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Die Mondrose

Die Mondrose

Titel: Die Mondrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Helmin
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während ihr Tränen über das misshandelte Gesicht liefen. »Mein lieber kleiner Peter wird kein Tier, das seine Frau schlägt und Geld verspielt, das für den Tee seiner Kinder gedacht war. Andernfalls hätte ich ihn lieber nie geboren.«
    Mildred ging zu ihr und drückte sie sachte auf den Stuhl zurück. Dann schlang sie jäh die Arme um sie. Etwas derart Entschlossenes hatte die Tochter nie zuvor gesagt. Wir werden alle stark, wenn es um unsere Kinder geht, mein Liebstes. Du so wie ich. Eines Tages wirst du dich wundern, was du um deiner Kinder willen ausgehalten hast.
    »Lass mich hierbleiben, Mutter«, murmelte Phoebe. »Verlange von mir, was du willst, aber schick uns nicht zu Granville zurück.«
    »Von dir verlangen?«, fuhr Mildred auf und riss sich von ihr los. »Habe ich im Leben je etwas von dir verlangt?«
    Es dauerte lange, bis Phoebe den Kopf aus Mildreds Rockfalten hob und ihn langsam von einer Seite auf die andere wiegte. »Nein, Mutter.«
    »Gut, dass du das einsiehst«, sagte Mildred. »Denn ich tue es jetzt.« War ihr Härte je so schwergefallen? Sie dachte an Hyperion und konnte nicht mehr verhindern, dass sie an Daphne dachte. Hätte sie Daphne gegenüber Härte walten lassen, was wäre aus ihnen allen geworden? Sie sah hinunter in Phoebes Gesicht. »Ich verlange, dass du morgen früh zu deinem Mann zurückkehrst und dich bemühst, mit ihm Frieden zu halten. Ich nehme an, ihr braucht wieder Geld?«
    Phoebe nickte matt.
    »Ich kann dir jetzt keines geben«, sagte Mildred, »ich muss noch einmal weg, aber morgen früh gebe ich dir, was mir möglich ist.«
    »Mutter, ich will nicht …«
    »Ich weiß«, schnitt ihr Mildred das Wort ab. »Du willst nicht, dass uns etwas abgeht, weil wir für dich und die deinen aufkommen müssen. Aber wir tun es ja gern. Wenn es dir dafür gutgeht, geben wir mit Freuden etwas auf. Nur musst du es dir eben auch gutgehen lassen. Wenn du partout mit der Ehe, die du selbst dir gewählt hast, nicht fertig wirst, wenn du deinen Ruf verschleuderst und das freudlose Dasein einer verstoßenen Frau anstrebst, dann tust du nicht nur mir, sondern auch deinen Schwestern weh. Verstehst du, was ich dir sagen will, mein Liebstes?«
    Wieder dauerte es eine halbe Ewigkeit, ehe Phoebe nickte. »Ja, Mutter«, murmelte sie. »Ich gehe morgen zu Granville zurück und gebe mir Mühe, ihm eine gute Frau zu sein.«
    »So ist es recht«, lobte Mildred und streichelte ihr Haar, das strohig war, als bekäme es keine Pflege. »Und jetzt richte ich dir in meinem Zimmer ein schönes Bett und eine heiße Wärmflasche – was hältst du davon, mein Schatz?«
    Noch einmal nickte Phoebe, und Mildred atmete durch und half ihr auf. Diese Schlacht hatte sie hinter sich gebracht, doch damit war der Krieg noch nicht gewonnen. Noch stand ihr Esther bevor, und die Aussicht bereitete ihr mehr als Unbehagen.

    Die langen, düsteren Winterabende, an denen er nicht genug Arbeit hatte, um sich über die Leere seines Lebens hinwegzutäuschen, ertrug Hector zunehmend schwerer. Umso froher war er, als die Türglocke ertönte, obwohl er nicht wusste, wer ihn besuchen könnte. Aber dass der Besuch ihm galt, wusste er, denn Bernice hatte darauf bestanden, die Räume des Hauses aufzuteilen und für ihren Bereich einen eigenen Eingang zu schaffen. Sie sei nicht länger gewillt, mit ihm Tisch und Bett zu teilen, hatte sie gesagt, obwohl vom Bett seit Horatios Geburt keine Rede mehr war und Hector es auch vermieden hatte, ihren Fressorgien beizuwohnen. Er hatte ihr nachgeben müssen, weil sie drohte, andernfalls zu ihrem Bruder zu ziehen, und er sich einen weiteren Skandal nicht leisten konnte. Obwohl es darauf vielleicht auch nicht mehr ankam. Er hatte eine Hure zur Mutter, die Gott sei Dank endlich das Zeitliche gesegnet hatte, einen Hurenbock zum Sohn und eine Tochter, die es mit Weibern trieb. Wer wollte ihm noch etwas anhaben?
    Dezent klopfte der Hausdiener an die Tür des Salons. »Besuch für Sie, Sir. Eine Dame.«
    Hastig streifte Hector sich die Decke von den Beinen. Wie ein alter, saftloser Mann wollte er vor niemandem erscheinen. Wer mochte die Dame sein? Zuweilen hatte er sich ausgemalt, wie Mildred in sein Haus stürmte und ihm in ihrer prachtvollen Bierkutschersprache auf den Kopf zusagte, was er getan hatte. Die Vorstellung hatte ihn mit einer köstlichen Mischung aus Grauen und Erregung erfüllt, doch inzwischen glaubte er nicht mehr daran. Selbst seine Erpresserbriefe waren schlaff geworden, und der

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