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Die Maikaefer

Die Maikaefer

Titel: Die Maikaefer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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wenn ich einen in die Faust nahm und er versuchte, zwischen Zeigefinger und Daumen zu entkommen. Es lockte mich auch noch etwas anderes nach Hause, nämlich Drewitz. Hatte ich nämlich genügend Käfer gefangen, fuhren wir nach Gut Drewitz zum Tauschen. Die helleren waren die Müller, aber die Könige und Kaiser waren mehr wert.
    Ich tauschte natürlich auch mit Paul oder Irmchen im Haus, obwohl ich das eigentlich nicht gerne tat, weil Paul die Müller – oder Könige oder Kaiser, wenn sie schlapp machten, den Hühnern hinwarf, die sofort losrannten und sie aufpickten. Auch die Spatzen kamen an, machten einen ordentlichen Lärm, waren oft schneller und schnappten sie den Hühnern weg. Paul warf sie nicht einfach auf die Erde, sondern hoch in die Luft, sodass sie noch die Chance hatten wegzufliegen. Dabei sang er das Maikäfer-Lied. Er war richtig gemein zu den Käfern.
     
    Jedes Mal weinte ich, wenn ich mich von Tante Lieschen trennen musste. Die Trauer fing schon im Zug an, in dem sie mich nach Naugard begleitete. Um mich auf andere Gedanken zu bringen, lenkte sie das Gespräch auf meine Kaninchen, besonders meine weiße Blanche. Oder auf die Gänse, was uns dann über Paul und Irmchen reden ließ, weil ich mit ihnen die Aufgabe teilte, die Güssel, also die jungen Gänse, zu hüten. Schattners waren zwar aus Berlin, aber nachdem Dorothea Schattner mit ihren drei Kindern unten eingezogen war, hatte sie meiner Mutter zugestimmt, dass Pommern ohne Gänse und ohne Kartoffeln nicht denkbar wäre. Daraufhin hatte meine Mutter ihr den kleinen Acker hinter meinen Kaninchenställen und der Haselnusshecke verpachtet. Dort konnten sich die Schattners auch Gänse halten. Da die Tiere nachts wegen der Füchse nicht draußen bleiben konnten, und im Stall, wo das Brennmaterial und die Briketts lagerten, noch Platz war, bekamen die Schattners auch ein Stück vom Stall.
    Der Stall bildete die eine Seite, der Kaninchenstall mit dem Gemüsegarten davor die Längsseite des Hofes. Vom Nachbargrundstück wurde der Hof durch eine hohe, mit Efeu bewachsene Mauer getrennt. Vor dieser Mauer war der Sandkasten, den aber niemand mehr benutzte, weil wir schon zu groß waren und die beiden Kleinen, Dagi und Laura, wegen des Ganters Cerberus nicht auf den Hof durften. Außerdem waren die vier Bretter um den Sandkasten grün und glitschig, weil er zu wenig Sonne bekam.
    Auch Paul und Irmchen konnten anfangs nicht auf den Hof, weil Cerberus auf jeden Fremden zischend und fauchend losmarschierte und Klein-Laura sogar schon gebissen hatte. Nur in den Gemüsegarten durften sie mit mir, weil der durch einen Maschendrahtzaun vor den Hühnern und Gänsen geschützt war. Paul, der drei Jahre älter war als ich, interessierte sich überhaupt nicht für Gemüse, sondern nur für den Krieg und die Schlachten. Seine Mutter wollte aber nicht, dass er dauernd drinnen hockte, und hatte mich gefragt, wie wir das Problem mit Cerberus lösen könnten.
    Daraufhin war mir die Aufgabe übertragen worden, Paul und Irmchen mit dem Ganter vertraut zu machen. Inzwischen konnten sie sich ohne Gefahr im Hof bewegen, was ja auch nötig war, wenn sie die Güssel hüten sollten. Nur Laura und Dagi durften sich bei den Gänsen nicht sehen lassen, weil sie zu tollpatschig waren und den Ganter schnell wütend machten.

6. KAPITEL
    A
    ls ich zu Hause ankam, lief ich gleich wieder hinunter, um Paul zu begrüßen. Ich musste ihn erst suchen, weil er ganz am Ende des Ackers hinter der Haselnusshecke auf einem Feldstein saß.
    Er las in einem Buch, während die Güssel am Rand des Ackers herumwatschelten und nach Grün pickten.
    Jede Familie hatte eine Zuchtgans, die pro Saison zwischen zehn und zwölf Eier legte. Sie wurden alle für das Brüten verwendet. Schon nach dem Schlüpfen der ersten Tierchen nahmen Paul, Irmchen und ich die ausgeschlüpften Güssel mit in die Wohnung, steckten sie in eine Mütze und legten sie in die Ofenröhre, weil es draußen meist noch zu kalt war, auch nachts im Stall. Die beiden Gänse brüteten währenddessen weiter und verließen nur zum Fressen ihr Nest. In dieser Zeit waren wir sehr um die kleinen, flauschigen Knäuel besorgt, damit sie alle am Leben blieben. Das Futter – ein Gemisch aus gekochten Eiern und jungem Nesselgrün, das fein gehackt wurde – machte Tante Kläre. Die ausgebrüteten Neulinge holte ich, weil die beiden Muttergänse niemanden sonst an sich heranließen. Aber auch ich musste in dieser Zeit auf Cerberus ein wachsames

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