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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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aus den Sumpfgebieten auf und überfielen die Ritter wie eine feindliche Armee. Er hatte Männer und Frauen vor Verzweiflung weinen sehen, wenn gegen Abend die Hitze nachließ, aber dafür Scharen von Blutsaugern sich auf Händen, Füßen und Gesichtern niederließen.
    Einen ganzen Tag und eine Nacht war er jetzt ununterbrochen auf den Beinen, und er fühlte sich erschöpft, aber nicht müde. Letzteres konnte er sich auch nicht leisten. Das provisorische Hospital, an dem er mit Hilfe der Zisterziensermönche fieberhaft arbeitete, war noch längst nicht fertig. Sie brauchten mehr Betten und vor allem mehr Tragen, um zum einen die Kranken ins Hospital hinein- und zum anderen die Toten wieder hinaustransportieren zu können.
    Unter Aufsicht der kaiserlichen Beamten gingen die gesunden Männer inzwischen nach und nach an Bord der Schiffe. Karim hatte an Friedrich appelliert, das Verladen der Truppen und der Vorräte, so gut es ging, zu beschleunigen, und selbst jetzt, da jeder, dessen körperliche Verfassung es zuließ, Tag und Nacht arbeitete, schienen ihm die Fortschritte zu gering, um letztlich erfolgreich zu sein.
    Eine Fieberepidemie von diesen Ausmaßen hatte auch Karim noch nicht erlebt, und immer wieder fragte er sich, ob es überhaupt noch Chancen gäbe, die Seuche zu überleben. In medizinischer Hinsicht konnte er für die Kranken nicht viel tun. Er fertigte Schmerzmittel aus Weidenrinde an, und in schweren Fällen verabreichte er einen Saft aus Mohn, Mandragorawurzeln und Bilsenkraut. Die narkotische Wirkung dieser Mixtur war so stark, dass Karim sogar schmerzlos operieren konnte.
    Christliche Ärzte, denen er das Rezept verraten hatte, hielten es für schwarze Magie und wollten von einem Narkotikum nichts wissen. Karim lief jedes Mal eine Gänsehaut über den Rücken, wenn er sich an seinen Besuch in einem Hospital in Mainz erinnerte. Er hatte einem Mann mit einem Abszess am Bein als Therapie einen Breiumschlag empfohlen und auch angelegt. Obwohl sich das Bein besserte, hielt ein christlicher Medicus seine eigene Radikalbehandlung für angebrachter und überzeugte den Mann von einer Amputation.
    Karim hatte entsetzt mit ansehen müssen, wie der Medicus dem Patienten bei vollem Bewusstsein mit der Axt das Bein abschlug. Der Mann überlebte die Behandlung nicht, und Karim beschloss, ein christliches Spital nie wieder zu betreten.
    Wenn es nach ihm ginge, müsste jeder Arzt eine wissenschaftliche Ausbildung absolvieren. Immer wieder hatte er mit dem Kaiser darüber gesprochen und versucht, Friedrich von der Notwendigkeit einer allgemeinen Gesetzgebung über die Heilkunst zu überzeugen. Er verstand, dass Friedrich viele Dinge in seinen unterschiedlichen Reichen zu regeln hatte, aber Karim hielt nun mal die Wissenschaft für die tragende Säule des Fortschritts und war deshalb ihr eifrigster Anwalt.
    Er sah, dass sich einer der Zisterziensermönche näherte.
    »Pater Ruggiero schickt mich«, sagte der Mönch. »Wir haben kein Holz mehr für Betten und Tragen.«
    »Lasst die gesunden Ritter in die Wälder gehen und Bäume schlagen«, erwiderte Karim.
    »Die Ritter weigern sich. Die meisten versuchen den Hafen zu verlassen, die anderen fliehen über die Straßen ins Landesinnere. Ich habe nicht einmal jemanden, der mir und meinen Brüdern hilft, die Toten zu begraben.«
    »Es ist besser, wir verbrennen die Leichen«, meinte Karim. »Es sterben zu viele Männer, um sie in der Erde zu bestatten. Das Fieber ist schon schlimm genug. Achtet darauf, dass keine verwesenden Körper im Lager liegen.«
    »Diese Seuche ist eine Strafe Gottes«, lamentierte der Mönch. »Er zieht uns für unsere Sünden zur Rechenschaft. Wir werden alle sterben.«
    »Das Fieber fällt nicht vom Himmel, es kommt aus den Sümpfen«, widersprach ihm Karim. »Wir müssen dafür sorgen, dass nicht noch mehr Männer krank werden und dass die, die das Fieber haben, Ruhe und Pflege bekommen.«
    Karim hatte es satt, seine Helfer immer wieder aufs Neue von seinem medizinischen Wissen überzeugen zu müssen. Er verlor wertvolle Zeit mit endlosen Diskursen über Sinn und Zweck von Diagnosen und Therapien und wünschte sich sehnlichst, er könnte wie der Kaiser einfach Befehle erteilen und Anordnungen treffen. Doch obwohl er der Leibarzt des Kaisers und sogar so etwas wie dessen Freund war, musste er sich als Sarazene mit gutgemeinten Ratschlägen bescheiden.
    Und zu den Sorgen um die erkrankten Ritter kam auch noch der labile Gesundheitszustand der jungen

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