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Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
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den meinen sehr und waren äußerst distingué . 189 Eines seiner Augen war jedoch von einer schwarzen Klappe bedeckt; er trug ein wenig weiße und rote Schminke, in jenen Tagen durchaus keine ungewöhnliche Zier, und einen Schnauzbart, der über die Lippen hing und den Mund verbarg, der, wie ich später fand, einen recht unangenehmen Ausdruck besaß. Als der Bart einmal entfernt war, schienen die oberen Zähne sehr weit vorzustehen, und seine Miene zeigte ein abscheuliches starres Lächeln, das alles andere als erfreulich war.
    Es war sehr unklug von mir, aber als ich die Pracht seiner Ausstattung und den Adel seiner Haltung sah, schien es mir unmöglich, ihm
gegenüber meine Maske zu wahren, und als er sagte: «Ah, wie ich sehe, sind Sie Ungar», konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. «Sir», sagte ich, «ich bin Ire, und mein Name ist Redmond Barry, aus Ballybarry.» Beim Reden brach ich in Tränen aus, ich weiß nicht, warum; aber ich hatte seit sechs Jahren keinen von meinen Verwandten mehr gesehen, und mein Herz sehnte sich nach ihnen.

KAPITEL 9
Ich trete auf, wie es meinem Namen und meiner Herkunft zusteht
    Fortuna, die Monsieur de Balibari zum Abschied zulächelte, gewährte ihm den Gewinn einer hübschen Summe mit seiner Pharaobank.
    Um zehn Uhr am nächsten Morgen fuhr die Kutsche des Chevaliers de Balibari wie üblich an der Tür seines Hotels vor, und als der Chevalier, der am Fenster wartete, den Wagen eintreffen sah, kam er in seiner üblichen vornehmen Art die Treppe herunter.
    «Wo ist denn dieser Schuft Ambrose?», fragte er und blickte um sich, weil sein Diener nicht da war, ihm den Schlag zu öffnen.
    «Ich werde für Euer Ehren den Tritt herunterklappen», sagte ein Gendarm, der direkt neben der Kutsche stand. Kaum war der Chevalier eingestiegen, als der Offizier auch schon zu ihm in den Wagen sprang, ein zweiter kletterte auf den Bock neben den Kutscher, und dieser fuhr an.
    «Liebe Güte!», sagte der Chevalier. «Was wird denn das?»
    «Sie werden zur Grenze fahren», sagte der Gendarm und legte die Finger an den Hut.

    «Das ist schändlich! Infam! Ich bestehe darauf, zum Haus des österreichischen Botschafters gebracht zu werden!»
    «Ich habe die Anweisung, Euer Ehren zu knebeln, wenn Sie schreien», sagte der Gendarm.
    «Ganz Europa wird davon erfahren!», sagte der Chevalier wütend.
    «Wie es Ihnen beliebt», antwortete der Offizier, und dann verfielen beide in Schweigen.
    Das Schweigen währte ungebrochen von Berlin bis nach Potsdam, wo der Chevalier just in dem Moment vorfuhr, als Seine Majestät die Garde und die Regimenter Bülow, Zittwitz und Henckel de Donnersmarck inspizierte. Als der Chevalier Seine Majestät passierte, lüpfte der König den Hut und sagte: «Qu’il ne descende pas; je lui souhaite un bon voyage.» 210 Der Chevalier de Balibari erwiderte die Höflichkeit mit einer tiefen Verneigung.
    Sie hatten Potsdam noch nicht lange hinter sich gelassen, als – rums! – das Alarmgeschütz losdonnerte.
    «Das ist ein Deserteur!», sagte der Offizier.
    «Ist das denn möglich?», sagte der Chevalier und ließ sich wieder zurücksinken.
    Als die einfachen Leute die Kanonenschüsse hörten, kamen sie – in der Hoffnung, den Missetäter
zu fangen – mit Vogelflinten und Mistgabeln an der Straße zusammen. Die Gendarmen schienen ganz begierig, ebenfalls nach ihm Ausschau zu halten. Dem, der einen Deserteur einfing, winkten fünfzig Kronen.
    «Geben Sie es zu, mein Herr», sagte der Chevalier zu dem Polizeioffizier, der neben ihm im Wagen saß, «Sie wären mich, von dem Sie nichts zu erwarten haben, gern los, um sich nach dem Deserteur umzusehen, der Ihnen fünfzig Kronen einbringen könnte. Warum sagen Sie dem Postillon nicht, er soll schneller fahren? Desto eher können Sie mich an der Grenze absetzen und wieder auf die Jagd gehen.»
    Der Offizier befahl es dem Postillon, aber den Chevalier dünkte der Weg unerträglich lang. Ein- oder zweimal meinte er, hinter sich Pferde galoppieren zu hören; die eigenen Pferde dagegen schienen kaum zwei Meilen in der Stunde zu laufen, doch immerhin, sie liefen. Endlich waren bei Brück 211 die schwarz-weißen Schranken zu sehen und gegenüber die grüngelben von Sachsen. Die sächsischen Zolloffiziere traten aus ihrem Haus.
    «Ich habe kein Gepäck», sagte der Chevalier.
    «Der Edelmann hat keinerlei Konterbande» 212 , sagten die preußischen Offiziere grinsend und
verabschiedeten sich höchst respektvoll von ihrem

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