagte sie, als er
ohne ein Wort des Grußes in die Küche kam.
„Und?“
Sie hatte Mühe, ihre Stimme unter
Kontrolle zu halten und das lag nicht am Alkohol. „Es wäre nett gewesen, wenn
du mir Bescheid gesagt hättest, dass du später kommst.“
Er zuckte gleichgültig mit den
Schultern. „Ist halt noch etwas dazwischen gekommen.“
Etwas? Wohl eher jemand. „Das kann
ich mir vorstellen.“
„Was soll das jetzt wieder heißen?“
„War es denn nett mit Susi?“
„Ich hab mit Lars Squash gespielt.
Das weißt du doch.“
Sie rümpfte einfach auf Verdacht
die Nase. „Deshalb riechst du auch, als ob du in einer Kneipe gewesen bist.“
„Wir haben nach dem Sport noch ein
Bier getrunken. Das wird doch wohl noch erlaubt sein.“
„Ja, ja.“
Er seufzte. „Was mache ich hier
eigentlich? Ich muss mich vor dir nicht rechtfertigen.“
„Ich bin dir nicht mal eine
Erklärung wert?“
Er kniff die Augen zusammen. „Hör
dir doch mal selbst zu. Meinst du, da freut man sich aufs nach Hause kommen?“
Die Richtung, die er eingeschlagen
hatte, gefiel ihr gar nicht. Sie hatte keine Lust auf eine Grundsatzdiskussion.
„Zu essen gibt es nichts mehr“, lenkte sie ab.
Er ging an den Kühlschrank und
holte sich eine Wasserflasche heraus. „Ich hab eh keinen Hunger.“
Sie hätte ihn am liebsten
angebrüllt. Diese Ruhe, die er ausstrahlte, machte sie innerlich völlig wild.
„Und dass ich hier umsonst gekocht habe, ist dir egal, oder wie?“
Er reagierte nicht. „Ist Merle im
Bett?“
Wo sollte sie sonst sein? Sie
wollte es ihm genauso um die Ohren knallen, hielt sich aber in letzter Sekunde
zurück. Ihr wurde schlagartig bewusst, dass sie keine Ahnung hatte, ob ihre Tochter
tatsächlich oben war oder nicht. Denk nach , sagte sie zu sich selbst. Wann
hast du sie gesehen?
„Ich hab dich was gefragt.“
„Ja“, sagte sie, während sie sich
umdrehte, um ihn nicht anzusehen. Was sollte sie ihm sagen? Dass sie keine
Ahnung hatte, ob Merle überhaupt zu Hause war? Dass sie sich nicht einmal erinnern
konnte, wann sie sie zuletzt gesehen hatte? Dass sie mit einer Flasche Wodka
auf dem Sofa eingeschlafen war?
„Weißt du eigentlich, was deine
Tochter den lieben Tag über so treibt?“
Es war, als ob er ihre Gedanken
lesen konnte.
„Meine Tochter? Ich dachte eigentlich
immer, Merle sei unsere Tochter.“
„Du weißt genau, wie ich das
meine.“ Er hatte durchschaut, dass sie nur ablenken wollte und ließ es ihr
nicht durchgehen. „Also?“
„Warum fragst du mich das?“
„Na ja, du bist schließlich den
ganzen Tag zu Hause. Da musst du doch mal was mitkriegen.“
Hatte sie was verpasst? Hatte Merle
etwas ausgefressen? Wusste Simon davon und wollte sie auf die Probe stellen?
„Wovon?“
„Mein Gott, ich rede ganz
allgemein.“
„Wieso das plötzliche Interesse an
deiner Tochter?“ Sie hatte ihren Kampfgeist wieder. „Sonst interessiert sie
dich doch auch nicht. Oder hast du in letzter Zeit mal etwas mit ihr unternommen?“
Sie merkte, dass sie ihn getroffen
hatte. Er warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. „Du hast Recht. Ich hab sie
wirklich vernachlässigt. Aber ich hab auch noch eine Firma, die ich zusammenhalten
muss. Was ist deine Entschuldigung?“
Er war so kalt. Wenn sie ihn jetzt
betrachtete, konnte sie sich nur schwer vorstellen, dass das derselbe Mann war,
in den sie sich einst Hals über Kopf verliebt hatte. Damals hatten sie seine
blauen Augen immer voller Zärtlichkeit angesehen. Sie hätte in ihnen versinken
mögen. Jetzt sah sie nur noch eisblauen Stahl und seine grauen Schläfen
verstärkten den Eindruck noch. Wärme gab es nicht mehr. Das Paradoxe war, dass
sie immer noch ihm gehörte. Egal, wie schlecht er sie behandelte, sie hätte
sich nie von ihm getrennt. Sie liebte ihn und das mit jeder Faser ihres
Körpers, war ihm mit Haut und Haaren verfallen. Und tief im Inneren wusste sie,
dass seine Gefühle für sie auch noch vorhanden waren, so unnahbar er sich auch
gab. Sie musste nur alles daran setzen, sie wieder zu entfachen. Einzig die
Hoffnung, dass ihr das gelang, ließ sie durchhalten und an dieser Ehe
festhalten.
Simon führte die Flasche an den
Mund und trank. Dann stellte er sie zurück in den Kühlschrank. „Ich gehe jetzt
nach oben. Ich muss schließlich noch meine
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