Die Mars-Stadt
herunterlud, und schüttelte den
Kopf. »Keine Atomwaffen«, meinte sie entschieden.
»Die Zündung von Atomwaffen innerhalb der Stadtgrenzen
stellt ein schweres Vergehen dar.«
»Freut mich zu hören«, sagte Wilde.
»Wenn Sie fertig sind, können wir gehen.«
»Mehr oder weniger.« Tamara faltete den Scanner
zusammen. »Wir müssen allzeit bereit sein, aber das
heißt nicht, dass wir gleich aufbrechen müssen. Reid
wird eine Verhandlung buchen, und wir werden binnen dreizehn
Stunden benachrichtigt.«
»Sollten wir uns nicht vorbereiten?«, fragte
Wilde. »Mit den hiesigen Gesetzen kenne ich mich nicht aus,
von Talgarths Gesetzbuch ganz zu schweigen.«
»Oh, das stimmt«, meinte Tamara. »Die
Unsichtbare Hand wird sich darum kümmern. Wenn Sie wollen,
können Sie sich einen Berater nehmen, aber wenn Sie mich
fragen, reicht es aus, wenn Sie sich von der Unsichtbaren Hand
ein MacKenzie-Avatar zur Verfügung stellen
lassen.«
»Ein was?«
»Einen Softwareagenten, der Sie berät, wenn Sie
vortragen.«
»Aha«, meinte Wilde.
»Fortschritt.«
Tamara ging in die Kochnische hinüber und machte eine
große Kanne Kaffee.
»Erwarten Sie Besuch?«
»Verbündete«, antwortete Tamara. »Die
Unsichtbare Hand schickt mir welche.« Sie lächelte ihn
schelmisch an. »Nichts für Sie.«
»Betrachten Sie mich als einen solchen«, sagte
Wilde. Er blickte sich suchend im Zimmer um. »Kann man sich
hier auf dem Laufenden halten?«
Tamara blickte ihn merkwürdig an. »Ja,
klar.«
Sie ging zu einem Regal, nahm einen Fernsehschirm zur Hand,
rollte ihn aus und hängte ihn hinter dem Tisch an die Wand.
Der große Wasserkessel summte. Sie kümmerte sich
darum. Wilde sah auf den Bildschirm, fing Tamaras Blick. Er
deutete auf die leere graue Bildschirmoberfläche.
»Oh!« Tamara tippte sich an die Schläfe.
»Tut mir Leid. Haben Sie keine Kontakte?«
»Davon hat mir der Robot anscheinend nichts
erzählt«, meinte Wilde.
Tamara wies ihn auf einen guten Laden hin, wo er Kontakte
kaufen könne, und beschrieb ihm den Weg. Er schrieb mit,
zeichnete eine Karte, zeigte sie Tamara und brach auf. Eine halbe
Stunde später kam er blinzelnd und mit staunend geweiteten
Augen zurück. »Wow!«, sagte er immer wieder.
»Du meine Güte!«
Tamaras Verbündete trafen einzeln und zu zweien im Laufe
der nächsten Stunde ein: Am Ende befanden sich ein Dutzend
Personen im Raum; sie saßen am Tisch, überprüften
ihre Waffen und tranken Tamaras Kaffee. Die meisten rauchten, und
alle hatten fest gefügte Meinungen zu einzelnen Aspekten des
Falles und brachten Wilde ein schüchternes Interesse
entgegen, das ihn verlegen machte. Ein von den Toten
Auferstandener! Wilde konnte sich ihre Namen nicht merken und
verlor alsbald das Interesse an ihren Obsessionen, als er von
einer Gruppe überwiegend magerer, überwiegend junger,
ausnahmslos schwer bewaffneter Fremder in die Ecke gedrängt
wurde, die ihm Dinge über ihn sagten, von denen nicht einmal
er selber wusste.
»Ich habe immer geglaubt, Ihre späteren Arbeiten,
welche die Verschwörungstheorie entlarven, wären
gefälscht, und zwar von den
Verschwörern…«
»Nein.«
»… und Norlonto, das war doch bestimmt eine
ideale Gesellschaft…«
»Nein.«
»… der Grundgedanke des Abolitionismus, der
besagt, Maschinenintelligenz verfüge über ureigene
Rechte, gründete auf den gleichen Voraussetzungen wie die
Manifeste der Weltraumbewegung…«
»Nein.«
»Man sagt, dies alles sei die Folge davon, dass Reid
ihre Frau gevögelt hat…«
»Nein.«
Und so weiter.
Und dann horchten alle auf und verstummten auf einen Schlag,
auch Wilde, der seine Kontakte mittlerweile auf den
Fernsehbildschirm eingestellt hatte. Wie die meisten Nachrichten,
die auf den Kanälen von Ship City liefen, wurden auch diese
von einem aufgeregten Kind vorgetragen. (Wilde hatte seine
Meinung zu dieser wirklich genialen und angemessenen Form von
Kinderarbeit bereits kundgetan.)
»Neue Nachrichten!«, sagte das blondlockige
Mädchen auf dem Gerichtskanal. »Drei sensationelle
Entwicklungen! David Reid verklagt die Abolitionisten auf
Rückgabe seines Gynoids Dee Model! Und… er verklagt
den seit langem toten Anarchisten und Nuklearterroristen Jonathan
Wilde in einem ähnlich gelagerten Fall! Drittens haben Dee
Model und ein anderer Abolitionist von Dritten bezeugen lassen,
dass sie den bekannten Künstler Anderson Parris ermordet
haben! Ein Sturm der
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