Die Moralisten
ihnen?
Die Neger sind wie Krebs. Laßt s.e in ein Haus in eurer Nachbarschaft ziehen, und sie schwärmen an wie Fliegen. Sie ruinieren den Wert der Grundstücke. Sie ruinieren euer Wohnviertel. Sie ruinieren euch. Ihr werdet Angst haben, nachts über die Straße zu gehen, wenn ihr die Neger hereinlaßt. Ihr werdet euch um eure kleine Tochter ängstigen, wenn sie von der
Schule kommt. Die Neger sind wie Krebs. Die Neger werden euch töten, wenn ihr euch nicht gegen sie wehrt.
Es war ein böser Winter in mehr als einer Beziehung. Ich erinnere mich an den Abend im Februar - Lincolns Geburtstag -, den Abend, an dem ich erleben mußte, wie Gerro weinte.
Ich stand ganz hinten im Raum. Der Klub war halb leer, und die Mitglieder standen herum und unterhielten sich ruhig. Es war keine Kapelle mehr da, und es wurde nicht getanzt. Man brauchte das Geld für wichtigere Dinge. Zu den Versammlungen erschienen nicht mehr viele Leute. Sie hatten die Hoffnung aufgegeben, oder sie hatten sich von anderen mit Lügen beschwatzen oder von lärmenden Straßenrednern verführen lassen.
Ich unterhielt mich mit Terry. Wie fast immer, jammerte sie. »Meine Periode hat sich wieder verspätet, verdammt noch mal! Bist du auch bestimmt vorsichtig gewesen?«
Ich lachte sie aus. »Natürlich bin ich vorsichtig. Hör bloß auf mit deinem ängstlichen Getue. Wenn's dich erwischt hat, kann ich dir immer noch ein Bein stellen, daß du die Treppe herunterfliegst. Dann wirst du's auf diese Weise wieder los.«
Sie war wütend. »Ich weiß wirklich nicht, warum, zum Teufel, ich mich mit dir noch abgebe. Ich bin dir völlig piepe. Du willst bloß dein dreckiges Vergnügen.«
»Sonst noch irgendwelche Klagen?«
»Du hältst dich für ganz besonders schlau«, fauchte sie mit funkelnden Augen. »Aber eines Tages wirst du feststellen, daß ich nicht greifbar bin, um's mit dir zu machen. Dann wirst du schön blöd schauen.«
»Es gibt ja noch andere Weiber«, sagte ich.
Sie explodierte. »Gottverdammich! Du kannst bloß blöde Witze machen. Ich werde heiraten!«
»Wer will dich denn heiraten?«
»Es gibt da einen Mann«, erklärte sie, plötzlich sehr selbstsicher. »Einen guten Posten hat er auch. Chauffeur beim Fifth-Avenue-Bus. Ein richtiger Gentleman. Der würde kein Mädchen zu was zwingen, was sie selbst nicht will.«
»Das beweist nur den alten Spruch: >Jede Minute wird ein Trottel geboren.< Warum heiratest du ihn denn nicht?«
»Ich weiß auch nicht, warum ich es nicht tue«, erwiderte sie bissig. Plötzlich änderte sich ihr Ton. Ganz sanft und freundlich sagte sie: »Hast du eigentlich schon mal ans Heiraten gedacht, Frankie?«
Ich hob die Hände in gespieltem Entsetzen. »Glaubst du, ich bin wahnsinnig? Warum eine Frau unglücklich machen, wenn man sie alle kriegen kann?« Ich lachte »Soll das vielleicht ein Antrag sein? Kommt ein bißchen plötzlich.«
Sie wurde wieder wütend. »Lach nur! Wenn es diesen Monat noch mal klappt, heirate ich ihn, und dann kannst du sehen, wo du bleibst.« Damit drehte sie sich um und ging.
Ich blickte nachdenklich hinter ihr her. Man wußte nie, wann sie es ernst meinte. Aber, zum Teufel, ich hatte nicht die geringste Lust, irgend jemanden zu heiraten!
Gerro war inzwischen auf den Tisch geklettert, um eine Rede zu halten. »Freunde«, begann er, aber weiter kam er nicht.
In diesem Augenblick sauste klirrend ein Stein durchs Fenster ins Zimmer. Dann noch ein Stein und immer mehr Steine. Für einen Moment waren wir still. Wir begriffen nicht, was los war. Gerro stand mit offenem Mund auf dem Tisch.
Da ich dem Fenster am nächsten war, ging ich hin und blickte nach draußen. Zwanzig bis dreißig Männer standen auf der Straße und sahen zu uns hinauf. Ich kannte keinen von ihnen. Jemand griff nach meiner Hand. Es war Terry.
»Was wollen die?« fragte sie ängstlich.
Ich brauchte nicht zu antworten. Da trat einer aus der Menge
da unten. »Wir wollen diesen Hurenbock von einem Nigger. Der kann hier nicht mit weißen Frauen vögeln. Wir werden ihm beibringen, wie er sich Weißen gegenüber zu verhalten hat.«
Ich blickte zu Gerro hinüber. Er stand in der Mitte des Raumes, er schien völlig allein zu sein. Die anderen drückten sich mit bleichen, erschrockenen Gesichtern an die Wand. Eine Frau rief mit halberstickter Stimme: »Warum holt denn keiner die Polizei?«
»Es ist wohl am besten, wenn ich nach unten gehe und mit ihnen rede«, sagte Gerro und ging zur Tür.
»Laß ihn nicht gehen,
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