Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
Vom Netzwerk:
hörbar aus. »Na gut. Ich dachte, wir könnten uns gegenseitig helfen, aber das war wohl ein Irrtum.« Er nickte John zu. »Gehen wir, bevor es dunkel wird.«
    Sie waren schon fast an der Vordertür, als sich Corrundrum zu Wort meldete. »Okay! Okay! Ich komme mit! Es ist zwar der pure Wahnsinn, aber was soll’s! Es sieht schließlich nicht so aus, als würde jeden Moment ein Rettungstrupp aus meinem Heimatuniversum eintreffen. Aber lasst
mich vorher noch ein paar Sachen zusammenpacken.« Und er verschwand im angrenzenden Zimmer.
    John spürte, wie sich Primes ganzer Körper anspannte, und sah, wie er die Finger in die Tasche steckte, in die Tasche mit der Pistole. »Vertraust du ihm?«, flüsterte John.
    »Er ist nicht wie wir. Kann gut sein, dass ihn dieses Exil wahnsinnig gemacht hat.«
    »Sieht so aus.«
    Corrundrum trat zurück ins Wohnzimmer, eine schwarze Reisetasche in der Hand. Er stellte sie auf den niedrigen Tisch und suchte darin herum, bis er eine schwarze Pistole und eine Schachtel Patronen gefunden hatte. Sorgfältig lud er die Pistole und legte sie wieder in die Tasche.
    »Noch mehr Waffen«, sagte John.
    »Die werden uns töten, wenn wir ihnen die Chance dazu geben«, erwiderte Corrundrum. »Die meisten Menschen in diesem Multiversum würden das tun, wenn sie wüssten, was du da vor der Brust trägst. Und diese Bande ganz bestimmt.«
    John schaute auf die Uhr: Es war halb vier. »Wir sollten uns langsam auf den Weg machen.«
    Wenn sie die Stelle nicht bald gefunden hatten, würde ihnen das Licht zum Suchen ausgehen.
     
    »George Washington? Meistens als Verräter hingerichtet. Napoleon? Hat Europa in fünf von zwölf Fällen vereinigt. Jesus Christus? In einem von zwanzig Fällen nur ein unbedeutender Mithras-Prophet.« Seit zehn Minuten referierte Corrundrum jetzt schon nutzlose Fakten aus den Universen.
    »Ruhe«, sagte Prime.
    »Ich weiß, die Wahrheit tut weh«, erwiderte Corrundrum.

    »Wen interessiert schon die Wahrheit? Das hängt doch alles von dem Universum ab, in dem man sich gerade befindet.«
    »Stimmt, stimmt – außer es geht ums Heimatuniversum, nicht?« Corrundrum schwieg eine Weile, bevor er wieder loslegte. »Nur in einem Prozent der Fälle gewinnt der Süden den Bürgerkrieg. Nein, der Süden wird sich nicht wieder erheben, er erhebt sich nicht mal beim ersten Versuch.«
    »Klappe halten!«, rief Prime.
    »Schon gut, schon gut.«
    Fünf Minuten später bog John zum Parkplatz ab, während die Pendler an ihnen vorbei in die entgegengesetzte Richtung strömten. Es war fünf Uhr. Auf den ersten Blick konnte er keinen Unterschied zu dem Bürokomplex erkennen, den EmVis in Universum 7650 angemietet hatte. »Wir sind da.«
    Er hielt am Rand des Parkplatzes und sah sich um: Dort, wo eigentlich der abgezäunte Bereich hätte sein sollen, war nichts als Wald. Ein Fahrradweg schlängelte sich durch die Bäume.
    »Da drüben?«, fragte Prime.
    »Vielleicht.«
    »Vielleicht?«, kreischte Corrundrum von hinten.
    »Ja, vielleicht.« Weiter rechts entdeckte John einen Ententeich, den es in 7650 nicht gab. Er stieg aus und ging einige Schritte nach links. »Ich bin mir nicht sicher.« Er drehte sich um und musterte das Bürogebäude. In Graces und Henrys Universum saß er im Eckbüro, von dort hatte man einen guten Blick auf den abgezäunten Bereich. Er ging zurück zum Auto. »Wir müssen da rein. Ich muss aus dem Fenster da drüben schauen.«
    Sie hatten Glück: Die Tür stand offen, keine Kartenleser oder Schlösser versperrten ihnen den Weg – doch an der Rezeption saß ein Wachmann. John nickte ihm zu und ging
einfach weiter. Der Wachmann blickte ihnen hinterher, wahrscheinlich weil John und Prime wie eineiige Zwillinge aussahen, und wie oft liefen einem erwachsene eineiige Zwillinge schon über den Weg?
    Im Aufzug drückte John auf den Knopf für den dritten Stock, aber die Tür bewegte sich nicht.
    »Was zum …«, begann Corrundrum.
    John deutete auf den Sensor unter dem Bedienfeld. »Anscheinend braucht man eine Karte, um den Aufzug zu aktivieren.«
    »Scheiße!«, fluchte Corrundrum.
    Im selben Moment kam eine Frau im grauen Kostüm angestürmt, hielt ihre Karte vor den Sensor und drückte auf die Fünf.
    Prime setzte sein schönstes Lächeln auf. »Könnten Sie uns in den dritten Stock bringen? Ich habe meine Karte vergessen, und diese Herrschaften …«
    »Kein Problem«, sagte sie, führte die Karte noch einmal über den Sensor und drückte die Drei.
    »Danke, das ist wirklich

Weitere Kostenlose Bücher