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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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hätte das jemand mitkriegen müssen. Die
Leiche war nicht gerade versteckt.“
    „Also ist sie im Dunkeln dort
abgeladen worden.“
    „So sieht es aus.“
    „Schon eine Ahnung, wer sie ist?“
    „Die Kollegen haben zwei
Vermisstenmeldungen seit gestern Abend, die passen könnten.“ Er sah auf seinen
Notizblock. „Sina Keller und Merle Grothe, beide vierzehn Jahre alt, beide
blond, etwa dieselbe Größe.“
    „Seit gestern Abend? Dann war das
Mädchen schon tot, als sie als vermisst gemeldet wurde?“
    „Wenn es eines von den beiden ist.“
    Roman reichte ihr ein Foto, das sie
nachdenklich betrachtete. Es zeigte ein Mädchen, dessen Gesicht ziemlich stark
geschminkt war, was aber irgendwie nicht zu ihr zu passen schien. „Sie sieht
aus, als ob sie schläft.“
    „Zum Glück.“
    Doreen stockte der Atem, weil ihr
jetzt erst klar wurde, was ihr bevorstand. „Wir sollen die Eltern aufsuchen,
stimmt’s?“
    „Wir fahren zu den Grothes. Funke
und Behrend haben hier noch ein wenig zu tun und suchen dann die Kellers auf.
Gerechte Verteilung.“
    Hilfe! Das Überbringen solcher
Horrormeldungen war nie schön, aber sie konnte sich nichts Furchtbareres
vorstellen, als Eltern zu bitten, ihre ermordete Tochter zu identifizieren.
„Dann hoffe ich, dass es nicht die Grothe ist.“
    Roman seufzte. „Ich auch. Das
kannst du mir glauben.“
    „Wieso diese Eile?“
    „Funke will keinen Fehler machen.
Falls es eine von den beiden ist, und das ist ziemlich wahrscheinlich, kann es
ja sein, dass es da einen Zusammenhang gibt. Deshalb will er so schnell wie
möglich vorgehen, damit wir das andere Mädchen vielleicht noch lebend finden.“
    Sie hatten die Tür zum Friedhof
erreicht und Doreen warf dem Beamten einen fragenden Blick zu. „Ist er noch
da?“
    „Nein. Ist gerade weg.“
    „Von wem sprecht ihr?“
    Doreen erzählte ihm von dem jungen
Mann und Roman runzelte die Stirn. „Seltsam. Und du bist sicher, er war von der
Presse?“
    „Das hat er zumindest behauptet.
Sag mal, nehmen wir deinen oder meinen Wagen?“
    „Meinen. Um diese Zeit traue ich
deinen Fahrkünsten nicht.“
    „Haha“, machte Doreen.
    „Im Ernst. Wir fahren zunächst mal
ins BH und holen uns die Unterlagen über die Vermisstenmeldung. Dann können wir
sehen, was wir die Eltern noch fragen müssen. Du weißt ja, wie das ist, wenn
jemand vermisst gemeldet wird. Ich will den Kollegen nichts unterstellen, aber
so hundertprozentig ernst genommen wird das oft nicht, besonders wenn es sich
um einen Teenie handelt. Bei einem kleinen Mädchen wäre die Reaktion sicher
anders, aber hier besteht schließlich immer die Möglichkeit, dass sie wegen
Krachs mit den Eltern einfach abgehauen ist. Viel hängt von dem Eindruck ab,
den die Kollegen bei der Befragung der Eltern haben. Ich würde deshalb
vorschlagen, wir fahren getrennt, dann hast du deinen Wagen dort und nachher
nehmen wir meinen.“
    „Klingt logisch. Und was machen
wir, wenn es nicht, wie heißt sie, Merle Grothe ist? Befragen wir die Eltern
trotzdem?“
    Roman betätigte die
Zentralverriegelung seines Audis und öffnete seine Tür. „Das hängt davon ab,
wie gründlich die Kollegen waren, würde ich sagen.“
     
    Hauptkommissar Funke saß mit
verkniffenem Gesicht hinter dem Steuer seines Wagens. Wie er in solchen
Momenten seinen Job hasste. Als das Telefon bei ihm zu Hause klingelte und sein
Kollege Goll vom Erkennungsdienst dran war, war ihm klar, dass der Tag schlimm
beginnen würde. Dass es sich nun auch noch um ein junges Mädchen handeln
musste, war fast zuviel. Wer tat nur so etwas? Wie krank war der Typ nur? Er
wollte sich lieber nicht ausmalen, was er mit ihm machen würde, wenn er ihn in
die Finger bekam. Er hielt nichts von Lynchjustiz, aber in solchen Fällen
konnte er jeden Vater verstehen, der dadurch zum Mörder wurde. Es war schließlich
nicht lange her, dass er sich in einer ähnlichen Situation befunden hatte.
    Die bevorstehende Aufgabe lag
schwer auf seiner Seele. Eltern zu sagen, dass sie vielleicht ihre Tochter
gefunden hatten und sie zu einer Identifizierung zu bitten, schlimmer ging es
nicht. Und gewöhnen konnte er sich auch nicht daran, diese Nachrichten zu
überbringen. Dafür war er einfach nicht abgestumpft genug. Er war sicher, dass
die Tote eine von den beiden Mädchen war, die gestern Abend als vermisst
gemeldet worden waren. Die Beschreibung passte auf beide, und dass ein drittes
Mädchen mit gleichem Aussehen in derselben Woche in Lübeck verschwand, war

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