Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
Vom Netzwerk:
Burschen so viel Nutzen, wie du willst. Er hat gute Umgangsformen und ein ehrliches Gesicht. Gleichzeitig kann er so überzeugend lügen, wie ich es noch nie erlebt habe, und wenn’s darauf ankommt, sagst du, kann er kämpfen. Der Schuft hat durchaus gute Eigenschaften; aber er ist eitel, ein Verschwender und ein bavard . 183 Solange du ihn in terrorem 184 beherrschst, kannst du mit ihm anfangen, was du willst. Aber einmal losgelassen, wird dir der Kerl wahrscheinlich entwischen. Mach ihm weiter Verheißungen; versprich ihm von mir aus, dass du ihn zum General beförderst. Was zum Teufel kümmert’s mich? Auch ohne ihn lassen sich in dieser Stadt genug Spitzel auftreiben.»
    So also wurden die Monsieur Potzdorff erwiesenen
Dienste von diesem undankbaren alten Gentleman bewertet; ich stahl mich aus dem Zimmer, zutiefst bedrückt, dass wieder einer meiner sehnlichsten Träume verwehte und meine Hoffnungen, die Armee verlassen zu können, indem ich mich dem Hauptmann nützlich machte, nun gänzlich zerstört waren. Eine ganze Weile war meine Verzweiflung so groß, dass ich daran dachte, die Witwe zu heiraten; Eheschließungen gemeiner Soldaten sind jedoch nur mit Erlaubnis des Königs zulässig, und es schien überaus zweifelhaft, dass Seine Majestät die Verbindung eines jungen Kerls von zweiundzwanzig, des hübschesten Mannes seiner Armee, mit einer pustelgesichtigen sechzigjährigen Witwe erlauben würde, die weit jenseits des Alters war, in dem ihre Vermählung noch die Anzahl der Untertanen des Königs vermehren konnte. Diese Hoffnung auf Freiheit war folglich eitel; auch durfte ich nicht hoffen, meine Entlassung erkaufen zu können, es sei denn, eine mildtätige Seele hätte mir eine große Geldsumme geliehen. Denn wenn ich auch, wie erwähnt, viel einnahm, so hatte ich doch mein ganzes Leben lang einen unverbesserlichen Hang zur Verschwendung, und ich bin so großzügig veranlagt, dass ich seit meiner Geburt immer Schulden hatte.

    Mein Hauptmann, dieser aalglatte Schuft, gab mir von dem Gespräch mit seinem Onkel eine Fassung wieder, die sich von der mir bekannten Wahrheit erheblich unterschied. Lächelnd sagte er mir: «Redmond, ich habe mit dem Minister über deine Verdienste c gesprochen, und dein Glück ist gemacht. Wir werden dich aus der Armee holen, dich dem Polizeibüro zuteilen und dir eine Stelle als Zollinspektor beschaffen, was es dir schließlich erlauben wird, dich in einer Sphäre zu bewegen, die besser ist als jene, die Fortuna dir bisher zugewiesen hat.»

    Zwar glaubte ich kein Wort von seiner Rede, tat aber so, als sei ich von ihr sehr bewegt, und schwor dem Hauptmann natürlich ewige Dankbarkeit für seine Güte gegenüber dem armen geächteten Iren.
    «Mit deiner Arbeit bezüglich des holländischen Gesandten war ich sehr zufrieden. Es gibt eine weitere Gelegenheit, bei der du dich nützlich machen kannst, und wenn du Erfolg hast, dessen sei versichert, kannst du mit einer Belohnung rechnen.»
    «Was ist das für eine Arbeit, Herr Hauptmann? », sagte ich. «Für einen so gütigen Herrn werde ich alles tun.»
    «Jüngst ist ein Gentleman im Dienste der Kaiserin und Königin in Berlin eingetroffen», sagte der Hauptmann. «Er nennt sich Chevalier de Balibari und trägt das rote Band und den Stern des päpstlichen Ordens vom Goldenen Sporn. 185 Er spricht Italienisch ebenso fließend wie Französisch; wir haben aber einigen Grund zu der Annahme, dass dieser Monsieur de Balibari ein irischer Landsmann von dir ist. Hast du in Irland je einen Namen wie Balibari gehört?»
    «Balibari? Ballyb… ?» Ein Gedanke schoss mir jäh durch den Kopf. «Nein, Herr Hauptmann»,
sagte ich, «den Namen habe ich noch nie gehört.»
    «Du wirst in seine Dienste treten. Natürlich verstehst du kein Wort Englisch, und wenn der Chevalier sich nach deinem eigenartigen Akzent erkundigt, sagst du ihm, du seist Ungar. Der Diener, der mit ihm hergekommen ist, wird heute entlassen, und der Mann, an den er sich wegen eines zuverlässigen Burschen gewandt hat, wird dich empfehlen. Du bist Ungar, du hast im Siebenjährigen Krieg gedient. Du hast wegen einer Lendenschwäche die Armee verlassen. Zwei Jahre hast du bei Monsieur de Quellenberg gedient; er ist jetzt bei der Armee in Schlesien, aber hier hast du das von ihm unterzeichnete Zeugnis. Danach warst du bei Dr. Mopsius, der dir notfalls auch ein Zeugnis ausstellen wird; und natürlich wird der Wirt des ‹Stern› bezeugen, dass du ein ehrlicher Kerl bist, aber sein

Weitere Kostenlose Bücher