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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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waren.
    Behutsam machte er sich an den Aufstieg. Ein falscher Tritt bedeutete einen Sturz, den man kaum überleben würde. Je höher er kam, desto vorsichtiger wurde er. Der Wind zerrte an ihm, die trotz der Handschuhe steif gefrorenen Finger spürte er kaum mehr. Doch umkehren wollte er nicht, dafür hatte er sich schon zu weit nach oben gekämpft.
    Mühsam erklomm er die letzten Treppen und ließ sich in den Schnee plumpsen, um zu Atem zu kommen. In zweihundert Schritt Entfernung stand der Feuerturm, das Ziel seiner kurzen, aber anstrengenden Kletterpartie. Lorin erhob sich ungelenk und bahnte sich einen Weg durch den hohen Schnee. Hier oben auf den Felsen kam es ihm noch kälter vor als am Strand, und er beeilte sich, um hinter die schützenden Mauern des runden Gebäudes zu kommen.
    Auf der Aussichtsplattform erschien eine Gestalt, und Lorin winkte ihr fröhlich zu.
    Etwas zögernd erwiderte der Mann den Gruß und verschwand im Innern des Turmes. Als der Junge die Tür erreichte, wurde sie ihm auch schon geöffnet. Ein typischer Kalisstrone mit grünen Augen und dem ausrasierten Bärtchen hielt den Vorhang hinter der Tür zur Seite und bat ihn freundlich herein.
    »Du hast den Aufstieg bei dem Wetter gewagt?«, fragte er erstaunt.
    »Ja«, bibberte Lorin, und seine Zähne schlugen aufeinander. Dankbar nahm er den Becher mit Tee entgegen, den der Mann ihm reichte.
    »Und das hast du ganz allein geschafft?« Der Junge nickte; sein Gesicht fühlte sich an, als wäre es zu Eis erstarrt. »Wie heißt denn der tapfere Mann?«
    »Lorin«, stotterte er und erwartete, dass die Freundlichkeit des Mannes erstarb. Doch zu seinem Erstaunen änderte sich nichts im Verhalten des Wärters.
    »Willst du später auch einmal ein Türmler werden?«, erkundigte er sich und beobachtete den Tee trinkenden Jungen aufmerksam.
    »Gern. Noch lieber würde ich zur Miliz. Sie werden mich aber nicht lassen.«
    »Wieso denn das? Ein so mutiger Junge wie du hätte es schon verdient. Oder sind deine Augen womöglich zu schwach?«
    Nun war Lorins Misstrauen geweckt. Seinen Namen kannte jeder in der Stadt, und spätestens jetzt hätte der Wärter wissen müssen, dass er als Fremdländler niemals die Erlaubnis für den Dienst in der Bürgerwehr erhalten würde. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
    »Was war denn vorhin mit dem Feuer los?«, wollte er wissen.
    Das Gesicht des Mannes verriet plötzlich aufkommende Anspannung. »Wieso? Hat man die Rauchsäule weit sehen können?«
    »Ich weiß es nicht«, log der Knabe und ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. Es schien soweit alles in Ordnung zu sein. »Vielleicht haben sie schon den Alarm weitergegeben.«
    »Verdammt«, entfuhr es dem Wärter. »Ich meine, das wäre verdammt schlecht. Ich bin aus Versehen gegen die Schale mit dem Öl gekommen, als ich meine Runden auf der Plattform drehte, und bevor ich etwas tun konnte, entstand ein bisschen Qualm.«
    »Dann schickt doch einfach das Entwarnungssignal hinterher«, schlug Lorin vor. »Die drei kurzen Punkte.«
    »Gute Idee, Kleiner. Das sollte ich wohl tun, was?« Hastig erhob sich sein Gastgeber und lief die Stufen hinauf. »Nimm dir Tee, so viel du möchtest.«
    Der Junge dachte nicht daran. Das Zeichen, das er dem Wärter genannt hatte, bedeutete »Alarm«. Und die Tatsache, dass der Mann die einfachsten Signale nicht kannte, verhieß nichts Gutes.
    Schnell stellte er den Becher auf den Tisch und folgte dem falschen Wärter.
    Nach gut dreißig Stufen kam ihm ein dünnes, rotes Rinnsal entgegen. Blut?, dachte Lorin erschrocken. Er tastete nach seinem Messer, das er unter der dicken Felljacke trug, und zerrte es hervor.
    In einer Mischung aus Angst, Neugier und nie gekannter Aufregung schlich er die restlichen Stufen nach oben. Das Herz pochte ihm bis zum Hals.
    Der Mann stand mit dem Rücken zu ihm, vor sich die große überdachte Feuerschale, in der keine Flammen züngelten, und versuchte, die verloschenen Kohlestücke wieder zum Brennen zu bringen. Rechts und links von ihm lagen drei Tote, deren warme Blutlachen in der klirrenden Kälte dampften.
    Lorin hielt sich den Mund zu, um den Schrei zu unterdrücken. Was sollte er nur tun?
    Das Feuer erwachte mit einem Fauchen zum Leben. Die Hand des Mörders wanderte zur Kette, die den Mechanismus mit dem Klappdach und dem Ölgefäß verband.
    Lorin würgte leise, und der Mann wandte sich um.
    »Da ist wohl jemand neugierig geworden, was?« Er zog seinen Dolch unter der Jacke hervor und kam

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