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Die Maurin

Die Maurin

Titel: Die Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Euer Bestreben zurück!«
    Statt Torquemada zu antworten, wandte sich Gonzalo direkt an die Königin. »Ich habe mich in den letzten Wochen mehrmals lange mit Boabdil unterhalten und bin der Ansicht, dass es für unser Land nützlicher wäre, ihn an unserer Seite zu wissen, statt seine Körperteile in alle Winde zu zerstreuen.«
    Isabel erhob sich. Sie schritt im Zimmer auf und ab und murmelte: »An unserer Seite, meint Ihr …«
    Sie sah zu ihrem Gemahl. »Es könnte in der Tat von Vorteil sein, den Maurenkönig zu unserem Vasallen zu machen. In dieser Position würde er kaum noch Unheil anrichten und uns viele Vorteile einbringen. Sicher wäre auch seine Mutter bereit, eine stattliche Anzahl Christen aus ihren maurischen Kerkern zu holen, und mit dem Lösegeld und Boabdils Tributzahlungen könnten wir unser Heer ausbauen.«
    Ihr Mann wandte sich an Gonzalo. »Meint Ihr denn, Boabdil würde uns den Lehnseid leisten?«
    Gonzalo nickte. »Ganz gewiss, mein König, zumindest, wenn wir behutsam vorgehen und Sorge tragen, dass er vor seinen Landsleuten nicht das Gesicht verliert.«
    »Bei allem Respekt, mein König«, donnerte Torquemada dazwischen. »Ihr könnt doch nicht ernsthaft vorhaben, mit einem Heiden einen Lehnsvertrag zu schließen? Und was gälte auch der Schwur eines Ungläubigen?«
    »Er muss nicht allzu viel gelten«, erwiderte Fernando mit einem feinen Lächeln. »Hauptsache, er wäre uns für eine gewisse Zeit von Nutzen!«
    Gonzalo stellten sich die Nackenhaare auf. Im ersten Moment hoffte er noch, die Worte seines Königs nicht richtig interpretiert zu haben, aber als dieser lauthals zu lachen begann, konnte er keinen Zweifel mehr haben. Er hatte das Gefühl, der Boden tue sich unter ihm auf, als ihm klarwurde, dass er Boabdil mit seinem Versuch, ihm zu helfen, keinen Dienst erwiesen hatte.

17.
    Córdoba
    23 . Juni 1483
    Z u Gonzalos Entsetzen hatten die christlichen Könige an ihrem Plan festgehalten, Boabdil zu ihrem Vasallen zu machen – aber nur für so lange, wie sie von seiner Nützlichkeit überzeugt waren. Sein Versuch, Isabel umzustimmen, war vergeblich gewesen, stattdessen hatte er sein Ehrenwort geben müssen, dass er Boabdil gegenüber keinerlei Andeutungen über ihr Vorhaben mache. Darüber hinaus ließ man Boabdil und seine Eltern noch eine Zeitlang im Ungewissen, in der Hoffnung, dass das Warten sie zermürben würde und sie eher auf die Forderungen eingehen würden.
    Sieben Wochen später erreichte ein Bote Baena und überbrachte Gonzalo die Aufforderung, sich unverzüglich in Córdoba einzufinden. In der Hoffnung, dass Isabel ihre Entscheidung überdacht haben könnte, war Gonzalo noch am selben Tag aufgebrochen und ging nun bereits seit zwei Stunden vor Isabels Empfangszimmer auf und ab. Der Thronprinz, der fünfjährige Juan, sei schwer am Lungenfieber erkrankt, teilte ihm schließlich ein Diener mit. Als Gonzalo eine weitere Stunde später doch noch bei Isabel vorsprechen durfte, erkundigte er sich besorgt nach dem Befinden des Thronprinzen.
    »Der letzte Aderlass scheint Juan geholfen zu haben, die schlechten Säfte aus seinem Körper zu scheiden«, entgegnete Isabel. »Er ist jetzt viel ruhiger. Ich weiß es zu schätzen, dass Ihr Euch immer so um das Wohl meiner Kinder sorgt!«
    Dies tat Gonzalo in der Tat, und der stets frohgemute, blondgelockte Juan war ihm sogar besonders ans Herz gewachsen. Da Isabel möglichst bald an das Krankenbett zurückwollte, kam sie nun direkt auf ihr Anliegen zu sprechen. »Der König und ich sind übereingekommen, Boabdil den Lehnsvertrag anzubieten. Da Ihr Euch mit ihm scheinbar, nun, wie soll ich sagen,
angefreundet
habt, dachten wir, dass es am geschicktesten wäre, wenn Ihr Boabdil die Bedingungen für seine Freilassung übermittelt.«
    Mit jedem ihrer Worte wurde Gonzalo das Herz schwerer. Ja, Freundschaft war es wohl, was ihn und Boabdil inzwischen verband, und er empfand den größten Respekt vor dessen Integrität, Toleranz gegen Andersgläubige und seiner Friedenssehnsucht. Keinesfalls wollte er derjenige sein, der Boabdil in eine Falle lockte. »Majestät, ich bin mir bewusst, welch große Ehre Ihr mir mit Eurer Bitte erweist, aber ich befürchte, ich bin nicht der Richtige für diese Aufgabe.«
    »Aber natürlich seid Ihr das«, widersprach Isabel ihm ungehalten. »Man hört, der Heide habe vollstes Vertrauen zu Euch! Wer sollte ihm den Vertrag also besser schmackhaft machen können als Ihr?«
    »Majestät, Ihr wisst, dass ich nie

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