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Die Medizinfrau

Die Medizinfrau

Titel: Die Medizinfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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schnellstmöglich ihr Martyrium mit Danaher vergessen, statt noch daran erinnert zu werden.«
    »Ich glaube nicht, daß es ein so großes Martyrium war. Weibliche Intuition sagt mir mehr als Worte, mein Lieber.«
    Sylvester schüttelte den Kopf. »Und wir haben vor, Frauen das Stimmrecht zu geben. Gott steh uns bei!«
    »Nun überlege aber mal, was du sagst«, wies Amy ihn zurecht, als die Haustüre geöffnet wurde, wieder ins Schloß fiel und Olivias Rückkehr signalisierte. »Arme Olivia, sie muß ganz durcheinander sein.«
    »Auf mich wirkt sie völlig gelassen«, sagte Sylvester leise, als Olivia den Salon betrat.
    »Das kommt daher«, entgegnete Amy ebenso leise, »weil du keine Frau bist.«
     
    Gabe ritt zum Mietstall, um Longshot einzustellen und mit dem Schmied den Preis für Curly zu regeln, den Gaul, den er in jener Novembernacht aus dem Stall genommen hatte, auf dem Olivia in die Berge geritten war – es schien eine Ewigkeit her zu sein. Gregg Smoot bedachte ihn mit einem merkwürdigen Blick, der Gabe keineswegs erstaunte. Schließlich hatte er den großen Wallach einfach genommen, auch wenn er dafür bezahlt hatte.
    Smoot schien aber wegen des Pferdes nicht verärgert zu sein.
    »Ach was!« meinte er. »Sie haben gutes Geld dagelassen. Und der Gaul ist widerspenstig wie ein Maulesel. Behalten Sie ihn ruhig.«
    »Danke«, antwortete Gabe.
    »Sie waren länger nicht in der Stadt, Danaher.«
    »Der Weg war verschüttet.«
    »Ja. Ich weiß. Ein paar Männer sind in die Berge geritten, um Sie zu finden. Sylvester Talbot hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, weil er dachte, Sie sind mit der mageren Nebelkrähe durchgebrannt, dieser Doktorin, die seine Frau betreut.«
    »Sie war bei mir«, antwortete Gabe in aller Ruhe. »Ich brauchte einen Doktor, und sie war die einzige, die mitkommen wollte. Ich habe sie wieder abgeliefert, wo sie hingehört.«
    Smoot kicherte. »Hat länger gedauert wegen der Lawine, was? Mann, so ein Pech. Wenn Sie schon mit einer Frau in den Bergen festsitzen, dann hätte ich mir doch eine ausgesucht, die Feuer im Hintern hat.« Smoot zwinkerte. »Eine, die einen schön warm hält, wenn der Wind um die Hütte pfeift.«
    »Das nächste Mal denke ich dran. Geben Sie den Pferden Hafer. Sie haben einen langen Ritt hinter sich.«
    »Klar«, nickte Smoot und nahm die Zügel. »Wann brauchen Sie die Gäule wieder?«
    »In drei oder vier Stunden. Dann müßten sie einigermaßen ausgeruht sein.«
    »Hoffentlich brennen Sie nicht wieder mit einer durch«, rief der Schmied ihm lachend hinterher. »Und wenn, dann nehmen Sie eine, mit der es sich lohnt.«
    Gabe betrat die erste Kneipe, die auf seinem Weg lag. Normalerweise hielt er nicht viel vom Trinken, aber Olivia Baron setzte ihm so zu, daß er einen ordentlichen Schnaps brauchte. Je stärker, desto besser. Die Frau war das störrischste und wirrste Geschöpf, das ihm je begegnet war. Er konnte verstehen, daß sie ihn zurückwies, weil er ein ungebildeter irischer Bauernlümmel war; wenn sie ihn nicht liebte, weil er kein feiner Herr mit geschliffenen Manieren war. Aber die Frau versicherte ihm, daß sie ihn liebte, Herrgottnochmal! Sie liebte ihn und wollte ihn nicht heiraten. Sie liebte ihn, mußte aber zu ihrer Freundin zurück, um ihr die Hand zu halten.
    Er bestellte eine Flasche Whiskey. Das Barmädchen lächelte ihn verführerisch an. Sie war hübsch, hatte einen prallen Busen, runde Hüften, und sie interessierte ihn nicht im geringsten. Im Augenblick hatte er von allen Weibern die Nase gestrichen voll.
    »Nur Whiskey«, brummte er.
    »Wie du willst, Süßer.«
    Er schaute ihr nach, wie sie sich hüftenschwingend entfernte. Ein Kartenspieler an einem der Tische zwickte sie in den Hintern und lachte. »He, Dulcie! Was hast du denn heute nacht für mich? Was Süßes?«
    Dulcie rempelte ihn spielerisch mit der Hüfte an. »Kommt drauf an, was du für mich hast, Dicker.« Sie zwinkerte dem Mann zu und schlenderte aufreizend hinter die Bar.
    Olivia war eine Bohnenstange im Vergleich mit der kurvenreichen Kellnerin, so schmal, daß er ihren Po mit einer Hand umfassen konnte. Und das hatte er mehr als einmal getan, um sie enger an sich zu ziehen, wenn er sich in ihr bewegte. Aber ihre Kurven waren rund genug, um einen Mann zufriedenzustellen, und in ihr brannte ein Feuer, wie er es bei keiner Frau kennengelernt hatte.
    Eigenartig, daß Männer sie als zugeknöpft und langweilig bezeichneten. Nicht anders als er bei ihrem ersten Anblick. Sie

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