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Die Maske des Alien

Die Maske des Alien

Titel: Die Maske des Alien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Eklund Gregory Benford
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Laß es fahren. Konzentriere dich lieber auf den Augenblick. Ein Krieger mußte fest in sich verwurzelt sein. So verankert konnte er hinausgehen und der Welt die Stirn bieten, aber die Verankerung war das Wesentliche. Ohne sie gab es kein Urteilsvermögen, keine wahre Sicht der Welt, wie sie war.
    Fain badete in der kühlen Härte, die er im Zentrum seines Geistes mit sich trug, und wieder dachte er an seinen Vater. Er wußte, daß ein Zorn in ihm brannte, ein Schmerz, der niemals vergehen würde. Daraus zog er seine Energie, die ihm jene gewisse, harte Überlegenheit im Umgang mit der Welt verschaffte. Aber im Zentrum lag das milchweiße Rätsel, die Gewißheit.
    Nach einer Weile stand er auf. Morgen früh würde er Scorpio nehmen und Kish und Joane noch einmal testen. Er nahm sich vor, immer daran zu denken, wenn er Scorpio bei sich hatte. Und darüber hinaus spürte er, daß da etwas Neues in dem sonderbaren Wettstreit entstanden war, den er mit diesem Änderung ausfocht. Ihr wunder Punkt war der Stolz: Sie widerstanden niemals der Versuchung, mit einfachen Menschen zu spielen; sie hielten sie für schwerfällig und dumm. Wenn dieser Änderung also wußte, daß Fain hier war, dann bestand die Möglichkeit, daß er ihn suchen würde. Schön. Sollte er nur. Ja, es konnte sogar sein, daß sich das Gleichgewicht der Jagd in diesem Augenblick verlagerte. Der öde Tag in der Großen Halle hatte den verspielten, aber tödlichen Geist des Änderung wahrscheinlich gelangweilt, denn er konnte sich ebenfalls langweilen. Für sein Empfinden war Ordnung eine Beleidigung, eine Perversion des natürlichen Stroms der Dinge. Also würde der Änderung sich vielleicht aus dem Gejagten in den Jäger verwandeln. Das konnte passieren, wenngleich es unwahrscheinlich erschien.
    Noch immer zog eine gewisse Spannung an Fains Muskeln. Er wanderte im Zimmer auf und ab. Schließlich, um sich zu lockern, trat er hinaus in die knarrenden Gänge des Hotels und durchstreifte sie. Er lauschte auf ferne Geräusche, aber er vernahm nichts Argwohnerweckendes.
    Als er an Skallons Zimmer vorüberkam, hörte er das Plätschern von Joanes Lachen.
    An einem verschmierten Fenster blieb er stehen. Unten beleuchteten matte, orangefarbene Glühbirnen die Straße. In den trüben Lichtpfützen standen ein paar Alveaner. Sie redeten und gestikulierten, und einige kauerten an einer verfallenen Mauer und schliefen. Dahinter lag die Stadt, nicht strahlend hell und leuchtend wie die Städte auf der Erde, sondern verhüllt vom Mantel der Nacht, und kaum ein Licht brannte in den Straßen. Irgendwo in dieser Finsternis war der Änderung. Fain spürte in diesem Augenblick seine Gegenwart, er fühlte, wie das Ding sie beobachtete. Und irgendwie war es jetzt, als reiche der ruhige Mittelpunkt in seinem Innern nicht aus, um ihn vor dem brütenden Druck dieser fremdartigen Finsternis jenseits der fahlen Lichter zu beschützen. Der Änderung bedeutete Tod, Wahnsinn, endgültige Dunkelheit; Fain spürte es jetzt, wie er es nie zuvor gespürt hatte. War da etwas in ihm, das ihm entglitt? Gab es etwas an Alvea, an seinen trostlosen, düsteren Straßen, seiner alten Religion – etwas, das ihn veränderte? Das Gefühl des Fremden jenseits der Finsternis … Unwillkürlich fröstelte Fain.

 
10
     
    „Ist Joane gestern bei dir gewesen?“ fragte Fain Skallon. Die beiden Männer watschelten mit geübter Leichtigkeit durch die vom Morgenverkehr verstopften Straßen von Kalic. Fain, der sich der dicken Wattepolster, die sich um seine Taille schlangen, kaum noch bewußt war, sprach mit lauter Stimme, um den stetigen Rhythmus einer Prozession singender Mönche zu übertönen, die ihnen vorausging. Er glaubte, sich nach all den Tagen hier auf dieser Welt endlich heimisch zu fühlen. Skallon hätte ihm darin allerdings nicht zugestimmt. Skallon hatte fortgesetzt an seinem Akzent, seinen Manieren und seiner Haltung herumzumäkeln. Aber Fain wußte, daß es darum nicht ging. Es ging darum, wie er sich selbst fühlte. Und er fühlte sich wohl. Der Änderung würde – könnte – sich niemals wohlfühlen. Kein Änderung fühlte sich jemals irgendwo heimisch, vielleicht nicht einmal auf seiner eigenen Welt. Und das war ein Vorteil. Fain hatte die Absicht, diesen Vorteil zu nutzen.
    Skallon schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe sie seit gestern morgen nicht mehr gesehen. Hat sie nach mir gesucht?“
    „Nein, sie nicht. Kish. Er kam letzte Nacht auf mein Zimmer und fragte mich, ob ich

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