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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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versöhnlich gestimmt.«
    »Was wäre, wenn Ulldrael denn ein Wunder geschehen ließe?«, entgegnete der Mönch freundlich.
    »Du und der Gerechte tragt doch die Verantwortung für all das«, schmetterte die Hohepriesterin ihn ab, aber der Cerêler war aufmerksam geworden.
    »Ich vermute, Matuc«, begann er, »dass dein Weg dich nicht nur zufällig in dieses Gebäude geführt hat.«
    »So ist es, Bürgermeister.« Matuc schaute in die Runde. »Als Lorin mir erzählte, die Getreideladung sei an die Lijoki verloren gegangen, wusste ich, dass meine Gelegenheit gekommen ist zu zeigen, wie Ulldrael in seiner Güte uns alle retten kann.«
    »Und wie sollte er das bewerkstelligen?«, verlangte Kiurikka zu wissen. Ihre grünen Augen spuckten Gift und Galle in Richtung des Geistlichen, der die Unfreundlichkeit großzügig überging. »Lässt er Korn regnen oder es auf den Dächern wachsen?«, höhnte sie.
    Als Antwort nahm Matuc seine Rechte aus der Manteltasche und bot eine birnengroße Frucht mit dunkelbrauner Schale auf der ausgestreckten Handfläche dar. »Ulldrael der Gerechte war mit mir, schon seit letztem Jahr.«
    »Was soll das sein?«, fragte der Führer der Miliz und nahm die Frucht in die Hand. »Es ist hart.« Vorsichtig roch er an der Schale. »Und es riecht nach nichts.« Er reichte es an den Bürgermeister weiter. »Erklärt uns das.«
    »Als wir vor vielen Jahren durch Ulldraels Gnade an Land gespült wurden, hatten wir beinahe unser vollständiges Hab und Gut verloren«, erzählte Matuc. »Außer unserem Leben konnten wir einen Sack mit etwas retten, das es in Kalisstron nicht gab. Ihr haltet es gerade in Euren Fingern. Das, was so unscheinbar aussieht, ist eine Süßknolle.«
    »Und?«, meinte Kiurikka mürrisch und beäugte das Gewächs.
    »Wenn man sie in Salzwasser kocht, schmeckt sie hervorragend und vertreibt den Hunger«, erklärte Matuc mit einem Strahlen im Gesicht. »Stellt Euch vor, aus einer dieser Knollen, wie wir sie schon seit Jahrhunderten in Tarpol anbauen, erhält man zehn bis zwanzig neue.«
    »Zum Pflanzen wird es wohl ein wenig zu spät sein«, meinte Rantsila spitz. »Und eine Knolle reicht kaum aus, um alle Städter zu ernähren. Das Messer müsste schon sehr scharf sein, um solch dünne Scheiben zu schneiden.«
    »Der Vorteil der Süßknolle ist, dass sie selbst im eisigsten Klima gedeiht. Sie braucht kein Licht, nur ein wenig Erde.« Der betagte Mann konnte sich die triumphierende Miene nicht verkneifen. »Die alte Stápa hat mir all ihr Land überlassen, um die Süßknollen zu pflanzen, und keiner von Euch hat jemals etwas bemerkt. Jahr für Jahr habe ich angebaut, und als ich im Sommer hörte, dass die Fische ausblieben, ging ich ein Wagnis ein.« Matuc setzte sich auf einen kleineren Stapel Säcke. »Ich habe alle meine Knollen gesetzt. Sie müssten nun reif sein, der Frost hat sie haltbar gemacht. Alles, was wir tun müssen, ist die Erde aufzutauen und die Knollen auszugraben. Ulldrael der Gerechte hat uns gerettet.«
    Kiurikka schwieg, Kalfaffel blinzelte den Geistlichen überrascht an, und Rantsila schaute zur Hohepriesterin, als wollte er etwas sagen.
    »Das ist der Grund, weshalb Ihr keinen Hunger leiden müsst, richtig?«, vermutete der Cerêler erleichtert. »Ihr hattet Süßknollen eingelagert.«
    Der Knabe nickte. »Auch wenn uns das Geld an allen Ecken und Enden fehlt, die Ernte gab genügend her, dass wir von der Rationierung nicht betroffen waren. Ich habe unseren Anteil immer dem Kalisstratempel gespendet, damit die Armen etwas zu essen haben.«
    Die Gesichtszüge der Hohepriesterin entgleisten, und sie senkte beschämt den Blick.
    Der Führer der Miliz trat vor und reichte dem verdutzten Geistlichen die Hand. »Auch wenn Ihr es vorhin nicht hören konntet, so sprach ich schlecht über Euch. Nehmt dafür meine Entschuldigung an.« Die grünen Augen des Milizionärs blickten aufrichtig und ehrlich.
    »Das tue ich mit Freude«, schlug Matuc ein und erhob sich von den Säcken. »Ich habe mir noch etwas überlegt.«
    »Nur zu«, nickte Kalfaffel. »Ich weiß gar nicht, wie ich und die Stadt Euch danken sollen.«
    »Herr Rantsila hat mich auf eine Idee gebracht. Wenn etwas von den Knollen übrig wäre, könnte man sie doch neu anpflanzen.« Matuc stampfte mit dem Holzbein auf den Hallenboden.
    Der Cerêler begriff. »Wir schaffen die aufgetaute Erde in die Halle und setzen ein paar von den Knollen?« Er klatschte begeistert in die Hände. »Wir könnten uns einen

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