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Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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Schmähungen einzudecken, und ich wurde vorsichtig zu Bett gebracht. Als man mich entkleidete, musste ich feststellen, dass meine Taschen von dem englischen Soldaten geplündert worden waren, nachdem er mich niedergeschlagen hatte. Nun befand ich mich jedenfalls in einem guten
Quartier; die junge Dame, die mir Obdach gewährte, brachte mir bald einen erfrischenden Trank, und als ich ihn zu mir nahm, konnte ich es mir nicht versagen, die freundliche Hand zu drücken, die ihn mir reichte; dieses Zeichen meiner Dankbarkeit schien ihr gar nicht unwillkommen zu sein.
    Diese Vertraulichkeit ließ auch bei näherer Bekanntschaft nicht nach. Lieschen war die zärtlichste Krankenpflegerin von allen. Sooft dem verwundeten Leutnant etwas Schmackhaftes gereicht wurde, gelangte zu des geizigen Mannes durchaus nicht geringem Ärger ein Anteil auch an das gegenüberstehende Bett. Seine Krankheit zog sich hin. Am zweiten Tag brach Fieber aus, und er lag mehrere Nächte im Delirium. Ich weiß noch, wie ein höherer Offizier unser Quartier inspizierte, höchstwahrscheinlich in der Absicht, sich selbst dort unterzubringen, aber das Geheul und die irren Reden des Patienten im Obergeschoss entsetzten ihn, und reichlich erschrocken verzog er sich wieder. Ich hatte ganz behaglich im unteren Raum gesessen, denn meine Wunde war gut verheilt, und erst als der Offizier mich schroff fragte, warum ich nicht bei meinem Regiment sei, begann ich darüber nachzudenken, wie angenehm mir das
Quartier war und dass ich mich hier viel wohler fühlte als bei der Vorstellung, mit einer Gruppe betrunkener Soldaten in ein widerliches Zelt zu kriechen oder nachts Patrouille zu gehen oder lange vor Morgengrauen zum Exerzieren aufzustehen.
    Mr Fakenhams Fieberwahn war mir ein Fingerzeig, und ich beschloss, alsbald verrückt zu werden. In der Umgebung von Brady’s Town gab es einen bedauernswerten Kerl namens «Wanderbilly», dessen irres Gebaren ich als Junge oft nachgeäfft hatte, womit ich nun wieder begann. Noch am gleichen Abend erprobte ich es an Lieschen, die ich mit einem Schrei und einer Grimasse begrüßte, was ihr vor Schreck fast den Verstand raubte; wenn nun jemand ins Haus kam, tobte ich. Der Schlag auf den Kopf hatte mein Gehirn durcheinandergebracht; der Arzt war bereit, sich dafür zu verbürgen. Eines Abends flüsterte ich ihm zu, ich sei Julius Cäsar und halte ihn für mein anvermähltes Weib, Königin Kleopatra, was ihn von meinem Wahnsinn überzeugte. Hätte Ihre Majestät tatsächlich ausgesehen wie mein Äskulap, hätte sie einen möhrenroten Bart gehabt, was in Ägypten selten ist.
    Eine Truppenbewegung seitens der Franzosen
führte zu einem schnellen Vorstoß unsererseits. Die Stadt leerte sich, abgesehen von einigen preußischen Einheiten, deren Ärzte sich um die Verwundeten im Ort kümmern sollten; sobald wir uns erholt hätten, sollten wir unseren Regimentern attachiert werden. Ich hatte mich entschieden, mich meinem nie mehr anzuschließen. Es war meine Absicht, Holland aufzusuchen, damals das beinahe einzige neutrale Land in Europa, und von dort irgendwie eine Passage nach England und heim zum guten alten Brady’s Town aufzutun.
    Falls Mr Fakenham noch lebt, spreche ich ihm hier meine Entschuldigung aus ob meines Betragens gegen ihn. Er war sehr reich; er behandelte mich sehr schlecht. Es gelang mir, seinen Diener zu verscheuchen, der sich nach dem Warburger Gefecht um ihn kümmern wollte, und manchmal ließ ich mich dazu herab, dem Patienten aufzuwarten, der mich immer mit Verachtung behandelte; es war jedoch mein Ziel, mit ihm allein zu sein, und ich ertrug seine Grobheiten mit äußerster Höflichkeit und Sanftmut, wobei ich im Geist eine sehr nette Revanche für all seine Gunstbezeugungen ausheckte. Überdies war ich nicht die einzige Person im Haus, der gegenüber sich der werte
Gentleman unhöflich verhielt. Er kommandierte das schöne Lieschen hin und her, machte ihr dreist den Hof, schmähte ihre Suppen, schalt ihre Omelettes und grollte ob des Geldes, das zu seiner Versorgung ausgegeben wurde, sodass unsere Wirtin ihn ebenso sehr zu verabscheuen begann, wie sie – dies glaube ich ohne Eitelkeit  – mich schätzte.
    Um die Wahrheit zu sagen, hatte ich ihr nämlich während meines Verweilens unter ihrem Dach sehr gründlich den Hof gemacht, wie ich dies mit Frauen immer tue, ganz gleich, wie alt oder wie schön sie sind. Einem Mann, der sich in der Welt behaupten muss, können diese lieben Mädchen immer auf die eine

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