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Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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es durchgesehen haben.«
    »Genau.« Mona schmiegte die Wange an den kühlen Fußboden. Der Geruch war besonders stark an den Bodendielen!
    Wow, etwas ganz Unglaubliches war passiert. Sie hatte die Augen geschlossen, und das Lied sang sich von allein. Sie brauchte nur noch zuzuhören. Sie preßte diese Worte, diese Töne nicht hervor; alles floß von selbst aus ihr heraus.
    »Das muß uns beiden klar sein, daß Hexerei eine ungeheure Wissenschaft ist«, sagte sie schlaftrunken, und mühelos redete sie über das hübsche Lied hinweg, das sich nun selbst sang. »Daß sie aus Alchimie und Chemie und Gehirnwissenschaft besteht, und daß all diese Dinge zusammengenommen Magie ergeben, reine, wundervolle Magie. Wir haben im Zeitalter der Wissenschaft unsere Magie nicht verloren. Wir haben einen ganzen Packen von neuen Geheimnissen entdeckt. Wir werden gewinnen.«
    »Gewinnen?«
    Oh, Maria, dich krönen mit Blumen wir heut’, du Engelskönigin, du Königin des Mai. Oh, Maria, dich krönen mit Blumen wir… »Liest du die Blätter, Mary Jane?«
    »Hey, guck mal, er hat hier ‘ne ganze Akte mit Fotokopien. ›Laufende Inventur: relevante Blätter, unvollständiger Stammbaum.«
    Mona rollte sich wieder auf den Rücken. Einen Moment lang wußte sie nicht, wo sie waren. Rowans Zimmer. In den Kristalltropfen über ihr waren winzige Prismen. Der Kronleuchter, den Mary Beth dort hingehängt hatte, aus Frankreich – oder war es Julien gewesen? Julien, wo bist du? Julien, wie konntest du zulassen, daß mir das passiert ist?
    Aber die Geister antworten nur, wenn sie wollen, nur, wenn sie ihre eigenen Gründe haben.
    »Ich lese hier in diesem unvollständigen Stammbaum.«
    »Hast du ihn?«
    »Ja. Das Original und die Fotokopie. Alles in zweifacher Ausfertigung. Original und Kopie. In so kleinen Päckchen. Hier hat er einen Kreis um Michael Curry gemacht, tatsächlich, und dann kommt lauter Zeug über Julien, der mit einem irischen Mädchen geschlafen hätte, und das Mädchen hätte das Baby ins Waisenhaus von St. Margaret gegeben und wäre dann ins Kloster gegangen und Schwester Bridget Marie geworden. Und das kleine Mädchen aus dem Waisenhaus hätte einen Feuerwehrmann namens Curry geheiratet, und der hätte einen Sohn gekriegt, und dann ihn, Michael! Genau hier!«
    Mona lachte und wollte nicht aufhören. »Onkel Julien war ein Löwe! Weißt du, was Löwenmännchen tun, wenn ihnen der Kamm schwillt? Sie bringen alle Jungen um, so daß die Weibchen sofort wieder heiß werden, und dann zeugen sie so viele Junge, wie sie nur können. Es geht ums Überleben der Gene. Onkel Julien wußte das. Er hat die Population gefördert.«
    »Na ja, nach allem, was ich gehört habe, war er ziemlich wählerisch, wenn es darum ging, wer überleben sollte. Granny hat mir erzählt, daß er unseren Urururgroßvater erschossen hat.«
    »Ich weiß nicht, ob das die richtige Zahl von ›Urs‹ ist. Aber was steht denn sonst noch in all diesen Papieren?«
    »Tja, mein Zuckerpfläumchen, um die Wahrheit zu sagen, ich hätte nicht mal das hier rausgekriegt, wenn es nicht jemand ‘ angestrichen hätte. Hier steht einfach alles mögliche. Guck mal, hier kommt Michael Currys Name wieder vor. Er hat auch wieder einen Kreis drumgemalt.«
    »Wer – Lasher oder Ryan?«
    »Da fragst du mich was. Das hier ist die Kopie. Ich kann’s nicht erkennen. Nein, halt, jetzt sehe ich, daß der Kreis auf der Kopie ist. Dann muß es Ryan gewesen sein. Und hier steht noch was von haegtessaere. Na, weißt du??? Das bedeutet wahrscheinlich Hexer.«
    »Recht hast du«, sagte Mona. »Es ist Altenglisch. Irgendwann hab ich mal die Herkunft jedes einzelnen Wortes nachgeschlagen, das irgendwie mit Hexen und Hexerei zusammenhängt.«
    »Yeah. Ich nämlich auch. Haegtessaere, der Hexer. Du hast recht.«
    »Wenn man bedenkt, daß es Onkel Julien war, der wollte, daß ich dies tue – das ist das Rätsel dabei. Aber ein Geist kennt nur seine eigenen Angelegenheiten, und Onkel Julien wußte es vielleicht gar nicht. Die Toten wissen ja nicht alles. Die Bösen wissen alles, ob sie tot sind oder lebendig; zumindest wissen sie genug, um uns in einem Netz zu fangen, aus dem wir niemals entkommen können. Aber Julien wußte nicht, daß Michael sein Nachkomme war. Ich weiß, daß er es nicht wußte. Er hätte mir sonst nicht gesagt, daß ich kommen soll.«
    »Wohin kommen?«
    »Hierher in dieses Haus, in der Nacht des Mardi Gras, um mit Michael zu schlafen, um dieses Baby zu machen, das nur

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