Die Mädchenakademie
erzählen. Jeder hat Fantasien.«
»Ich träume von normalem Sex mit jemandem, den ich liebe, nichts Besonderes«, log sie mit brüchiger Stimme und glaubte sich selbst nicht. »Wie bei den Tabus fehlen mir die Anregungen und Erfahrungen.«
Charlotte neigte sich zu ihr herüber. »Wir könnten sie wahr werden lassen. Bist du sicher, dass da nicht etwas ist, das dich feucht werden lässt?«
»Doch, aber die Frage müsste lauten wer und nicht was «, versuchte Emma sich herauszureden.
»Christian.« Es war eine Feststellung, keine Frage. Seufzend setzte Charlie sich wieder auf. »Auf den sind alle scharf. Er sollte aber nicht der einzige Grund sein, weshalb du dem Club beitreten möchtest.«
»Natürlich nicht.« Emma wollte die Ferien nicht alleine verbringen und Trübsal blasen. Erotische Abenteuer würden ihr die Zeit neben dem langweiligen Nachhilfeunterricht bis zur Abschlussprüfung versüßen. Außerdem wollte sie ihrem Vater eins auswischen, obwohl der Gedanke kindisch war, denn Oisin würde wahrscheinlich nie von den Eskapaden seiner Tochter erfahren.
»Der Fairness halber wirst du die Punkte eines ehemaligen Mitglieds von uns übernehmen«, erklärte Lauren. »Wir haben ja einen großen Vorsprung, den du ansonsten nie einholen könntest.«
Charlie blinzelte. »Und sie hatte viele Punkte, mehr als ich.«
»Wer war sie?«, fragte Emma. Sie beneidete dieses Mädchen, weil es bereits die Abschlussprüfung bestanden hatte und ihre Freiheit genoss, während sie weiter büffeln musste.
»Verschwiegenheit ist eine Tugend, das ist eine unserer Regeln.« Megan rieb ihre Handflächen aneinander. »Lasst uns endlich anfangen.«
Enthusiastisch griff sie hinter sich und holte eine Schatulle hervor, die durch den braunen Lederüberzug, die Metallfassung und die Lederschnallen mittelalterlich aussah. Sie stellte das Kästchen so behutsam vor sich auf den Boden, als würde sich darin eine Kostbarkeit befinden. Feierlich löste sie die Schnallen und hob den Deckel an, der gewölbt war wie bei einer Truhe. Darunter kam schwarzer Samt zum Vorschein, der am Rand mit dem Futteral eingenäht war und die Sicht auf den Inhalt nahm. In der Mitte des Stoffs gab es einen Schlitz, durch den man hineingreifen konnte.
Das musste die Schatulle mit den Zetteln sein, auf denen sich die erotischen Aufgaben befanden. Emma erinnerte sich, dass Charlie davon erzählt hatte. Die Stunde der Wahrheit war gekommen.
Hatte sie wirklich den Mumm, Mitglied in diesem außergewöhnlichen Club zu sein?
Die Situation hatte etwas Zeremonielles, als Megan langsam das Kästchen zu ihr hinschob. »Greif hinein und zieh einen Zettel. Wir alle haben uns etwas Nettes für dich ausgedacht – etwas Harmloses für den Anfang – und es aufgeschrieben. Eine dieser vier Aufgaben wird dein Prüfungsritual sein.«
Emma kniete sich auf das Kissen, streckte ihren Arm aus und hoffte, dass die Mädchen nicht bemerkten, wie sie zitterte. Ihre Hand tauchte in den Spalt des Samtstoffes ein, vorsichtig, als könnte sich ein Skorpion unter dem Sichtschutz verstecken. Doch sie spürte nur die Zettel, schob sie eine Weile hin und her, weil sie unschlüssig war, welchen sie auswählen sollte.
Schließlich fasste sich Emma ein Herz und zog einen heraus. Sie blickte die Mädchen eine nach der anderen an, um Zeit zu gewinnen.
»Öffne ihn und lies laut vor«, wisperte Charlie, die eine Hand in ihren Schoß legte und dort ihr Nachthemd zusammenknüllte.
7
Emma faltete zögerlich das Papier auseinander. Ihre Augen weiteten sich. Das war also ihr Test! Schwarz auf weiß stand er dort. Die Buchstaben verschwammen vor ihren Augen. Eigentlich war es nichts halb so Dramatisches, wie sie erwartet hatte, und dennoch haderte sie. Weil sie sich schämte. Weil man so etwas nun mal nicht tat. Und weil die Lust, die Charlotte während der Rasur entflammt hatte, in geballter Form zurückkehrte und ihr den Atem raubte.
Emmas Mund war so trocken, dass sie Speichel in ihren Wangen sammeln und hinunterschlucken musste, bevor sie sprach. »Bringe dich vor unseren Augen zum Höhepunkt.«
Alle jubelten. Es war nicht erkennbar, wer sich diese Anweisung ausgedacht hatte.
Lauren lehnte sich gemütlich gegen das Bein eines massiven Schreibtisches, der hinter ihr stand, und forderte sie gut gelaunt auf: »Bring es hinter dich.«
»Und vergiss nicht, es zu genießen, denn darum geht es in unserem Club.« Auf allen vieren kroch Charlie zu Emma und hielt ihr die Hände mit den
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