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Die Marsfrau

Die Marsfrau

Titel: Die Marsfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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lange Zeit sind.“
„Aha!“ Macs Zorn war keineswegs verflogen. Er trat einen
Schritt auf Alexej zu. „Und du – du hast keine Kim! Wie soll
ich das verstehen? Raus mit der Sprache.“
„Mann, lass das doch endlich!“ Alexej wurde ärgerlich. „Ja,
sie ist hübsch, hat eine gute Figur. Selbst ihre Hautfarbe ist
nicht abstoßend. Aber wenn du mir andichtest, ich sei ein
Schwein, das es fertig brächte, sich an einer Schwachsinnigen
zu vergehen, dann, mein lieber Mac, muss ich anders mit dir
reden!“ Die letzten Worte hatte Alexej scharf und erregt
hervorgestoßen.
Mac blickte betroffen. Sein Gesicht glättete sich. „Schon gut,
Alexej“, murmelte er. „Entschuldige. Ich bin ein wenig
verwirrt.“ Er strich sich über die Augen. „Also – was schlägst
du vor?“
„Erreicht“, dachte Alexej, „ich habe erreicht, was ich wollte.“
Und doch konnte er sich darüber nicht so recht freuen. Er kam
sich dem Gefährten gegenüber erbärmlich vor, und fast war er
bereit, sein heuchlerisches Verhalten zu gestehen. Nur die
Frage, was oder wem es nützen würde, und eine gewisse
Rücksicht auf Macs strapazierte Nerven hielten ihn davon ab.
„Ich bin mir auch nicht schlüssig“, sagte er. „Beobachten wir
sie einige Tage gemeinsam – hier auf der Station. Komm,
vielleicht hat sie Hunger.“
Alexej entriegelte die Tür, drehte sich halb zu dem hinter ihm
stehenden Mac mit einer einladenden Geste um und zog mit
der Linken die Tür auf.
Plötzlich bekam er einen heftigen Stoß. Er strauchelte,
stürzte, fiel gegen Mac. Dieser hatte zu tun, das Gleichgewicht
zu halten. Er konnte nicht verhindern, dass Alexej der Länge
lang hinschlug.
An den beiden Verdutzten vorbei schoss die Grüne so
kraftvoll und behände, dass nicht daran zu denken war, sie
aufzuhalten. Bevor sie sich aufgerappelt, vor allem aber
begriffen hatten, war sie mit weiten hohen Sätzen schon 100
Meter davongeeilt, und mit jedem Schritt wurde ihr Vorsprung
größer.
Keiner der beiden Männer machte jedoch Anstalten, ihr zu
folgen. Sie sahen ihr nach, sahen, wie der weiße, offene Kittel
hinter ihr herflatterte, wie er im Lauf abgestreift wurde und im
Grün der Pflanzen hängen blieb. Sie sahen, wie ihre lockere
Mähne, die vor Kaline eine feurige Aureole bildete, ihr wie
eine züngelnde Flamme folgte; sie sahen und standen wortlos,
bis sie in den Felsen verschwand. –
    Allan Nagy lümmelte sich über das Geländer des
Schweinekobens und beobachtete die zartrosa Ferkel, die sich
gierig schubsten, um die Zitzen der Mutter zu erhaschen. Ab
und an quiekte eins laut auf, wenn ein Geschwister gar zu arg
gerempelt oder getreten hatte.
    Wie oft in letzter Zeit beschlichen Allan Nagy Gedanken,
gegen die er sich nicht zur Wehr setzen konnte.
Er hatte sich seinerzeit nicht getraut, Ramona-Ros zu fragen,
wie es zu Annes Unfall gekommen war. Sie kannte die
Zusammenhänge. Er selbst hatte sich zu diesem Zeitpunkt
irgendwo in der Taiga befunden. Und woher sollte er hinterher
die Kraft genommen haben, ans Institut zurückzukehren, um
von dort aus Nachforschungen anzustellen.
Alles, was er bis zum Zeitpunkt seiner Wiedereinstellung
über den Fall gehört hatte, erschien plausibel. Anne als
Neuling, als wissbegieriger und mutiger Mensch, unternahm in
einem unbekannten, tückischen Gelände einen Ausflug, der sie
bestimmt nicht nur auf Touristenpfade führte. Schweres Wetter
dann, vielleicht Sandsturm, Sichtbehinderung, ein mit
Flugsand gefüllter metertiefer Schrund und – aus. Spurlos
verschwunden. Und nach einigen Stunden geben selbst die
empfindlichsten Infrarotsucher keinen Laut mehr von sich.
Soweit eine logische Kette, ein schmerzliches, aber

nüchtern betrachtet – durchaus gewöhnliches Ereignis. Aber
Nagy erinnerte sich fast an jedes Wort, das er vor Tagen mit
Reim gewechselt hatte, als sie in den alten Unterlagen auf ein
Schriftstück stießen, einen optimistischen Zwischenbericht,
abgefasst von Anne.
„Weißt du genau, wie sie umgekommen ist?“, hatte sich
Reim erkundigt.
Nagy hatte den Kopf geschüttelt. „Wen soll ich fragen? Die
Alte? Ich habe es damals sehr spät erst erfahren, und obwohl es
nichts nützt, hätte ich gern gewusst, wie es sich zutrug.
Vielleicht, auch wenn es für mich unangenehm sein könnte,
wäre es möglich gewesen, Schlüsse auf ihre psychische
Verfassung zu ziehen.“
„Du meinst, dass sie freiwillig…? Das ist Unsinn, kompletter
Unsinn. Dagegen sprechen nicht nur ihr Charakter, ihr Wesen,

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