Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Melodie des Todes (German Edition)

Die Melodie des Todes (German Edition)

Titel: Die Melodie des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jørgen Brekke
Vom Netzwerk:
verrät. Wenn der Mörder keine übermenschlichen Kräfte hatte, haben wir es bei dieser Tat mit mehr als einem Täter zu tun.«
    »Und all das schließt Ihr aus dem, was Ihr sehen könnt?«, sagte der Wächter.
    »Wir. Wir schließen das daraus«, sagte Nils Bayer, merkte aber sofort, dass diese Form der Bescheidenheit eigentlich gar nicht zu ihm passte. Dann sagte er: »Aber ich denke, es gibt hier noch mehr zu entdecken. Ich werde eine Weile hier bleiben. Geh du zurück und hol Verstärkung. Der Leichnam muss zum Pfarrhof transportiert werden. Aber vorher soll Staatsphysikus Fredrici noch einen Blick auf ihn werfen. Hol ihn umgehend hierher.«
    »Den Herrn Staatsphysikus. Ich fürchte, ein Arzt kann nicht mehr viel für diesen armen Tropf tun.«
    »Tu einfach, was ich sage. Niemand weiß mehr über den Tod als die, die Leben zu retten vermögen«, brummelte er ungeduldig. Ohne weitere Widerworte verabschiedete sich der junge Mann und verschwand über den Weg in Richtung Ila. Der Polizeimeister sah ihm nach, bis er außer Sicht war. Dann erbrach er sich. Er beugte sich drei Mal vor, ohne dass etwas kam.
    »Zeit für Nachschub«, sagte er und zog den Flachmann aus der Innentasche seiner Weste.

7
    D u singst wunderschön.«
    Sie blickte erschrocken auf. Wenn sie mit dem Hund spazieren ging, war sie oft in ihrer ganz eigenen Welt. Meist sang sie, dachte aber, dass es so leise wäre, dass niemand sie hören konnte. An diesem Abend sang sie nicht irgendwas. Sie übte Bellman. Am Wochenende war das Konzert. Sie liebte Bellman und seine Texte, die versteckten Andeutungen. Allegorien nannte man die wohl.
    Der Mann, der sie angesprochen hatte, stand direkt vor ihr. Hinter ihm stand die braune Holzvilla an der Kreuzung der Ludvigs Daaes gate und der Bernhard Getz’ gate. Das Licht der Straßenlaterne fiel von oben auf seinen Kopf, wo die Schneeflocken sich wie eine Kappe auf seine Haare legten. In der linken Hand hielt er zwei Einkaufstüten. Die rechte hatte er in einer Armschlinge. Wie alt er war, konnte sie nicht sagen, auf jeden Fall viel älter als sie.
    »Danke«, sagte sie. »Haben Sie sich verletzt?«
    »Sag mal, könntest du mir einen Gefallen tun«, fragte er freundlich, ohne ihre Frage zu beantworten.
    »Was für einen Gefallen?«
    »Könntest du mir die Haustür aufschließen? Mit einem Arm ist das schwierig, noch dazu mit den Tüten.«
    »Na klar«, sagte sie. »Ich wusste gar nicht, dass Sie hier wohnen.«
    »Hin und wieder«, sagte er.
    Sie band den Hund am Gartentor fest. Dann folgte sie ihm über den frisch geräumten Weg, der zur Garage und zur Haustür führte. Sie hatte das Haus schon oft auf ihrem Schulweg angeschaut. Es sah so alt und vornehm aus. Sie hatte es sich immer mit knarrenden Holzdielen und vielen leeren Räumen vorgestellt, in denen es nach Einsamkeit und kal tem Rauch roch. Der Garten war verwildert, seit Jahren hatte hier niemand mehr gearbeitet. An diesem Abend wa ren die Büsche, die Hecke und die verwilderten Flächen aber wie der Rest der Welt von einer Schneeschicht zugedeckt.
    Als er an der Tür stehen blieb und sich umdrehte, sah sie, dass er rot geworden war, als wäre ihm das alles schrecklich peinlich.
    »Wenn du die Tüten nehmen könntest, schließe ich auf.«
    Verunsichert tat sie ihm den Gefallen. Er schloss mit der gesunden Hand auf und ließ sie vor sich eintreten. Der Flur war ganz anders, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Eine große, moderne Garderobe mit Schiebetür verdeckte eine ganze Wand. Der Bodenbelag war neu und die alte Tapete hinter einer frischen Schicht Farbe verborgen.
    »Könntest du die Tüten vielleicht in die Halle tragen? Du kannst sie da auf den Stuhl stellen.«
    Die Eingangshalle, die auf den kurzen Flur folgte, war nicht renoviert worden. Hier war die Decke vergilbt und die alten Tapeten verblichen. Ein hübscher, aber vollkommen verstaubter Kronleuchter hing von der Decke herab und auf den braun gebeizten Dielen lag ein orientalischer Teppich. Sie stellte die Tüten auf den Stuhl, der an der einen Wand stand.
    »Ich würde mir wünschen, du könntest vielleicht noch ein wenig bleiben?«
    Er war hinter ihr in die Halle getreten, während sich eine Frage quälend in ihr Bewusstsein bohrte: Wer hatte den Weg durch den Garten vom Schnee geräumt?
    »Ich möchte, dass du für mich singst.«
    *
    … tankarna far precis som dom vill, och ingen hade kunnit gissa sig till, vad slags tankar han hade – å de’ va’ ju bra de’!
    Die Musik stürzte sich

Weitere Kostenlose Bücher