Die McDermotts 01 - Niemals
hast?«, erwiderte er leise.
»Oh, fast hätte ich es vergessen«, lächelte sie, »Granny hat angerufen, ich soll dich grüßen, sie kommt vielleicht Ende der Woche nach Hause.«
Es war wie ein Schlag ins Gesicht, die Ohrfeige, die sie ihm neulich gegeben hatte, hatte sich genauso angefühlt. Plötzlich hatte er das dumpfe Gefühl, dass sie die ganze Zeit mit ihm gespielt hatte, dass sie ihn nur benutzt hatte, um ihre Unschuld loszuwerden, und Ärger stieg in ihm auf.
»Schön für dich«, erwiderte er sarkastisch, »dann kannst du ja endlich zu deinem Fotoshooting fahren.«
Sie nickte zufrieden, während sie geschickt einen Pfannkuchen wendete und angesichts ihrer Gleichgültigkeit verstärkte sich seine schlechte Stimmung weiter. Dennoch beschloss er, zumindest das anzusprechen, was ihm unter den Nägeln brannte.
»Übrigens«, sagte er grimmig, »ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber wir haben nicht an Verhütung gedacht.«
Sekundenlang erstarrte sie. Oh mein Gott, schoss es ihr entsetzt durch den Kopf, er hat recht. Im nächsten Moment wurde ihr bewusst, dass er jetzt wahrscheinlich befürchtete, sie würde irgendwann mit einem Kind vor seiner Tür stehen.
Mühsam beherrscht drehte sie sich zu ihm um und schaute ihn mit gespielter Gelassenheit an. »Ja, das war wohl etwas unüberlegt«, sie zuckte mit den Schultern, »aber mach dir keine Gedanken, wenn es wirklich schiefgegangen ist, regele ich das schon irgendwie. Ich denke, dass keiner von uns beiden Wert darauf legt, ein Leben lang unter den Konsequenzen von ein paar vergnüglichen Stunden zu leiden.«
Äußerlich völlig ruhig wandte sie sich wieder dem Herd zu, während er sie fassungslos anstarrte. Sie spürte seinen Blick in ihrem Rücken und ihre Hände begannen zu zittern. Aufgewühlt krampfte sie ihre Finger um die Kante der Küchentheke, so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
»Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde dich damit bestimmt nicht behelligen. Außerdem besteht ja immer noch die Chance, dass alles gut gegangen ist«, erklärte sie leichthin.
»Es ist idiotisch anzunehmen, dass nichts passiert sein könnte«, presste er heftig heraus, »immerhin bin ich mehrmals …«
»Ja, ich weiß«, unterbrach sie ihn, bevor seine Worte die Erinnerung an die lustvollsten Momente ihres Beisammenseins in ihren Kopf spülten. »Aber wir können jetzt sowieso nichts mehr tun, außer abzuwarten, also lass uns bitte kein Drama daraus machen. – Außerdem«, fügte sie vorwurfsvoll hinzu, »sollte ich bei deinem Frauenverschleiß wohl eher Angst haben, dass du mich mit irgendetwas angesteckt hast.«
Mit ungläubigem Zorn sprang er auf. »Ich bin hundertprozentig gesund, ich habe bisher immer Kondome benutzt –
immer
. Es war das erste Mal, dass ich so …« Er unterbrach sich. »Würdest du mir wenigstens Bescheid sagen, sobald du dir sicher bist?«, fragte er dann mit krampfhafter Beherrschung, obwohl er sie am liebsten gepackt und geschüttelt hätte.
»Ja«, murmelte sie, ohne ihn anzusehen. »ja, natürlich.«
Sekunden später hörte sie die Haustür ins Schloss krachen und sie zuckte zusammen. Tränen stiegen ihr in die Augen. Als ob ich alleine dafür verantwortlich wäre, schoss es ihr unglücklich durch den Kopf, schließlich gehören immer noch zwei dazu.
28
Ein paar Tage vergingen und während Joyce sich unbeschwert und heiter gab und so tat, als sei nichts geschehen, war Callan völlig außer sich vor Zorn. Er war jeden Abend in der Cactus-Bar, ertränkte seine Wut im Whiskey und übernachtete anschließend auf Jordans Couch. Trotzdem war er morgens wieder früh auf den Beinen, verrichtete seine Arbeit auf der Ranch und unterdrückte den sehnlichen Wunsch, Joyce in sein Bett zu zerren und sie zu lieben, bis sie endlich zur Besinnung käme.
Am Freitagabend rief Rose an. Mit gemischten Gefühlen nahm er das Gespräch entgegen. Zwar war da immer noch sein schlechtes Gewissen ihr gegenüber, doch im Moment hatte er ganz andere Probleme, als sich darüber Gedanken zu machen.
»Hallo Callan«, begrüßte sie ihn, »ich wollte nur mal hören, wie es so läuft.«
»Gut.«
»Aha«, erwiderte Rose trocken, »deswegen hast du dich bestimmt auch die letzten Tage nicht bei mir gemeldet, richtig?« Als er keine Antwort gab, fügte sie hinzu: »Callan, was ist los?«
»Nichts«, beschwichtigte er sie hastig, »nichts, es ist alles bestens.«
Einen Moment war es still in der Leitung, dann sagte sie: »Ich werde am
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