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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Messing-Stehlampe, für die der glücklicheSchnäppchenjäger vierundzwanzig Euro Porto hinblättern musste.
    Und so weiter und so fort.
    »Ist >Ebay< nicht fantastisch?«, sagte Mimi.
    »Und die wollen das bestimmt nicht alle wieder umtauschen?«, fragte ich ängstlich.
    Mimi schüttelte den Kopf. »Die sind alle unheimlich glücklich mit dem Krempel. Deine >Ebay<-Bewertungen sind großartig.«
    Okay, dann war Deutschland eben verrückt geworden. Zu meinem Glück. Im Rausch des ungewohnten Reichtums kaufte ich für Nelly zum Geburtstag die rosafarbenen Kangaroo-Schuhe, die sie sich wünschte, eine überzogen teure rosafarbene Cargohose, ein bauchfreies T-Shirt mit Rosendruck (damit uns der Stoff für Zoff nicht ausging), einen Jahresvorrat Scoubi-dou-Bänder (überwiegend rosa), ein mit rosa Röschen besticktes Moskitonetz als Betthimmel (nach dem Esszimmer und der Küche würde Nellys Zimmer mit der Renovierung an der Reihe sein) und eine CD von Rosenstolz. Außerdem einen Abenteuerroman von Isabel Allende und ein Buch mit dem Titel: »Reine Mädchensache«. Ich verpackte alles in rosa Geschenkpapier und band an jedes Päckchen eine selbst gefilzte Rose, die ich Gitti Hempel für einen Euro das Stück abgekauft hatte. Gitti Hempel kam nämlich öfters mal uneingeladen auf eine Tasse Kaffee vorbei, weil wir ja jetzt, trotz der Unstimmigkeiten mit ihren Eltern, Freundinnen waren. Als Freundin hatte ich mich gefälligst für ihre selbst gefertigten Stücke zu interessieren, meinte Gitti. Dafür revanchierte sie sich mit guten Ratschlägen. Von Frauke hatte sie nämlich gehört, dass ich an einer Mitgliedschaft in der Mütter-Society interessiert war, und nun wollte sie mir täglich neue Tipps geben, die mir die Aufnahme zu der Gesellschaft leichter machen würden. Das war sicher lieb gemeint, aber insgeheim dachte ich, wenn Gitti es geschafft hatte, in die Mütter-Society aufgenommen zu werden, dürfte es für mich wohl erst recht kein Problem werden.
    Wenn ich Gitti nach der Tasse Kaffee wieder loswerden wollte, musste ich jedes Mal etwas von ihrem Krempel kaufen, und so war ich nicht nur an die hübschen Rosen gelangt, sondern auch in den Besitz eines geknüpften Wäschenetzes, eines Männchens aus verschieden großen Tontöpfen sowie eines Schildes aus Salzteig gekommen, auf dem Bad stand. Mimi schimpfte deswegen mit mir, sie sagte, ich sei doch gerade erst dabei, das Haus von überflüssigem Krempel zu befreien, da sollte ich mein Geld nicht für noch schlimmeren Kram ausgeben.
    »Das Wäschenetz ist gar nicht so schlecht«, sagte ich. »Julius kann es als Hängematte benutzen oder als Strickleiter. Und das Salzteigschild schenke ich Trudi, denn in ihrer Wohnung rennen immer alle ins Schlafzimmer, wenn sie aufs Klo müssen. Tja, und das Männlein - äh, also, das kann ich ja aus Versehen mal fallen lassen.«
    »Dann dreht sie dir garantiert ein neues an«, sagte Mimi und tunkte energisch ihre Farbrolle in einen Eimer mit hellblauer Farbe. Ich hatte entschieden, das Esszimmer und die Küche in einem pudrigen Himmelblau zu gestalten, kombiniert mit frischem Weiß. Auch die Fronten von Omi Wilmas Einbauküche sollten himmelblau gestrichen werden, ebenso wie der kaffeesatzbraune Fliesenspiegel unter den Hängeschränken. Das Einzige, das man nicht überstreichen konnte, war die moosgrüne Arbeitsplatte. Aber dank meines durch »Ebay« erworbenen Reichtums konnte ich mir nun eine täuschend echt wirkende Arbeitsplatte aus Ahornlaminat leisten. Ronnie wollte sie am nächsten Wochenende schon einpassen. Wir mussten uns ranhalten, wenn wir bis dahin fertig werden wollten. Glücklicherweise musste Julius in diesen Tagen so gut wie gar nicht beschäftigt werden. Jeden Nachmittag kam sein Freund Jasper zum Spielen, und ich hörte und sah von den beiden Kindern fast nichts mehr, bis Anne kam, um Jasper abzuholen. Außer zum gelegentlichen Popo-Abputzen, Saftpfützenwegwischen und Äpfelchenschälen musste ich die Arbeit nie unterbrechen. Nur einmal, als Julius undJasper draußen im Garten von Hempels angepöbelt wurden, weil sie zu laute Brummgeräusche von sich gaben, dauerte es etwas länger.
    »Es ist aber noch nicht nach achtzehn Uhr«, sagte ich zu Hempels.
    »Unsere Marie-Antoinette sitzt doch an so einem Tag auch drinnen und macht ein Puzzle«, sagte Herr Hempel. Das stimmte nicht. Marie Antoinette guckte zwischen ihren Großeltern aus dem Fenster, an dem sie offenbar einen Dauerbeobachtungsposten bezogen hatten. Sie

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