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Die Mars-Stadt

Die Mars-Stadt

Titel: Die Mars-Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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nach dem
anderen. Lauft zur Straßenmitte und verteilt euch, dann im
Gänsemarsch nach rechts. Los!«
    Sie rannte auf die etwa fünfzig Meter breite und
äußerst gewissenhaft geteerte Straße hinaus. In
der Mitte befanden sich Betonsockel, die an Verkehrsinseln
erinnerten. Tamara sprang auf den Sockel hinauf, welcher der
Gasse gegenüberlag, und blickte sich abermals um, dann
bedeutete sie Wilde, ihr zu folgen. Er rannte ihr nach und sprang
neben sie.
    »Geben Sie mir Rückendeckung«, sagte sie.
Wilde stellte sich hinter sie und ließ den Blick über
die Straße schweifen, während er die Pistole in
Hüftnähe mit beiden Händen umklammerte. Die
Straße war von höchst eigenartigen Passanten
bevölkert: Robots unterschiedlicher Größe und
Form kletterten Wände hoch, stapften über die
Gehsteige. Ein paar rollten in leichten Radfahrzeugen über
die Fahrbahn. Als Ethan Tamara und Wilde nachgelaufen kam, musste
er einem solchen Fahrzeug behende ausweichen. Eine
Ultraschallhupe ertönte, die ihnen einen kalten Schauder
über den Rücken jagte.
    »Sie machen den Eindruck, als wüssten Sie, was Sie
tun«, meinte er zu Wilde, als er ein paar Meter weiter
innerhalb des Sockels Position bezog.
    »Das ist die Milizerfahrung.« Wilde grinste.
»Wohlgemerkt, es war ein langer… Achtung!«
    Ein schwarzes, geflügeltes Objekt kam auf sie zugerast.
Wilde hob die Pistole auf Kopfhöhe und schoss es ab. Es
landete mit stiebenden Federn auf der Straße.
    »Eine Taube«, meinte Ethan. »Ruhig Blut,
Mann. Die sind harmlos.«
    Als sich die durch den Vorfall ausgelöste Unruhe gelegt
hatte, kamen die anderen nach. Nach einer Weile ordneten sie sich
hinter Tamara im Gänsemarsch und rückten durch die
Schlucht zwischen den Bürogebäuden weiter vor. Ein paar
Straßen weiter stiegen in irritierend
unregelmäßigen Zeitabständen Flammensäulen
empor. In den Pausen wechselte die Beleuchtung der Gebäude
ständig: Manche Fenster waren dunkel und spiegelten
lediglich die vorrückende Menschenschar wider; andere
wiederum, auf Straßenhöhe oder hoch oben in den
Gebäudefassaden, waren von innen beleuchtet. Schatten und
Silhouetten bewegten sich darin, die jedoch nicht von Menschen
stammten. Gleichzeitig fiel es schwer zu glauben, dass hier ein
roboterbasiertes Wirtschaftsleben stattfand; dafür wirkte
alles zu zufällig und künstlich.
    An der nächsten größeren Kreuzung querte eine
schmalere Straße, auf der jedoch erheblich mehr Verkehr
herrschte: ein träge dahinströmender Fluss metallener
Apparate, über den schnellere Wesen hinweghüpften und
-sprangen.
    »Da wird einem ja übel«, murmelte Ethan.
»Einige der Großen würden verdammt gute Wagen
abgeben.«
    »Wenn du mir genug zahlst, fang ich dir einen«,
erwiderte Tamara. Sie winkte alle in eine Schützenlinie und
achtete wiederum darauf, dass Wilde an ihrer Seite war.
    »Also gut«, sagte sie und stellte ihren Rucksack
auf den Boden. »Es wird Zeit, dass wir uns einen Weg durch
den Dschungel hacken.«
    Sie löste die Schnallen des Rucksacks und klappte ihn
auf, wobei ein kleines Keypad, ausziehbare Antennen und allerlei
Anzeigen und Monitore zum Vorschein kamen.
    »Erstaunlich«, sagte Wilde.
»Landläufige Geräte! Amateurfunk!«
    »Ein Haufen Schrott«, meinte Tamara.
»Niemand will das Zeug miniaturisieren. Nicht genug
Nachfrage.«
    »Das haben Sie selbst zusammengebaut?«
    Sie schaute ihn an. »Das wollte ich niemand anderem
anvertrauen.«
    Ihre Finger flogen über das Keypad. Monitore flackerten,
winzige Lautsprecher heulten und stabilisierten sich.
    »Da ist er! Der Verkehrskanal.«
    Sie drehte an einem Knopf, blickte zu den wie Vieh
vorbeiströmenden Maschinen auf. Nahm eine Einstellung vor,
drehte erneut am Knopf. Eine zehn Meter lange Raupenmaschine
schwenkte plötzlich mitten auf der Straße nach rechts.
Die nachfolgenden Maschinen stießen unerbittlich dagegen,
sodass sich im Handumdrehen ein immer größer werdender
Stau fahrbarer oder mit Raupenketten ausgestatteter Robots
bildete. Da sich die auf der anderen Seite der Raupe befindlichen
Maschinen weiterbewegten, entstand ein Freiraum.
    Tamara achtete noch immer auf die Rückkoppelung.
    »Achtung, jetzt! Jetzt!«, schrie sie.
    Die anderen sprinteten über die Straße.
    Tamara hob den Rucksack hoch, und zwar so, dass die
Instrumente zugänglich blieben.
    »Noch immer da?«, sagte sie zu Wilde.
»Scheiße, okay, dann mal los!«
    Sie rückten über die

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