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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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seine eigenen Vermutungen anstellen, empfahl Björn seinen Zuhörern; er selbst erkläre es sichdamit, daß sie durch die Wolfsmaske in einen Zustand willenloser Erstarrung versetzt worden seien.
    Gegen Mittag habe sich der Wind gelegt. In der brütenden Hitze hätten seine Wunden entsetzlich zu schmerzen begonnen. Über Berge von Leichen, durch blutgetränkten Schlamm und verbranntes Gras sei er gekrochen, habe sich ein Stück den Hügelhang emporgeschleppt, dort unter einen Strauch gesetzt, der ein wenig Schatten spendete, und sei sogleich eingeschlafen.
    An dieser Stelle pflegte Björn, von seinem ungeordneten und lückenhaften Bericht offensichtlich erschöpft, für längere Zeit die Augen zu schließen. Die meisten seiner Zuhörer verstanden dies als einen Wink, ihn mit den schrecklichen Bildern seiner Erinnerung allein zu lassen. So kam es, daß nur wenige von ihm etwas über den weiteren Verlauf jenes denkwürdigen Tages erfuhren.
    Als Björn aus tiefem Schlaf erwachte, sah er Sigurd von den Schafsinseln blutüberströmt auf sich zuwanken. Dieser hatte nur noch einen Arm, den anderen zog er am Daumen hinter sich her. Sigurd ließ sich neben Björn auf den Boden sinken und sagte: »Ich wollte, mir wäre der Kopf abgeschlagen worden statt meines Schwertarms. Jetzt bin ich weniger wert als ein halber Mann.« Er legte den Arm auf seine Knie und streichelte ihn mit den Fingern seiner Linken. »Ein guter Arm, ein kräftiger Arm. Von allem hätte ich mich leichter getrennt als von ihm.« Dann grub er mit dem Messer ein Loch. In dieses legte er seinen Arm und bedeckte ihn sorgfältig mit Moos und Erde. Es war, als begrabe er einen Freund.
    »Du mußt die Wunde verbinden lassen, sonst verblutest du«, sagte Björn.
    »Was hätte es für einen Sinn, wenn ich am Leben bliebe«, entgegnete Sigurd. »Es steht nicht zu erwarten, daß mein linker Arm jemals die Fertigkeit erlangt, die mein rechter besaß. Aber laß uns noch ein wenig miteinander reden, bis ich leergelaufen bin.«
    »Ist die Schlacht zu Ende?« fragte Björn.
    »Sieh selbst, Björn Hasenscharte«, erwiderte Sigurd. Das Tal war bis an den Fuß der Hügel mit Toten übersät. An einigen Stellenwurde noch gekämpft, doch das blindwütige Gemetzel schien in der Mittagshitze zum Erliegen gekommen zu sein. Selbst die Schreie und das Wehklagen der Verwundeten klangen gedämpfter.
    »Von unseren Leuten sind so viele tot, daß es einfacher wäre, jene aufzuzählen, die noch am Leben sind«, fuhr Sigurd fort. »Und dennoch sieht es so aus, als hätten wir die Schlacht gewonnen.« Er deutete zum Grund der Senke. Dort stand Sven Gabelbart, und vor ihm kniete Gumlä. Der Piktenfürst hatte beide Arme erhoben, als flehe er die Götter um Hilfe an, aber Sven drückte sie mit dem Schwert beiseite und trennte ihm mit einem einzigen Hieb den Kopf vom Rumpf. Daraufhin ergriffen die Pikten schreiend die Flucht, und die Jarle der Angelsachsen, die die Hinrichtung aus sicherer Entfernung beobachtet hatten, warfen ihre Schwerter fort und näherten sich Sven in unterwürfiger Haltung.
    »Was immer man über die Schlacht erzählen wird, es war kein guter Waffengang«, sagte Sigurd nach einer Weile. »Eines Sieges, der mit Hexerei errungen wurde, kann man sich nicht rühmen. Oder wie sonst hätte Sven die Bauern von Man töten können oder einen Helden wie Torkel Wurmfraß?«
    »Frag ihn selbst«, sagte Björn.
    Sven Gabelbart kam mit Skarthi und Odinkar den Hügel herauf und trat zu ihnen in den Schatten. Er war über und über mit Blut bespritzt, und sein Haar war verklebt von Schweiß. »Wo hast du deinen Arm gelassen, Sigurd?« fragte er.
    »Ich habe ihn begraben«, gab dieser mißmutig zur Antwort. »Das beste wäre, du schlügest mich tot, was kann dir ein Krüppel noch nützen?«
    »Du gäbst einen guten Schatzmeister ab«, schmunzelte Sven. »Ein Einarmiger kann mir das Geld schwerlich mit beiden Händen aus den Taschen ziehen.«
    Sigurds Gesicht wurde aschfahl. Er stand mühsam auf und ging beiseite.
    »Das war ein schlechter Scherz«, sagte Skarthi.
    »Es zeugt für meine gute Laune, daß sie schlechte Scherze gebiert,lieber Freund«, erwiderte Sven vergnügt. Dann sagte er zum Goden: »Tu etwas, damit er nicht noch mehr Blut verliert, Odinkar. Einen Mann wie Sigurd kann ich nicht entbehren.«
    Plötzlich war das Tal von einem Lärm erfüllt, als ob die Schlacht von neuem begonnen habe. Vom Hügelkamm stürmten Thorgeir Bryntrolls Wikinger den Hang herab. Grölend schwangen

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