Die Masken von San Marco

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Autoren: Nicolas Remin

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darüber nie gesprochen.»
    «Auf welcher Seite stand er?»
    «Ziani war kein glühender Anhänger des Kaisers.»
    «War er in irgendeiner Weise aktiv? Hatte er Verbin dungen zum Comitato Veneto ?»
    «Wenn er die gehabt hätte, würde er es mir kaum verraten haben», sagte Zorzi knapp. «Wie kommst du darauf? Eben hast du noch gesagt, dass ihr nicht die geringste Spur habt.»
    Richtig, das hatte er. Zorzis Frage war durchaus berechtigt. Aber Tron hielt es trotzdem für unklug, seinem alten Schulfreund die Geschichte mit dem Sarg und dem Sprengstoff zu erzählen. «Wir haben Zündschnüre in Zianis Wohnung gefunden. Es gibt Gerüchte, dass ein Anschlag auf das Leben des Kaisers vorbereitet wird.»
    Zorzi verdrehte die Augen. «Das ist lächerlich, Tron.»

    «Dass jemand einen Anschlag plant? Oder das Ziani in diese Geschichte verwickelt ist?»
    «Beides. Alle wissen, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis die Österreicher aus dem Veneto abziehen», entgegnete Zorzi. «Woher stammt das Gerücht?»
    «Einer meiner Leute hat es von seinem Friseur gehört», sagte Tron lahm.
    «Unternimmst du deswegen etwas?»
    «Der Friseur hat es von einem Kunden gehört, der Kunde beim Bäcker, der Bäcker wieder von einem Kunden.
    Für ein bloßes Gerücht wird sich auf der Kommandantura niemand interessieren.» Tron seufzte. «Außerdem haben wir mit der Sicherung des kaiserlichen Besuchs nichts zu tun.
    Man hält uns für politisch unzuverlässig. Um die Sicherheit des Kaisers kümmert sich die Militärpolizei.»
    Zorzi schnaubte verächtlich. «Wenn es tatsächlich eine Verschwörung geben sollte, wird das Militär sie garantiert nicht aufdecken.»
    «Ein Attentat auf den Kaiser wäre eine Katastrophe», sagte Tron. «Für Venedig und für Österreich.» Und auch für die Geschäfte der Principessa, setzte er in Gedanken hinzu.
    Zorzi nickte. «Aber reaktionäre Militärkreise würden ein Attentat vermutlich begrüßen. Toggenburg und Konsorten hätten endlich einen Vorwand, hart durchzugreifen.» Er nippte an seinem Madeira. «Was für ein Geschäft hat dieser Königsegg mit Ziani gemacht?»
    «Ziani hat Schmuck veruntreut», antwortete Tron.
    «Steht Königsegg unter Verdacht? Könnte er den Mord begangen haben?»
    Tron schüttelte den Kopf. «Königsegg hat ein wasser dichtes Alibi.»
    «Und der Schmuck?»

    «Ist spurlos verschwunden.»
    «Was habt ihr jetzt vor?»
    «Ich weiß es nicht», sagte Tron. «Uns irritieren die Zündschnüre.»
    «Vielleicht sind es einfach Überreste vom letzten Redentore-Fest», schlug Zorzi vor.
    «War Ziani ein Feuerwerker?»
    Zorzi machte ein ratloses Gesicht. «Nicht dass ich wüsste. Aber es wäre eine triviale Erklärung für den Fund der Zündschnüre.» Er lächelte. «Und die trivialen Erklärungen sind in der Regel die besten.»

27
    «Wunderbar», sagte die Principessa. «Du beschaffst das Halsband, stellst den Sprengstoff sicher und verhaftest die Attentäter und die beiden Mörder. Dann werden dir Königsegg, die Kaiserin und der Kaiser auf ewig dankbar sein.» Mit einer Handbewegung gab sie Moussada, der eben den Nachtisch serviert hatte, die Erlaubnis, sich aus dem Speisezimmer zu entfernen. «Wo ist das Problem?»
    Tron musste lachen. «Soll ich die Verhaftungen sofort vornehmen, oder darf ich noch mein Dessert verspeisen?»
    Das Dessert bestand heute – sehr passend – aus Reis auf Kaiserin-Art mit sechs Schätzen, einem mit Ingwer zubereiteten und mit Vanillesauce übergossenen Reispudding, der von einem Kranz separater Schälchen umgeben war, auf dem die Schätze lagen: kandierte Pflaumen, Ananas, Birnen, Datteln, Kirschen und Erdbeeren.

    «Ich habe es ernst gemeint, Tron.»
    «Das Problem ist, dass wir im Dunkeln tappen. Wir haben nicht die geringste Ahnung, wer Ziani ermordet haben könnte und was mit der Halskette geschehen ist.» Er häufte sich einen großen Löffel Reispudding auf seinen Teller und dekorierte ihn mit ein paar kandierten Kirschen.
    «Bis jetzt hast du deine Fälle immer gelöst», entgegnete die Principessa.
    «Aber dieser Fall ist komplizierter, und es steht wesentlich mehr auf dem Spiel.»
    «Das ist die Chance, auf die wir gewartet haben!» Die Principessa hatte, wie üblich, auf ihr Dessert verzichtet und sich stattdessen eine Zigarette angezündet. «Für wie wahrscheinlich hältst du es, dass tatsächlich irgendwelche Leute ein Attentat vorbereiten?»
    «Genau das ist die Frage», sagte Tron. «Ein Attentat auf den Kaiser, ob es gelingt