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Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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ich – wiewohl
erst ein Bursche von siebzehn Jahren – sie in aller verwegenen Schändlichkeit übertraf, und dies, obwohl einige unter ihnen, wie ich versichern kann, in allen Formen von Zügellosigkeit weit fortgeschritten waren. Todsicher wäre ich dem Generalprofos 124 in die Hände gefallen, wenn ich länger in der Armee geblieben wäre, doch kam es zu einem Ereignis, das mich auf recht eigenartige Weise des Dienstes für England enthob.
    In dem Jahr, da Georg II. starb, hatte unser Regiment die Ehre, an der Schlacht von Warburg 125 teilzunehmen (wo der Marquis von Granby und seine Reiterei die Schande, die durch Lord George Sackvilles Versagen bei Minden auf der Kavallerie gelastet hatte, völlig wettmachten), und Prinz Ferdinand schlug die Franzosen dort abermals vernichtend. Während des Kampfs wurde mein Leutnant, Mr Fakenham, der Gentleman, der mir, wie man sich erinnern mag, Stockhiebe angedroht hatte, durch eine Musketenkugel an der Hüfte verletzt. Weder bei dieser noch einer anderen Gelegenheit hatte er es im Kampf gegen die Franzosen an Mut mangeln lassen; aber dies war seine erste Wunde, und sie erschreckte den jungen Gentleman sehr. Er bot fünf Guineen, um in die nahe Stadt
getragen zu werden; mir und einem weiteren Mann gelang es, ihn auf einen Mantel gebettet zu einem Haus zu bringen, das einen ordentlichen Eindruck machte; dort legten wir ihn auf ein Bett, und ein junger Feldscher 126 (dessen dringlichster Wunsch es war, außer Schussweite der Musketen zu gelangen) begann, die Wunde zu behandeln.
    Um in dieses Haus zu kommen, hatten wir allerdings mit unseren Waffen die Schlösser aufschießen müssen; dieser Weckruf trieb eine Bewohnerin des Hauses an die Tür, eine sehr hübsche schwarzäugige Frau, die dort mit ihrem alten, halb erblindeten Vater wohnte, einem früheren Jagdmeister des Herzogs von Kassel. Als die Franzosen in der Stadt gewesen waren, hatte das Haus dieses Herrn ebenso stark gelitten wie die der Nachbarn, und so war er zunächst äußerst unwillens, unsere Gäste unterzubringen. Aber dieses erste Anklopfen an der Tür sorgte für eine prompte Antwort, und Mr Fakenham entnahm einer sehr vollen Börse ein paar Guineen und überzeugte die Leute mühelos, dass sie es nur mit einer Person zu tun hatten, und zwar einem Ehrenmann.
    Ich ließ den Arzt (der sehr gern zu einem Halt bereit war) bei seinem Patienten zurück,
welcher mir die ausgesetzte Belohnung zahlte, und nachdem ich der schwarzäugigen Warburger Schönheit in meinem gebrochenen Deutsch einige wohlverdiente Komplimente gemacht hatte und nicht ohne Neid erwog, wie ersprießlich es doch wäre, dort einquartiert zu sein, war ich mit meinem Kameraden auf dem Rückweg zum Regiment, als der Soldat, der mich begleitete, meine Träumereien jäh unterbrach und anregte, wir sollten die fünf Guineen teilen, die mir der Leutnant gegeben hatte.
    «Hier hast du deinen Anteil», sagte ich und gab dem Kerl eine Münze – mehr als genug, da ich ja der Führer der Expedition war. Aber er stieß einen scheußlichen Fluch aus und bestand auf der Hälfte, und wie ich ihm sagte, er solle sich an einen Ort begeben, den ich hier nicht nennen mag, hob der Kerl die Muskete und versetzte mir mit dem Kolben einen Hieb, der mich leblos zu Boden sinken ließ. Als ich aus der Ohnmacht erwachte, stellte ich fest, dass ich aus einer großen Kopfwunde blutete, und konnte kaum zu dem Hause zurücktaumeln, in dem ich den Leutnant gelassen hatte, ehe ich an der Tür wieder ohnmächtig wurde.
    Hier muss mich der Feldscher wohl beim Hinausgehen entdeckt haben, denn als ich zum
zweiten Mal erwachte, befand ich mich in einem Zimmer im Erdgeschoss des Hauses, gestützt von dem schwarzäugigen Mädchen, während der Arzt mich gründlich am Arm zur Ader ließ. Im Zimmer, in das wir den Leutnant gebracht hatten, gab es ein weiteres Bett – das der Magd, Gretel, wogegen Lieschen, wie meine Schöne hieß, bis jetzt auf der Couch geschlafen hatte, auf der der verwundete Offizier lag.
    «Wen legt ihr da in das Bett?», fragte er auf Deutsch mit schwacher Stimme, denn das Entfernen der Kugel aus seiner Flanke war mit großen Schmerzen und hohem Blutverlust verbunden gewesen.
    Sie antworteten, es sei der Korporal, der ihn hergebracht habe.
    «Ein Korporal?», fragte er auf Englisch. «Schmeißt ihn raus.» Seien Sie versichert, dass ich die Worte als großes Kompliment empfand. Wir waren jedoch beide zu schwach, um einander weiter mit Komplimenten oder

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