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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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interessante Reise werden«, sagte Alex halbherzig. »Ich muß gestehen…«
    »Sie wird eine Katastrophe werden!« sagte Julie. Sie konnte es nicht mehr ertragen. »Und nun hört mir zu. Alle. Ich will nichts mehr von Hochzeit und dem Tod meines Vaters hören.
    Ich habe von beidem genug.« Sie stand auf. »Ihr müßt mir verzeihen, aber ich lasse euch jetzt allein. Ich bin in meiner Kabine, falls ihr mich braucht.« Sie sah auf Ramses hinunter.
    »Und kein Wort mehr davon, ist das klar?«
    Sie nahm ihr kleines Abendtäschchen, ging langsam durch den Speisesaal und achtete nicht auf die, die ihr nachstarrten.
    »O wie gräßlich«, hörte sie Alex hinter sich sagen. Und dann war er an ihrer Seite. »Es tut mir leid, Darling, wirklich! Ich weiß, ich bin zu weit gegangen.«
    »Ich habe dir gesagt, ich möchte in meine Kabine«, sagte sie und ging schneller.

    Alptraum. Du wirst daheim in London aufwachen, in Sicherheit, und feststellen, daß überhaupt nichts passiert ist. Du hast getan, was du tun mußtest. Diese Kreatur ist ein Ungeheuer und muß vernichtet werden.
    Er stand an der Bar und wartete auf einen Scotch, der scheinbar ewig brauchte. Dann sah er auf und erblickte ihn – dieses Ding, dieses Ding, das nicht menschlich war und das jetzt in der Tür stand.
    »Egal«, knurrte er fauchend. Er drehte sich herum und eilte durch den kleinen Flur an Deck. Die Tür schlug hinter ihm zu.
    Das Ding folgte ihm. Er drehte sich um, spürte den schneiden-den Wind im Gesicht und wäre auf den schmalen Metallstufen fast gefallen. Das Ding war nur wenige Schritte hinter ihm, die großen, glasigen blauen Augen starrten ihn an. Er rannte die Stufen hinauf und kämpfte sich gegen den Wind über das verlassene Deck.
    Wohin sollte er gehen? Wie konnte er ihm entfliehen? Er stieß eine Tür auf. Zahlen, die er nicht kannte, auf den polierten Türen der Kabinen. Er blickte über die Schulter nach hinten.
    Das Ding war ihm gefolgt und kam immer näher.
    »Hol dich der Teufel.« Seine Stimme war nur mehr ein Wimmern. Wieder an Deck, und dieses Mal war der Wind feucht wie Regen. Er konnte nicht sehen, wohin er ging. Er klammerte sich am Geländer fest und sah in die brodelnde See hinab.
    Nein! Geh weg vom Geländer! Er hastete weiter, bis er wieder eine Tür sah, dann duckte er sich und war drinnen. Er spürte das Ding direkt hinter sich, hörte es atmen. Seine Pistole, zum Teufel, wo war seine Pistole?
    Während er in seiner Tasche danach suchte, drehte er sich um. Das Ding bekam ihn zu fassen. Großer Gott! Er spürte, wie sich eine große, warme Hand auf ihn legte. Die Pistole wurde ihm aus den Fingern gewunden. Er sackte stöhnend gegen die Wand, aber das Ding hielt ihn am Revers hoch und sah ihm ins Gesicht. Ein häßliches Licht blitzte durch das Bullauge der Tür und fiel auf das Ding.
    »Eine Pistole, habe ich recht?« sagte das Ding zu ihm. »Ich habe davon gelesen, dabei hätte ich wohl besser über Oxford, Egoismus, Aspirin und Marxismus gelesen. Man kann damit ein kleines Geschoß aus Metall mit hoher Geschwindigkeit abfeuern, weil in der Kammer hinter dem Geschoß eine explo-sionsartige Verbrennung stattfindet. Sehr interessant und nutzlos, wenn du es mit mir zu tun hast. Und wenn du doch schießen würdest, würden die Menschen zusammenlaufen und fragen, warum du es getan hast.«

    »Ich weiß, was du bist! Ich weiß, woher du gekommen bist.«
    »Wirklich? Dann muß dir auch klar sein, daß ich weiß, was du bist. Und was du im Schilde geführt hast! Und ich habe nicht die geringsten Skrupel, dich zu den Kohleöfen hinunterzu-schleppen, die dieses wunderbare Schiff betreiben, und dich dort den Flammen zu übergeben.«
    Henrys Körper zuckte. Er versuchte mit aller Kraft, sich zu befreien, konnte aber die Hand, die sich jetzt um seine Schulter krallte und nach und nach den Knochen zerquetschte, nicht abschütteln.
    »Hör mir zu, Närrischer.« Das Ding kam noch näher. Er konnte seinen Atem im Gesicht spüren. »Tu Julie etwas an, und ich tue es! Tu Julie weh, und ich tue es! Wenn du Julie nur dazu bringst, die Stirn zu runzeln, bist du tot! Du lebst nur, damit Julie ihren Seelenfrieden hat. Mehr nicht. Vergiß nicht, was ich dir gesagt habe.«
    Die Hand ließ ihn los. Seine Knie gaben nach, doch er fing sich gerade noch, bevor er fiel. Er machte die Augen zu. Jetzt spürte er die klebrige Wärme in der Hose und roch seine eigenen Exkremente. Seine Gedärme hatten versagt.
    Das Ding stand nur da. Sein Gesicht lag im

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