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Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe

Titel: Die Mauern des Universums - Melko, P: Mauern des Universums - The Walls of the Universe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Melko
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beweisen!«
    »Lassen Sie mich los!«, rief Wilson und versetzte ihm einen Stoß in die Rippen. Der Kragen rutschte John aus der Hand, Wilson verlor das Gleichgewicht, kippte nach hinten und landete völlig konsterniert vor seinem Stuhl. »Sie sind ja wahnsinnig!«
    Schwer atmend stützte John sich auf den Schreibtisch. Das brachte doch nichts! Er brauchte einen Beweis, etwas Stichhaltiges, und zwar schnell. Nach kurzem Suchen entdeckte er ein gerahmtes Abschlusszeugnis, das neben ihm an der Wand hing. Schnell schnappte er es sich und floh aus dem Büro, Wilsons empörte Rufe im Nacken.
    Wenn er diese Ausgabe des Professors nicht überzeugen konnte, würde er eben die nächste überzeugen. John versteckte sich in einer Nische neben der McCormick Hall, holte das Gerät hervor und wechselte ins nächste Universum.
    Das Zeugnis gegen die Brust gepresst, verharrte er in der Nische. Hier war er zwar sicher, aber sein Herz klopfte noch immer in rasendem Tempo. Plötzlich kam er sich lächerlich vor: Er hatte den armen Kerl angegriffen und ihm sein Abschlusszeugnis gestohlen, nur um einer anderen Version von Wilson zu beweisen, dass er noch alle Tassen im Schrank hatte.
    Nachdenklich ließ John den Blick über den Innenhof schweifen und sah, wie ein Student ein Frisbee fing, während er vor seinem inneren Auge zugleich stolperte und das Frisbee verfehlte, einmal links daran vorbeigriff, einmal rechts, in Millionen Varianten. Der Innenhof verschwamm vor seinen Augen – alles wurde zu einer einzigen, unüberschaubaren Masse an Möglichkeiten.
    John fuhr sich durch die Haare und versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Schließlich beschloss er, noch
einen Versuch zu wagen. Diesmal würde er den direkten Weg nehmen.
    Ohne weiter darüber nachzudenken, stieg er die Treppe in den zweiten Stock hinauf, ging den Gang bis zum Ende und stand gleich darauf tatsächlich vor Wilsons Büro. Er klopfte.
    »Herein.«
    Er öffnete die Tür. »Ich habe ein Problem.«
    Wilson nickte. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich war schon zweimal bei Ihnen. Und Sie wollten mir nie glauben.«
    »Tatsächlich? Ich denke nicht, dass wir uns schon mal begegnet sind. Sie sind in keinem meiner Kurse, oder?«
    »Nein. Wir beide sind uns auch noch nie begegnet, aber ich bin schon zwei anderen Versionen von Ihnen begegnet.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Kommen Sie mir nicht so! Die Masche ziehen Sie jedes Mal …« John riss sich zusammen und sprach so ruhig er konnte weiter. Seine Hände zitterten. »Bitte, hören Sie mir erst mal zu. Ich gehöre nicht in dieses Universum. Ich gehöre in ein anderes. Ist Ihnen klar, was ich damit sagen will?«
    Wilson verzog keine Miene. »Nein. Bitte erklären Sie’s mir.«
    »Man hat mich reingelegt. Eine andere Version von mir hat mich dazu überredet, ein Gerät zu benutzen. Ein technisches Gerät. Diese andere Version von mir wollte mein Leben übernehmen. Er sagte, ich könne wieder in mein Universum zurückkehren, aber das Gerät funktioniert nicht richtig. Oder man kann damit sowieso nur in eine Richtung reisen, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall muss ich zurück in mein Universum, und dabei brauche ich Ihre Hilfe.«

    Wilson schaute ihn nachdenklich an. »Warum setzen Sie sich nicht erst einmal?«
    Dankbar nickte John, Tränen in den Augen. Endlich war er zu Wilson durchgedrungen.
    »Sie behaupten also, Sie hätten bereits versucht, mit mir zu sprechen? Mit anderen Versionen von mir in anderen Universen, wenn ich recht verstanden habe. Und ich hätte Ihnen nicht helfen wollen? Warum nicht?«
    »Na ja, es fing immer damit an, dass wir über Paralleluniversen oder Quantenkosmologie oder die Viele-Welten-Theorie diskutiert haben, doch dann haben Sie mit dem Sparsamkeitsprinzip in der Wissenschaft all diese Theorien niedergewalzt.«
    »Ja, das klingt nach mir. Sie meinten, Sie haben da ein … Gerät?«
    »Ja. Hier.« John deutete sich auf die Brust und schob sein Hemd nach oben.
    Wilsons Augen ruhten ernst auf dem Gerät, bis er den Rahmen in Johns Hand bemerkte. »Was haben Sie da?«
    Peinlich berührt hielt John ihm das Abschlusszeugnis hin. »Es gehört Ihnen. Ich habe es … mitgenommen, aus dem letzten Universum. Als Beweis.«
    Mit einem Seitenblick auf die Wand, an der ein identisches Zeugnis hing, nahm Wilson das Abschlusszeugnis entgegen und musterte es eingehend. »Okay.« Eine Pause. »Verstehe.« Er legte den Rahmen auf den Tisch. »Mein zweiter Vorname lautet allerdings Lawrence.«
    John blickte

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