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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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kamen.
    »Vater und Ramsey! Ramsey, alter Junge«, sagte Alex. »Ich bin froh, Sie zu sehen.«
    Wie im Traum sah sie sie an, Alex, der Ramses’ Hand schüttelte, und Ramses, der jetzt sie ansah.
    »Mein Darling.« Alex versuchte mit seiner Stimme zu ihr durchzudringen. »Darf ich dir meinen Vater und meine besten Freunde vorstellen. Hoheit…« Er verstummte plötzlich, flüsterte ihr leise zu: »Ich kenne nicht einmal deinen richtigen Namen.«
    »Doch, den kennst du, mein Geliebter«, sagte sie. »Ich habe ihn dir bei unserer ersten Begegnung gesagt. Er lautet Kleopatra. Dein Vater kennt mich und dein guter Freund Ramsey, wie du ihn nennst, ebenfalls. Und deine Freundin Julie Stratford habe ich auch schon kennengelernt.«
    Sie richtete den Blick auf Lord Rutherford. Die Musik und der Lärm der Menge waren zu einem Dröhnen in ihren Ohren geworden.
    »Erlauben Sie mir, Lord Rutherford, daß ich mich für Ihre kürzlich erwiesene Freundlichkeit mir gegenüber bedanke. Was hätte ich nur ohne Sie getan? Und als Gegenleistung war ich so unfreundlich zu Ihnen.«
    Das Gefühl der Vorahnung wurde stärker. Sie war verdammt, wenn sie in diesem Saal blieb. Und doch blieb sie stehen, mit zitternden Händen, und hielt Alex fest, der mit zunehmender Verwirrung von ihr zu seinem Vater sah. »Ich verstehe nicht.
    Du meinst, ihr habt euch schon kennengelernt?«

    Plötzlich trat Ramses nach vorne. Er packte sie grob am Arm und zerrte sie von Alex fort.
    »Ich muß mit dir sprechen«, sagte er und sah böse auf sie hinab. »Jetzt. Allein.«
    »Ramsey, um alles in der Welt, was machen Sie da?«
    Andere drehten sich um und starrten sie an.
    »Alex, bleib hier!« sagte sein Vater.
    Ramses zerrte sie weiter weg. Sie knickte in dem hohen Schuh den Knöchel um. »Laß mich los!« flüsterte sie.
    Verschwommen sah sie, wie die blasse Julie Stratford sich verzweifelt zu dem dunkelhäutigen Ägypter umdrehte und der alte Lord Rutherford seinen Sohn unter Aufbietung aller Kräfte festhielt.
    Wütend riß sie sich von Ramses los. All die seltsamen modernen Menschen sahen zu ihnen her und taten doch so, als tä-
    ten sie dies nicht. Um sie herum war es jetzt ganz still, nur die Musik dröhnte weiter.
    »Wir werden sprechen, wenn ich es sage, mein geliebter Lehrmeister! Du störst mich momentan gerade bei meinem Vergnügen, wie es auch früher schon deine Art war.«
    Alex eilte an ihre Seite. Sie schlang einen Arm um ihn, während Ramses wieder näher kam.
    »Um Gottes willen, was ist nur los mit Ihnen, Ramsey!« prote-stierte Alex.
    »Ich sage dir, wir werden jetzt miteinander reden, allein«, sagte Ramses zu ihr und achtete gar nicht auf ihren Geliebten.
    Ihre Wut war schneller als ihre Worte und ihre Worte waren schneller als ihre Gedanken.
    »Du glaubst, du kannst mir deinen Willen aufzwingen! Du wirst für das bezahlen, was du mir angetan hast! Ich werde es dir mit gleicher Münze heimzahlen!«
    Er packte sie und drehte sie weg von Alex, dessen Vater her-beigeeilt kam und ihn am Arm festhielt. Sie drehte sich um und sah, wie Alex aus ihrem Blickfeld verschwand, als sich die Menge vor ihn schob und Ramses sie weiter zerrte und sie nicht mehr losließ, obwohl sie sich wehrte. Mit der rechten Hand hielt er ihr linkes Handgelenk umklammert, mit der linken ihre Taille.

    Um sie herum wirbelten die tanzenden Paare zu der ohrenbetäubenden Musik und dem gleichmäßigen Rhythmus. Er zwang sie zu tanzen, riß sie von den Füßen und wirbelte sie herum.
    »Laß mich los!« zischte sie. »Du denkst, ich bin immer noch das wahnsinnige Geschöpf, das du in der Hütte in der Altstadt zurückgelassen hast. Du denkst, ich bin deine Sklavin!«
    »Nein, nein, ich kann sehen, daß du anders bist«, sagte er wieder auf lateinisch: »Aber wer bist du wirklich?«
    »Deine Magie hat meinen Verstand und meine Erinnerung wiederhergestellt. Was ich erlitten habe – alles ist da, und ich hasse dich jetzt mehr als jemals zuvor.«
    Wie fassungslos er war, wie er litt. Sollte sie ihn etwa bedauern?
    »Im Leiden bist du schon immer groß gewesen!« Sie spie ihm die Worte entgegen. »Und mit deinen Urteilen! Aber ich bin nicht deine Sklavin und nicht dein Eigentum. Was du ins Leben zurückgeholt hast, möchte dieses Leben in Freiheit genießen.«
    »Bist du es«, flüsterte er. »Die Königin, die so weise und so impulsiv gewesen ist? Die bedingungslos liebte, aber immer wußte, wie man erobert und herrscht?«
    »Ja, genau. Die Königin, die dich angefleht hat, deine

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