Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...
Quin recht matt. «Das ist sehr nett von Ihnen.»
«Sie wissen doch, ohne uns wären Sie einsam. »
«O ja, sehr einsam!», sagte Quin.
«Und noch eine weitere Woche , mein Junge», sagte Ulick (an dieser Stelle flüsterte er dem Hauptmann etwas ins Ohr, und ich bildete mir ein, die Wörter «Hochzeit» und «Pfarrer» zu hören, und fühlte, wie meine ganze Wut wieder hochkam).
«Wie Sie meinen», wimmerte der Hauptmann; die Pferde wurden schnell herbeigebracht, und die drei Gentlemen ritten davon.
Fagan blieb, und auf die Aufforderung meines Onkels hin ging er mit mir durch den alten baumlosen Park. Er sagte, nach dem Streit beim Essen nehme er an, ich würde die Damen wohl an diesem Abend nicht sehen wollen. Dieser Vermutung stimmte ich vollkommen zu; daher brachen wir ohne Lebewohl auf.
«Ein schönes Tagewerk haben Sie da vollbracht,
Master Redmond», sagte er. «So was! Sie, ein Freund der Bradys und im Bilde über die schlimmen Geldnöte ihres Onkels, suchen eine Verbindung zu verhindern, die der Familie fünfzehnhundert im Jahr eintrüge? Quin hat versprochen, die viertausend Pfund abzuzahlen, die Ihrem Onkel solchen Kummer machen. Er nimmt ein Mädchen, das keinen Penny hat – ein Mädchen, das nicht schöner ist als der Ochse da drüben. Ja, ja, schauen Sie nicht so wütend drein; von mir aus sagen wir, sie sei schön, über Geschmack lässt sich nicht richten – ein Mädchen, das sich seit zehn Jahren jedem Mann in dieser Gegend an den Hals geworfen und alle Hälse verfehlt hat. Und Sie, ebenso arm wie das Mädchen, ein fünfzehnjähriger Junge – na gut, sechzehn, wenn Sie darauf bestehen –, und zudem ein Junge, der an diesem Onkel hängen sollte wie am eigenen Vater …»
«Das tue ich doch», sagte ich.
«Und das ist nun Ihre Gegenleistung für seine Güte! Hat er Sie nicht in sein Haus aufgenommen, als Sie zum Waisenkind wurden, und hat er Ihnen nicht unentgeltlich das schöne Haus drüben in Barryville überlassen? Und jetzt, da seine Belange in Ordnung gebracht werden können und sich eine Gelegenheit bietet, für ein
behagliches Alter zu sorgen, wer wirft sich da ihm und seinem Auskommen in den Weg? Ausgerechnet Sie, der Mann, der ihm von allen auf der Welt am meisten zu verdanken hat. Das ist niederträchtig, undankbar, widernatürlich. Von einem Burschen Ihres Zuschnitts hätte ich mehr wahren Mut erwartet.»
«Ich fürchte mich vor niemandem auf der Welt», rief ich (denn die letzten Argumente des Hauptmanns hatten mich einigermaßen erschüttert, und natürlich wollte ich sie verdrehen, wie man das immer tun sollte, wenn der Gegner zu stark ist); «und ich bin hier derjenige, dem man übel mitgespielt hat, Hauptmann Fagan. Seit Anbeginn der Welt ist niemand je so behandelt worden. Sehen Sie – schauen Sie sich dieses Band an. Seit sechs Monaten trage ich es am Herzen. Während meines Fiebers habe ich es die ganze Zeit dort gehabt. Hat Nora es denn nicht vom eigenen Busen genommen und mir gegeben? Hat sie mich etwa nicht geküsst, als sie es mir schenkte, und mich ihren Liebling Redmond genannt?»
«Sie hat geübt », erwiderte Mr Fagan und zog eine Grimasse. «Ich kenne die Frauen, Sir. Wenn man ihnen Zeit lässt und sonst niemand ins Haus kommt, verlieben sie sich noch in einen
Schornsteinfeger. Es gab da mal eine junge Dame in Fermoy …»
«In die Flammen mit der jungen Dame», brüllte ich (allerdings verwendete ich ein weit hitzigeres Wort). «Merken Sie sich, und es komme, was da will, ich schwöre, ich werde mit dem Mann kämpfen, der Anspruch auf Nora Bradys Hand erhebt. Ich werde ihm notfalls auch in die Kirche folgen und ihn dort stellen. Ich will sein Blut sehen, oder er sieht meins, und dieses Band wird davon gefärbt sein. Jawohl! Und wenn ich ihn töte, werde ich es ihm an die Brust stecken, und dann mag sie ihr Unterpfand zurücknehmen. »Das sagte ich, weil ich zu diesem Zeitpunkt sehr erregt war und meine Romane und romantischen Theaterstücke nicht umsonst gelesen hatte.
«Tja», sagte Fagan nach einer Pause, «wenn es sein muss, muss es wohl sein. Für ihr geringes Alter sind Sie das Blutrünstigste, was ich je gesehen habe. Auch Quin ist ein entschlossener Kerl.»
«Werden Sie ihm meine Botschaft überbringen? », fragte ich ganz eifrig.
«Pssst!», sagte Fagan. «Ihre Mutter könnte nach Ihnen Ausschau halten. Wir sind gleich in Barryville.»
«Denken Sie daran: kein Wort zu meiner Mutter», sagte ich, und voller Stolz und begeistert ob des
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