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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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die längst aus dem Sattel gerutscht war und sich nur noch an der Mähne des Pferdes festgehalten hatte, stolperte vorwärts und fiel außer Atem ins Gras. Sie hörte Lorenzo husten und würgen, das Pferd schüttelte sich und schnaubte erleichtert, und Bianca brach in Tränen aus.
    Sie hatten es geschafft. Sie waren ihren Verfolgern entkommen, und sie waren am Leben. Sie kroch zu Lorenzo und half ihm, sich aufzusetzen. Weinend umarmte sie ihn, und Lorenzo klammerte sich an Bianca. Sie mussten weiter, aber sie gönnten sich diesen einen Moment der Dankbarkeit. In dieser Nacht hatten sie gesiegt, aber noch einmal wollten sie ihr Glück nicht herausfordern.
    »Komm, steh auf«, flüsterte Bianca. »Unsere Kleider trocknen später in der Sonne, wir dürfen keine Zeit verlieren.« Sie stützte Lorenzo, als er auf die Beine kam. »Ich erzähle dir morgen, was passiert ist«, versprach sie ihm. »Unsere Bilanz ist gar nicht so schlecht. Wir haben ein Pferd, wir haben ein Messer, und vielleicht finden wir in den Taschen Heinrichs von Passau das nötige Geld für die Schiffspassage.« Lorenzo sah sie verständnislos an. »Folge mir einfach«, sagte Bianca. »Es wird Zeit, dass wir nach Comácchio kommen.«

P apst Gregor  IX . unterdrückte einen saftigen Fluch. Seine Heiligkeit hatte Lust, ihn offen auszusprechen, aber in Anwesenheit seiner engsten Berater war es besser, Zurückhaltung zu zeigen. Das hinderte ihn jedoch nicht, das kaiserliche Schreiben, das ihm eben durch eine Delegation überbracht worden war, missmutig auf den Tisch zu werfen. Er hasste den Kaiser, diesen Balg aus Apulien, wie er ihn insgeheim abschätzend nannte, den er nicht nur für selbstherrlich, unverschämt und überheblich, sondern vor allem für gefährlich hielt.
    »Geschliffen formuliert«, knurrte er und forderte einen der Kardinäle auf, Friedrichs Brief zu lesen. »Elegant und doch eine einzige Frechheit.«
    Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Kaiser die päpstlichen Vorwürfe über die Verzögerungen bei dem versprochenen Kreuzzug derart selbstbewusst zurückweisen würde. Friedrich war kein leichter Gegner, aber Seine Heiligkeit zweifelte nicht daran, dass der Stuhl Petri diesen Kaiser letztlich doch in die Knie zwingen würde. Die Frage war nur, wann.
    »Ich warte auf Eure Vorschläge«, blaffte der Heilige Vater unvermittelt in den Raum, und drei Kardinäle zuckten erschrocken zusammen. »Was tun wir jetzt?«
    »Man hört«, sagte einer der Männer, »nichts Gutes aus Brindisi.«
    »Das ist nichts Neues«, fuhr ihn der Papst an. »Wir wissen bereits, dass unter den Kreuzrittern eine Seuche ausgebrochen ist. Andererseits sind einige Barone, die Friedrich dringend für einen Feldzug braucht, schon unterwegs nach Zypern. Der Kaiser schickt seine Heerführer nicht ohne Grund voraus. Er wird ihnen so bald wie möglich folgen. Und was wird dann aus unserem Plan?«
    Ein Ritter in der Tracht der Templer meldete sich zu Wort. »Es besteht kein Anlass zur Sorge«, beruhigte er den Papst und die Kardinäle. »Jeder hier im Raum kennt den Vertrag von San Germano. Vor zwei Jahren hat sich der Kaiser mit seiner Unterschrift verpflichtet, spätestens im August dieses Jahres den Kreuzzug persönlich anzutreten. Er hat zu lange gezögert. Seine Frist läuft ab.«
    Der Papst betrachtete den Templer nachdenklich. Der Mann hatte eine Zeitlang in der kaiserlichen Kanzlei gearbeitet und war mit den politischen Schachzügen Friedrichs vertraut. Ließ er die Frist tatsächlich verstreichen, wurde er vertragsbrüchig und musste die ungeheure Summe von einhunderttausend Goldunzen als Konventionalstrafe zahlen. Doch das Geld interessierte den Heiligen Vater nicht.
    »Was ist, wenn der Kaiser auch an der Seuche erkrankt?«, fragte der Papst.
    Der Templer zuckte gleichmütig mit den Schultern und lächelte. »Diesen Fall sieht der Vertrag nicht vor. Friedrichs Gesandte haben damals etwas zu nachlässig verhandelt. Es gibt nur einen Grund, der Friedrich den Kreuzzug erspart.«
    »Und der wäre?«, wollte der Papst wissen.
    »Sein Tod«, antwortete der Templer.
    »Nun, ich will nicht hoffen, dass Gott, der Allmächtige, den Kaiser schon vor seiner Zeit abberuft«, wiegelte Seine Heiligkeit ab. »Und außerdem wünsche ich ihm göttlichen Schutz vor der verheerenden Epidemie, die seine bedauernswerten Truppen befallen hat. Aber, meine lieben Brüder, ist es nicht so, dass der Kaiser das Schicksal leichtfertig herausgefordert hat, indem er ausgerechnet den fauligen

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