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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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durchquerte drei leere Räume, bis er vor einer geschlossenen Tür stand. Ein Diener erhob sich von seinem Schemel und öffnete die Tür, um ihn anzukündigen. Gleich darauf wurde Armido in einen mit dunkelbraunem Brokat ausgestatteten Salon geführt, in dessen Kamin ein Feuer knisterte. Davor saßen in Armstühlen Madame d’Étampes und ein junger Edelmann, der sich bei Armidos Eintreten erhob.
    »Monsieur Paserini«, begrüßte der Mann ihn höflich. Er hatte ein hübsches Gesicht und vollendete Manieren.
    Madame d’Étampes lächelte. »Darf ich Euch meinen lieben Freund, den Marquis Lucien de Saint-Flour vorstellen. Bitte, nehmt Platz, Armido.«
    Madame d’Étampes winkte dem Diener, der einen weiteren Stuhl und ein Tischchen herbeiholte, auf das er einen Becher und einen Teller mit Nüssen und Maronen stellte. »Ihr könnt auch etwas anderes zu essen bekommen. Vielleicht eine kräftige Suppe?«
    »Danke, Madame. Ihr seid sehr aufmerksam, aber das ist völlig ausreichend.« Armido mochte den heißen Gewürzwein. Sein Blick glitt über die aufwendig geschnitzten Möbel und fein gewebten Wandteppiche. Die dicken Vorhänge schützten vor der Kälte. »Woher stammen die bambocci, sie sind von exzellenter Qualität?«
    » Bambocci ?«, fragte Madame.
    »Verzeiht, die Schränke. Wir nennen diese Art von zusammengesetzten Schränken bambocci .«
    »Ah, die meubles en deux corps . Vielleicht seid Ihr Meister Jacques du Cerceau in Fontainebleau begegnet. Er kreiert ganz wundervolle mythologische Motivreihen, die er Grotesken
nennt. Seine Majestät ist hingerissen, vor allem, weil sie so italienisch sind.« Madame zwinkerte. »Aber Ihr wisst besser als ich, wie sehr Seine Majestät Eure Kultur schätzt.«
    »Madame …«, begann Armido, doch Madame d’Étampes hob ihre Hand.
    »Nennt mich Anne, Monsieur. Hier in meinem Haus sind wir formlos. Wir sind unter Freunden.« Ihr Lächeln wärmte sein Herz, und Armido konnte verstehen, warum der König dieser Frau in allen Angelegenheiten vertraute.
    »Ich möchte mich noch einmal in aller Form bei Euch bedanken. Ich weiß nicht, womit ich Eure Güte verdiene!«, sagte Armido, der tief in der Schuld dieser Frau stand.
    »O bitte, mein lieber Armido. Es war mir eine Freude, Euch aus den Händen dieses Monsters zu retten. Ich kann die Mallêts nicht ausstehen. Sie sind degeneriert und durch und durch verderbt, der Vater genau wie der Sohn.« Ihre Miene verdüsterte sich kurz.
    Lucien stand auf und küsste sie auf die Stirn, blieb dann hinter ihrem Stuhl stehen und ließ seine Hände auf ihren Schultern liegen. »Regt Euch nicht auf, liebste Anne. Irgendwann wird er seine Strafe finden!«
    Anne de Pisseleu, Herzogin d’Étampes, erklärte: »Leider bin ich manchmal allzu leichtsinnig. Nun, vor einigen Jahren schenkte ich Jean de Mallêt meine Gunst und musste erfahren, dass er ein grausamer und rachsüchtiger Mann ist, wenn er nicht bekommt, was er will.«
    Sie gab keine Details preis, doch Armido verstand, dass Jean es nie verwunden hatte, dass sie ihn hatte fallen lassen.
    »Er wandte sich daraufhin der anderen Partei zu und setzt nun alles daran, mich zu diskreditieren«, fügte sie hinzu.
    »In seiner Brust schlägt kein Herz, sondern ein Stein.« Zärtlich spielten Luciens Finger mit Annes Locken. »Seine Frau lebt hier in seinem Pariser Stadthaus, aber niemand bekommt
sie je zu Gesicht. Sie brachte Geld und Titel in die Familie und wurde dann von ihm fortgesperrt. Jeder weiß, dass er zu Kurtisanen geht, um seine pervertierten Phantasien auszuleben, und es wird von Misshandlungen und sogar von Toten gemunkelt.«
    »Und sein Sohn?«
    Der Edelmann sagte düster: »Der ist keinen Deut besser, auch wenn er den geistlichen Stand gewählt hat. Ihr wisst es aus eigener Erfahrung. Guy hat sich ganz der Inquisition verschrieben und will sich damit einen Namen machen. Das muss er auch, wenn er es zum Kardinal bringen will, denn die Mallêts verfügen weder über genügend Kapital noch über die nötigen Verbindungen, um sich den Titel zu kaufen.«
    »Und Seine Majestät duldet diese Männer am Hof?« Armido trank seinen Wein aus.
    Anne seufzte. »Lieber Armido. Auch Majestäten können nicht immer das tun, was sie gern möchten. Der König ist ein kranker Mann. Gerade erst hat er sich von einem seiner Anfälle erholt. Ihn plagt dann jedes Mal heftiges Fieber, und zuletzt brach ein Geschwür am Gesäß auf.« Sie verzog das Gesicht. »Sehr unangenehm, und natürlich schwächt es ihn

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