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Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu

Titel: Die merkwuerdigen Faelle des Dr. Irabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hideo Okuda
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den ganzen Kleinkram ab, so dass sie sich auf die Schauspielerei konzentrieren konnte.
     
    An diesem Tag fand in der Stadt eine Drehbuchprobe für ein zweistündiges Liebesdrama statt, natürlich mit Kaoru in der Hauptrolle.
    Als sie ankam, lief ihr schon der Produzent des Fernsehsenders entgegen und machte eine so tiefe Verbeugung, dass man Angst bekam, er würde entzweibrechen.
    »Ich bin wirklich erfreut, Sie zu sehen. Leider haben wir zur Zeit so ein nass-trübes Wetter, haha«, versuchte er ihr zu schmeicheln.
    Ach ja, die Regenzeit hatte ja inzwischen begonnen. Das hatte sie bei ihrem geschäftigen Terminplan gar nicht richtig mitbekommen.
    Sie betrat den Übungsraum und begrüßte den Regisseur in vertraulicher Manier: »Herr Kobayashi. Bitte ärgern Sie mich heute nicht, ja?«
    »Das wollte ich Sie gerade bitten!«
    Es war besser, sich mit dem Regisseur gut zu stellen, da er es in der Hand hatte, sie auf der Leinwand besser aussehen zu lassen.
    Nachdem sie ihre Begrüßungsrunde bei den älteren Schauspielern beendet hatte, setzte sie sich auf ihren Platz. Nun war die Reihe an den jüngeren und sonstigen Schauspielern, ihre Aufwartung bei Kaoru zu machen. Alle verbeugten sich vor ihr mit nervösen Gesichtern. Das waren für Kaoru Momente, die sie genoss: So weit hatte sie es inzwischen gebracht.

    Nur eine von ihnen, Kotomi Kawamura, ignorierte Kaoru und las an ihrem Platz im Drehbuch.
    Sie, die im gleichen Alter wie Kaoru war, hatte den Sprung vom Studentenstarlet zur Schauspielerin geschafft. Früher war sie eine Weile populär in Fernsehserien und Werbespots. Und in der Zeit hatte sie sich Kaoru gegenüber sehr gehässig verhalten.
    Es war deutlich, wie sehr sie in Kaoru ihre Rivalin sah. Kaoru hingegen hatte es nicht nötig, sie als Konkurrentin zu sehen. Sie spielte ja nun in einer höheren Klasse.
    Im Bewusstsein, den Wettstreit längst gewonnen zu haben, konnte sie sich herablassen, den ersten Schritt zu tun und die andere zu begrüßen. »Frau Kawamura, tut mir aufrichtig leid wegen der späten Begrüßung. Es ist mir eine Ehre, diesmal mit Ihnen zusammenarbeiten zu dürfen«, lächelte sie artig und verbeugte sich.
    »Oh, nicht doch, die Ehre ist ganz meinerseits«, antwortete die Kawamura mit hochrotem Kopf, als sie so auf dem falschen Fuß erwischt worden war.
    »Ich hoffe, auch diesmal wieder viel von Ihnen lernen zu können«, fuhr Kaoru fort.
    »Wie…? Ach… nein…«, stammelte diese wie eine Idiotin.
    Als Kaoru wieder an ihren Platz zurückging, sah sie aus den Augenwinkeln, wie Kawamuras Backen zuckten. Es tat gut, dieser früher so hochmütigen Frau die gegenwärtigen Machtverhältnisse aufzuzeigen. Kaoru freute sich diebisch.
    Die Drehbuchprobe lief mit Kaoru im Mittelpunkt, weiter. Wohl wegen des Schlafmangels fehlte es ihrer Stimme heute an Festigkeit. Es war merkwürdig, wie schon eine kleine Änderung des Alltags einen solchen Einfluss hatte. Aber gut, solange es nur eine Probe war, ging es ja noch, redete sie sich ein und sprach ihren nächsten Text.

    In der Mittagspause trafen die vom Sender bei einem Lieferservice bestellten Lunchpakete für alle Anwesenden ein und wurden auf dem Tisch bereitgestellt. Der Inhalt bestand hauptsächlich aus Frittiertem, was für Kaoru natürlich zu kalorienhaltig war. Sofort kam Kumi mit einer kleinen Tragetasche angerannt, aus der sie ein Lunchpaket zog, das von einem professionellen Diätassistenten nach gesundheitlichen Gesichtspunkten zusammengestellt wurde.
    »Ich habe vom Krankenhaus die Medikamente mitgebracht. Nehmen Sie die bitte nach dem Abendessen ein«, sagte sie Kaoru leise ins Ohr.
    »Ach ja, danke.«
    »Dafür musste ich aber eine Spritze in Kauf nehmen.«
    »Bitte?«
    »Ich verstehe das auch nicht. Das scheint eine Vorliebe des dicken Psychiaters dort zu sein. Meine Freundin von der Band meinte, dagegen könne man nichts machen.«
    »Verschonen Sie mich mit so einem Unsinn. Danke jedenfalls für die Medikamente.«
    Als sie an den Tisch kam, öffnete die Kawamura gerade ihr mitgebrachtes Lunchpaket. In der Schachtel waren Salat, in Essig eingelegtes Gemüse und ein Reisbällchen.
    »Frau Kawamura, reicht Ihnen das fürs Mittagessen?«, rief ein älterer Schauspielerkollege überrascht aus.
    »Völlig. Die Kalorien sind genau berechnet.«
    »Aha, ich verstehe. Das Geheimnis, seine Jugend zu bewahren, ist Maßhalten.«
    »Wenn ich zu fett und zu süß esse, dann bekomme ich einen Bauch wie gewisse andere Leute, hahaha.«
    Nun sprachen

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