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Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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oder andere Weise nützlich sein; es hat nichts zu bedeuten, wenn sie deine Leidenschaft zurückweisen, da sie jedenfalls deine Bekundungen nicht als Beleidigung empfinden und dich wegen deines Unglücks nur desto freundlicher behandeln. Was Lieschen betrifft, so erzählte ich ihr eine derart rührende Lebensgeschichte (eine weitaus romantischere Erzählung als die hier verzeichnete – denn ich beschränkte mich dabei nicht auf die reine Wahrheit, wozu ich auf diesen Seiten verpflichtet bin), dass ich des armen Mädchens Herz ganz gewann und außerdem
durch ihren Unterricht beträchtliche Fortschritte im Deutschen machte. Halten Sie mich nicht für grausam und herzlos, meine Damen; Lieschens Herz war wie manche Stadt der Gegend, in der sie lebte, und es war verschiedentlich gestürmt und besetzt worden, ehe ich es zu belagern kam; einmal hisste sie die französische Flagge, dann die grün-gelbe sächsische, dann die schwarz-weiße preußische, je nach Lage der Dinge. Eine Dame, die ihr Herz an Burschen in Uniform hängt, muss bereit sein, schnell den Liebhaber zu wechseln, sonst führt sie ein recht trauriges Leben.
    Der deutsche Arzt, der uns nach der Abreise des englischen aufsuchte, ließ sich während meines Aufenthalts lediglich zu zwei Visiten herab; und ich achtete aus einem ganz bestimmten Grunde darauf, ihn in einem verdunkelten Gemach zu empfangen, sehr zum Ärger des dort liegenden Mr Fakenham; ich behauptete jedoch, seit jenem Schlag auf den Kopf sei das Licht meinen Augen höchst unangenehm; daher bedeckte ich meinen Kopf mit Tüchern, wenn der Arzt kam, und sagte ihm, ich sei eine ägyptische Mumie oder erzählte ihm sonst einen irren Unsinn, um nicht aus der Rolle zu fallen.

    «Was für einen Unfug reden Sie da über ägyptische Mumien, Kerl?», fragte Mr Fakenham verdrossen.
    «Ach, das werden Sie bald erfahren, Sir», sagte ich.
    Beim nächsten Besuch des Arztes empfing ich ihn nicht in einem verdunkelten Zimmer, in Tücher gewickelt, sondern sorgte dafür, dass ich im unteren Raum mit Lieschen Karten spielte, als der Feldscher eintrat. Ich hatte mir den Rock von des Leutnants Galauniform angeeignet und dazu einige andere Stücke seiner Garderobe, die mir recht gut standen, und ich schmeichle mir, dass ich einen guten Gentleman abgab.
    «Guten Morgen, Korporal», sagte der Arzt ziemlich brüsk auf meinen lächelnd vorgebrachten Gruß hin.
    «Korporal! Leutnant, wenn’s beliebt», antwortete ich; dabei warf ich Lieschen, die ich noch nicht in meine Pläne eingeweiht hatte, einen scharfen Blick zu.
    «Wieso Leutnant?», fragte der Feldscher. «Ich dachte, der Leutnant wäre …»
    «Zu viel der Ehre, auf mein Wort», rief ich lachend. «Oben haben Sie mich für den verrückten Korporal gehalten. Der Kerl hat zwei- oder dreimal vorgegeben, ein Offizier zu sein,
aber meine gute Wirtin hier kann Ihnen schon sagen, wer wer ist.»
    «Gestern hat er sich eingebildet, er sei Prinz Ferdinand», sagte Lieschen. «Und als Sie hier waren, hat er behauptet, er wäre eine ägyptische Mumie.»
    «Das stimmt», sagte der Arzt. «Daran erinnere ich mich; aber – haha! – wissen Sie eigentlich, Leutnant, dass ich Sie beide in meinen Notizen verwechselt habe?»
    «Sprechen Sie mir nicht von seiner Krankheit; im Augenblick ist er ruhig.»
    Lieschen und ich lachten über sein Versehen, als sei dies das Lächerlichste von der Welt; und als der Feldscher hinaufging, um seinen Patienten zu untersuchen, ermahnte ich ihn, mit ihm nicht über seine Krankheit zu reden, da er äußerst erregbar sei.
    Aus diesem Gespräch mag der Leser wohl erraten haben, was wirklich meine Absicht war. Ich war entschlossen zu fliehen, und zwar als Leutnant Fakenham, ihm diese Rolle gewissermaßen von Angesicht zu Angesicht abzunehmen und sie zu nutzen, um meiner größten Not zu begegnen. Es war Betrug und Raub, wenn Sie so wollen, denn ich nahm ihm alles Geld und alle Kleidung – ich will dies nicht verhehlen,
aber die Not war so dringlich, dass ich es abermals täte; und ich wusste, ohne seine Börse wie auch seinen Namen könnte ich meine Flucht nicht ausführen. Folglich war es meine Pflicht, beides in Besitz zu nehmen.
    Da der Leutnant noch oben im Bett lag, zögerte ich keinen Moment, seine Uniform zu usurpieren, zumal ich mich beim Arzt sorgsam erkundigt hatte, ob sich noch weitere Männer unserer Truppen, die mich erkennen würden, in der Stadt aufhielten. Dies war jedoch nicht der Fall, soweit ich es ermitteln konnte; daher

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