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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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schwirrten Harpunen heran; eine durchbohrte den Hals eines Ruderers, eine andere schlug Björn das Schwert aus der Hand. Die Männer duckten sich hinter das Schanzkleid, deshalb bemerkten sie nicht, daß einige Boote längsseits gingen und mit Messern bewaffnete Bjarmen an Bord kletterten. Einer von ihnen warf sich auf Leif; Björn riß eine Harpune aus den Decksplanken und bohrte sie dem Bjarmen zwischen die Schulterblätter. Eine Zeitlang schien es, als würden die immer zahlreicher an Deck enternden Bjarmen die Oberhand gewinnen, aber da wurde Hemmo der Kurze von einer Harpune ins Gesäß getroffen. Vor Schmerz und Wut brüllend stürmte er über das Deck und hieb seine Axt blindlings in das Menschengewimmel. Wie Karhu später erzählte, galten Berserkerunter den Bjarmen als Schützlinge der Götter, gegen die niemand die Hand erheben durfte, und weil Hemmo sich wie ein solcher gebärdete, ließen die Bjarmen ehrfürchtig die Waffen sinken und sich widerstandslos von ihm niedermetzeln. So verdankten es Thormod und seine Mannschaft genaugenommen den Göttern der Bjarmen, daß sie noch einmal mit dem Leben davonkamen.
    Sie ruderten das Schiff aus der Flußströmung und segelten weiter nach Osten. Gegen Abend sahen sie oberhalb der Felsküste, in einer flachen Senke zwischen steil aufragenden Bergflanken, eine Anzahl spitzkegeliger Zelte; ihre Form erinnerte Björn an jene der Nomaden, die einst die Stadt belagert hatten.
    Das seien Terfinnen, sagte Karhu, und er sei sicher, daß sie ihnen Gastfreundschaft gewähren würden. Außerdem seien die Terfinnen Meister der Heilkunst, und da kaum einer von Thormods Männern unverletzt geblieben sei, empfehle er, ihnen einen Besuch abzustatten. Thormod, dem selbst der Arm vom Schultergelenk bis zum Ellbogen aufgeschlitzt worden war, fand, das sei ein guter Vorschlag, und ließ das Schiff unterhalb des Zeltlagers vor Anker gehen.
    Es war so, wie Karhu gesagt hatte: Die Terfinnen nahmen sie freundlich auf. Sie bewirteten die ausgehungerten Männer mit Bären- und Rentierfleisch und rohem Fisch, dessen abscheulicher Gestank die meisten davon abhielt, seinen köstlichen Geschmack zu genießen. Dann gingen die Frauen daran, die Verwundeten zu versorgen. Je nachdem, an welchem Teil des Körpers sich die Wunde befand, wandten die Frauen verschiedene Mittel an: hier Kräuter und den Saft ausgepreßter Wurzeln, dort einen Brei aus Grütze und Harn, gelegentlich auch rohes Fleisch, das schon merklich in Verwesung übergegangen war. Um den Mann, dessen Hals von einer Harpune durchbohrt worden war, kümmerten sie sich nicht; er habe den Tod bereits in den Augen, übersetzte Karhu. Kurz darauf starb der Mann.
    Das Oberhaupt des Stammes, auch er Häuptling und Priester zugleich, hieß Yrrjölä und war, wenngleich schon sehr alt, flinkund wendig wie ein Jüngling. Yrrjölä galt unter den Terfinnen als ein reicher Mann, denn er besaß vierhundert Rentiere, von denen allerdings die meisten halbwild umherstreiften und nur mit Hilfe zahmer Rentiere angelockt und eingefangen werden konnten.
    Als Thormods Männer wieder zu Kräften gekommen waren, nahm Yrrjölä sie mit auf die Jagd. Jenseits des gebirgigen Küstenstreifens erstreckte sich ein weites Hochmoor. Es bot sich den Seefahrern in verschwenderischer Farbenpracht dar: Das grelle Gelb der Zwergbirken und Rentierflechten wetteiferte mit dem satten Rot der Blaubeersträucher; in den Sumpfseen spiegelte sich der blaue Himmel.
    Der Winter werde nicht mehr lange auf sich warten lassen, meinte Yrrjölä, und die Fremden täten gut daran, ihn in den Koten seines Stammes zu verbringen, statt wieder auf das Meer hinauszufahren.
    Thormod dankte ihm in wohlgesetzten Worten, ließ jedoch offen, ob er Yrrjöläs Einladung annehmen werde. Als sie sich aber ein Stück von den anderen abgesondert hatten, sagte er zu Björn: »Diese Wilden besitzen nichts, um das sich zu handeln lohnt, deshalb denke ich nicht daran, mich noch länger bei ihnen aufzuhalten.«
    Sie erlegten einen Bären, wobei es Thormods Männer in Erstaunen setzte, wie nahe die Terfinnen das mächtige Tier an sich herankommen ließen, bevor sie es töteten. Karhu erklärte ihnen, daß sein Volk die Bären zu den Menschen zähle und daß es Unglück bringe, einem Bären das Leben zu nehmen, ohne sich der Gefahr auszusetzen, von ihm getötet zu werden. Andernfalls verwandle sich der Bär nach seinem Tode in einen Troll und nähme als solcher furchtbare Rache.
    Als sie sich nach einem

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