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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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Befehle erteilt hatte, zwängte sich Róza durch das Loch.
    Ella beobachtete, wie Norma und Feldwebel Zawadzski ebenfalls verschwanden, und dann war sie dran. Sie trat zu dem Gulli und holte tief Luft. Das war ein Fehler. Trotz des Kampfers, den Róza ihnen unter die Nase gesprüht hatte, hätte sie beinahe gekotzt, so entsetzlich war der Gestank. Dann stieg sie langsam die eisernen Stufen der Leiter hinunter, die in die Seite des Tunnels eingelassen war. Der ganze Abwasserkanal schien von schleimigem rutschigem Schlick bedeckt, der durch ihre Lederhandschuhe drang und es schwer machte, sich an den Sprossen festzuhalten. Sie war heilfroh, dass sie in der Dunkelheit nicht erkennen konnte, was genau sie da berührte.
    Es war stockfinster. Nicht wie in der Nacht, nicht wie in einem Schlafzimmer, dies war die absolute, gnadenlose Dunkelheit, die ein Blinder um sich hat, dachte Ella. Abgesehen vom dünnen Schein der Laterne, die Trixie oben über das offene Loch hielt, war nichts zu erkennen. Ella schaute nach unten und sah, wie das Licht der Laterne auf dem Wasser zu ihren Füßen flackerte und tanzte. Es sah aus wie ein Fluss aus zähem schwarzem Rübensirup. Einen Moment wusste sie nicht, ob sie es schaffen würde, ob sie wirklich den Mut aufbrachte, in diese dunkle Welt hinabzusteigen. Sicher, sie hatte noch PINC, wenn alle Stricke rissen, aber nicht einmal diese Gewissheit konnte ihr die Panik nehmen. Und dann tauchte ihr Fuß in das wirbelnde Wasser.
    Scheiße, ist das kalt! Nein, nicht kalt, eisig.
    Nur mit einem gewaltigen Willensakt konnte sie sich schließlich überwinden, von der untersten Sprosse in die einen Meter hohe, schnell dahinfließende Brühe zu steigen, die ihr bis zu den Hüften reichte. Einen Augenblick stand sie wie gelähmt da und wartete, dass ihr Körper sich an die Taubheit gewöhnte, die sich in den Beinen ausbreitete. Selbst das Stehen war schwierig. Die Strömung war unglaublich stark und der glatte abgerundete Boden der Kanalisation von einer grauenhaften, glitschigen Schicht überzogen, die mehrere Zentimeter dick war. Als wäre das nicht genug, war der Grund mit Steinen, Treibgut und diversem Müll von den Straßen über ihnen übersät, die ihr gegen die Beine schlugen, sodass sie taumelte und um ein Haar gestürzt wäre.
    Bei Vorstellung, in die stinkende Fäkaliensuppe zu fallen, kam sie wieder zur Vernunft. Sie klammerte sich an Feldwebel Zawadzskis Gürtel und suchte an der Wand der Kanalisation nach Halt.
    Als Ella sich aufrichtete und die Beine fester in den Grund stemmte, um das Gleichgewicht zu halten, schlug sie mit dem Kopf schmerzhaft gegen die Decke. Die Gänge der Kanalisation hatten einen Durchmesser von anderthalb Metern, sie mussten sich also ganz klein machen, um vorwärtszukommen. Wie sie es schaffen sollte, sich durch diese Hölle zu schlängeln, war ihr ein Rätsel.
    Sie hörte etwas plätschern und ein leises »Verdammte Scheiße«, als Vanka ins Wasser glitt. Dann wurde oben der Deckel wieder verschlossen, und im selben Augenblick war Ella von totaler Dunkelheit umgeben. Als würde man bei lebendigem Leib begraben. Und um alles noch schlimmer zu machen, schien es, als würden die Wände in einem unheimlichen Grün leuchten.
    Sie spürte, wie PINC versuchte, ihr alles über LunarAtion zu erklären und sie zu orientieren, doch die Angst und die Kälte saßen zu tief, als dass sie sich darauf hätte konzentrieren können. Sie fühlte sich schwindelig, schwach und hilflos. Früher hatte sie Menschen, die an Klaustrophobie litten, nicht verstehen können, aber jetzt …
    Eine Hand packte sie hinten am Gürtel und stützte sie. Dann spürte sie Vankas Mund im Nacken. »Alles in Ordnung, Ella. Ich bin hier. Ganz langsam atmen.«
    Gott sei Dank gab es Vanka.
    Im Gänsemarsch watete die Gruppe unsicher durch die stinkende Brühe.
    Es war ein Albtraum. Zwei Mal stürzte Ella – beide Male war sie über einen Stein auf dem Boden der Kanalisation gestolpert –, presste die Lippen fest aufeinander, um das schleimige Zeug nicht zu verschlucken, das ihr Haar und ihr Gesicht überzog, rappelte sich in dem schmutzigen Abwasser wieder auf und spuckte den ekligen Geschmack aus. Und beide Male war es Vanka, der ihr wieder auf die Beine half.
    Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon unterwegs waren. In jedem Falle waren sie von den Hüften abwärts taub und ansonsten von Scheiße und Schweiß überzogen. Ella befand sich hart an der Grenze zur totalen Erschöpfung.
    Plötzlich

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