Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ...

Titel: Die Memoiren des Barry Lyndon - aus dem Königreich Irland, samt einem Bericht über seine ungewöhnlichen Abenteuer, Unglücksfälle, Leiden im Dienste Seiner Majestät des Königs von Preußen, seine Besuche an vielen europäischen Höfen, seine Heirat und ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manesse-Verlag
Vom Netzwerk:
ihnen die Laune verderben», sagte ich in höchstem Zorn zu Hauptmann Fagan, «und meinen Degen dem großen Unhold da in den Leib rammen.»
    «Oh, aber wir kämpfen mit Pistolen», erwiderte Mr Fagan. «Mit dem Degen sind Sie Quin keinesfalls gewachsen.»

    «Mit dem Degen nehme ich es mit jedem auf», sagte ich.
    «Aber Degen sind heute nicht möglich; Hauptmann Quin ist – lahm. Er hat sich gestern Abend das Knie am Schwingtor des Parks gestoßen, als er heimgeritten ist, und jetzt kann er es kaum bewegen.»
    «Nicht das Tor von Castle Brady», sagte ich; «das ist schon seit zehn Jahren nicht mehr in den Angeln.»
    Worauf Fagan antwortete, es müsse ein anderes Tor gewesen sein, und Mr Quin und meinen Vettern gegenüber wiederholte, was er gesagt hatte, während wir abstiegen, zu den Gentlemen traten und sie grüßten.
    «O ja! Völlig lahm», sagte Ulick; er kam mir entgegen, um mir die Hand zu schütteln, während Hauptmann Quin den Hut zog und tiefrot anlief. «Und was für ein Glück für dich, Redmond, mein Junge», fuhr Ulick fort, «sonst wärst du ein toter Mann, er ist nämlich ein wahrer Teufelskerl – nicht wahr, Fagan?»
    «Ein echter Haudrauf», erwiderte Fagan; dann setzte er hinzu: «Ich habe noch nie jemanden erlebt, der Hauptmann Quin widerstanden hätte.»
    «Zum Teufel mit dieser Affaire!», sagte Ulick.
«Ich finde das alles abscheulich. Ich schäme mich dafür. Sag, dass es dir leid tut, Redmond; das kostet dich doch nichts.»
    «Wenn der Junge nach Dublin geht, wie vorgeschlagen …», warf Mr Quin hier ein.
    «Es tut mir nicht leid – ich werde mich nicht entschuldigen – und ehe ich nach Dublin gehe, will ich lieber zur … », sagte ich, während ich mit dem Fuß aufstampfte.
    «Da ist nichts zu machen», sagte Ulick; mit einem Lachen wandte er sich an Fagan. «Schreiten Sie es ab, Fagan – zwölf Schritte, glaube ich?»
    «Zehn, Sir», befahl Mr Quin betont laut, «und machen Sie kleine Schritte, hören Sie, Hauptmann Fagan?»
    «Nicht so poltern, Mr Quin», sagte Ulick mürrisch, «hier sind die Pistolen.» Und mit Gefühl setzte er an mich gewandt hinzu: «Gott schütze dich, mein Junge; und wenn ich drei zähle, schieß!»
    Mr Fagan drückte mir meine Pistole in die Hand – das heißt, keine von meinen (die waren, falls nötig, für den nächsten Gang vorgesehen), sondern eine von Ulicks. «Die sind in Ordnung», sagte er. «Keine Angst; und, Redmond, schießen Sie auf seinen Hals – zielen Sie
unter die Halsberge. 83 Sehen Sie, wie offen der Narr sich da gibt.»
    Mick, der bisher kein einziges Wort gesagt hatte, Ulick und der Hauptmann traten beiseite, und Ulick gab das Zeichen. Er gab es langsam; ich hatte genug Muße, gut auf meinen Mann zu zielen. Ich sah ihn erblassen und zittern, als die Zahlen genannt wurden. Bei «drei» feuerten beide Pistolen. Ich hörte etwas an mir vorübersausen; mein Gegner gab ein ganz furchtbares Ächzen von sich, taumelte zurück und fiel zu Boden.
    «Er ist getroffen – getroffen!», riefen die Sekundanten; sie rannten zu ihm hin. Ulick hob ihn an – Mick nahm den Kopf.
    «Da hat’s ihn getroffen, in den Hals», sagte Mick, und als sie ihm den Rock öffneten, war Blut zu sehen, das unter der Halsberge hervorsprudelte, gerade dort, wohin ich gezielt hatte.
    «Wie steht es mit dir?», fragte Ulick. «Ist er wirklich getroffen?», sagte er und sah genau hin. Der Unselige antwortete nicht, aber als Ulick den stützenden Arm von seinem Rücken nahm, ächzte er abermals und kippte nach hinten.
    «Der junge Bursche fängt ja gut an», sagte Mick und verzog das Gesicht. «Du solltest besser schnell losreiten, junger Sir, ehe die Polizei
hier ist. Die hatten davon schon läuten hören, bevor wir Kilwangan verlassen haben.»
    «Ist er wirklich tot?», sagte ich.
    «Ganz tot», antwortete Mick.
    «Dann ist die Welt um einen Feigling ärmer», sagte Hauptmann Fagan; er versetzte dem großen ausgestreckten Körper einen verächtlichen Fußtritt. «Mit dem ist es aus, Reddy – der regt sich nicht mehr.»
    « Wir sind keine Feiglinge, Fagan», sagte Ulick rau, «was auch immer der da gewesen sein mag! Der Junge sollte so schnell wie möglich wegreiten. Ihr Bursche soll rasch eine Karre holen und den Leichnam dieses unglücklichen Gentleman wegschaffen. Für unsere Familie war das ein trauriges Tagewerk, Redmond Barry, und hat uns um tausendfünfhundert Pfund im Jahr gebracht. »
    «Nora hat das getan», sagte ich, «nicht ich.» Und ich zog das

Weitere Kostenlose Bücher