Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe
Bankangestellte schaute ihn an wie einen Außerirdischen. »Gold? Sie wollen Gold?«
»Ja. Kann ich alles in Gold abheben?«
»Wir haben nicht … das heißt, ich denke, wir …« Sie machte eine Pause. »Lassen Sie mich das überprüfen.«
Die Angestellte – Molly, ihrem Namensschild nach – betrat ein anderes Büro. Durch die Scheibe sah John, wie sie mit dem Finger auf ihn wies, während sie mit einer anderen Frau sprach. Wahrscheinlich war das Mollys Vorgesetzte.
Eine Minute später stand die Vorgesetzte persönlich vor ihm. »Guten Tag, Sir. Sie wollen also fünfhundertfünfzehntausend Dollar abheben und in Gold ausbezahlt bekommen?«
»Ja, bitte.« John hielt seine Nervosität nur mit Mühe im Zaum. »Und wenn Sie sich bitte ein bisschen beeilen könnten.«
Die Vorgesetzte tippte auf einem Taschenrechner herum. »Tut mir leid, Sir, aber wir haben keine vierzig Kilogramm Gold auf Lager.«
»Wie viel haben Sie denn?«
»Nur ein paar Münzen.«
»Dann nehme ich die. Und den Rest in bar.«
»Sir?«
»Ja, in bar.«
»Wie Sie wünschen … Sir. Aber wollen Sie nicht doch lieber einen Scheck?«
»Nein. Sie haben mich schon verstanden. Und könnte ich in der Zwischenzeit vielleicht einen Blick in Ihr Telefonbuch werfen?«
John blätterte das Telefonbuch auf der Suche nach Metallhändlern durch. Wenn er schon vierzig Kilo Gold mit sich herumschleppen musste, dann lieber nicht in Münzen – das Geklimper würde ihn noch den letzten Nerv kosten. Am besten wären Golddraht oder -folie, die man leicht am Körper tragen konnte.
In der Nähe gab es nur ein Geschäft für Münzsammler.
Die Bankangestellten kratzten schließlich sechzigtausend Dollar in American-Eagle-Münzen verschiedener Gewichtsklassen zusammen, von einer Zehntelunze bis zu einer Feinunze. Diese sieben Kilo passten nicht in seine Taschen; er würde sich einen Rucksack anschaffen müssen. Schnell notierte er sich auch noch die Adresse eines Sportfachgeschäfts.
Schließlich verließ er die Bank mit einer Tragetasche voller Münzen und Geldscheine. Wahrscheinlich sah er genauso verdächtig aus, wie er sich vorkam – das haben Menschen, die mit einer dicken, klimpernden Tasche in der Hand aus einer Bank kommen, so an sich. Sämtliche Kunden, die in der Schlange warteten, drehten sich nach ihm um.
Leider hatte der Münzhändler keinen Golddraht, sondern nur jede Menge Münzen. Aber der Mann wusste, wo John an Goldbarren kommen konnte. Zuvor verkaufte er ihm noch ein paar Tausend weitere Münzen sowie Papierrollen, in denen man sie aufbewahren konnte.
»Die meisten Leute rollen diese Münzen nicht«, bemerkte der Händler, »sondern legen sie in einen Schaukasten.«
»Ich betrachte sie als langfristige Investition.«
»Mit einem Schatzbrief bekommen Sie die bessere Rendite.«
»Nicht da, wo ich hinwill.«
Im Sportgeschäft besorgte John sich einen ausladenden Tourenrucksack, ein Jagdmesser, ein Springmesser und einen kompakten Erste-Hilfe-Kasten. Einen Moment lang ließ er
den Blick auf der Glasvitrine mit den Pistolen ruhen, aber schließlich entschied er sich dagegen. Der Aufprall des Kreuzschlüssels auf dem Schädel hallte noch immer in seinen Ohren nach. Er würde Visgrath mit dem Grips schlagen müssen, nicht mit den Händen.
Die nächste Station war ein Elektronikladen.
»IMCAL-212-Platinen?« Der Verkäufer runzelte die Stirn und schlug einen Katalog auf. »Davon haben wir eine. In unserem Geschäft in der Chaney Mall.«
»Eine?«, erwiderte John. »Ich brauche … ein bisschen mehr.« Tausende mehr, um genau zu sein.
»Tja, mehr haben wir nicht. Das ist ziemlich spezielles Zeug.«
»Können Sie mir sagen, woher Sie die Platinen beziehen?«
Der Verkäufer drehte den Katalog um und deutete auf den Adressenstempel: Der Elektronikzulieferer war in Detroit angesiedelt, eine knappe Stunde Fahrt von hier.
»Kann ich die Adresse haben?«, fragte John.
»Klar, kein Problem.«
»Und könnten Sie mir kurz Ihr Telefonbuch leihen?«
»Ich schreib Ihnen die Adresse auf.«
»Ich will noch was anderes nachschauen.«
Der Verkäufer reichte ihm das Telefonbuch, und John ging die Liste der hiesigen Krankenhäuser durch. Die ganze Zeit hatte es in seinem Inneren gebrodelt. Jetzt musste er einfach wissen, wie es Casey ging.
»Ardenwald Hospital« hieß das Krankenhaus, das der Fabrik am nächsten lag. John notierte die Nummer neben der Adresse des Elektronikzulieferers und verabschiedete sich. An der nächsten Straßenecke fand er ein
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