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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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zahlreiche pikante Anekdoten erzählte und laut lachte, ehe sie die Pointe erreicht hatte. Der Professor war äußerst zuvorkommend und aufmerksam und machte Dolly ein Kompliment über ihren Hut, und Mrs. Clifford schien sich aufrichtig für das Leben im Coombe Hotel zu interessieren und wollte alles über die Leute hören, die dort wohnten. Dolly befriedigte ihre Wißbegier und ließ dabei mehr als einmal den Namen Lady Beamish fallen. Und Penelope nahm ihren giftgrünen Hut ab und hängte ihn an den Stuhl, und der liebe Ambrose stand auf und hielt eine wunderbare kleine Rede, in der er Penelope als seine Frau bezeichnete, woraufhin alle einen dezenten Jubelschrei ausstießen. Es war alles in allem ein sehr gelungenes Fest, und als es vorbei war, hatte Dolly das Gefühl, Freunde fürs Leben gefunden zu haben.
    Auch das schönste Fest muß einmal zu Ende gehen, und schließlich wurde es Zeit, daß die Damen ihre kleinen Habseligkeiten einsammelten und sich von den Herren die zierlichen goldlackierten Stühle fortrücken ließen, und dann verabschiedeten sich die einzelnen Parteien voneinander, um sich in alle Himmelsrichtungen zu zerstreuen - Dolly wollte zurück zum Basil Street Hotel, die Cliffords zu einem Nachmittagskonzert in der Albert Hall, Tante Ethel nach Putney und das frischvermählte Paar zur Oakley Street.
    Während sie angenehm beschwipst im Foyer standen und auf die Taxen warteten, passierte die Sache, die Penelopes Beziehung zu ihrer Schwiegermutter für alle Zeit trüben sollte. Dolly hatte in ihrem Champagnerschwips eine Anwandlung von Sentimentalität und Großmut, nahm Penelopes Hände in die ihren und sagte zu ihr hinaufblickend: »Oh, meine Liebe, jetzt, wo du die Frau von Ambrose bist, wäre es mir lieb, wenn du Marjorie zu mir sagtest.« Penelope kniff erstaunt die Augen zusammen. Es kam ihr sonderbar vor, ihre Schwiegermutter mit Marjorie anzureden, wo sie sehr gut wußte, daß sie Dolly hieß. Aber wenn es das war, was sie wollte.
    »Ja, sehr gern. Das werde ich tun.« Sie beugte sich nach unten und küßte die weiche und duftende Wange, die ihr anmutig hingehalten wurde.
    Und ein Jahr lang nannte sie sie gehorsam Marjorie. Wenn sie sich schriftlich für ein Geburtstagsgeschenk bedankte, fing sie den Brief mit »Liebe Marjorie.« an. Wenn sie im Coombe Hotel anrief, um Neuigkeiten über Ambrose weiterzugeben oder Grüße von ihm auszurichten, sagte sie »Guten Tag, Marjorie, ich bin’s, Penelope. «
    Erst nach vielen Monaten, als es zu spät war, um die Sache auszubügeln, geschweige denn rückgängig zu machen, wurde ihr plötzlich siedendheiß bewußt, was Dolly damals im Foyer des Ritz wirklich gesagt hatte. Sie hatte gesagt: »Oh, meine Liebe, es wäre mir lieb, wenn du Madre zu mir sagtest.«
    Am Sonntagmorgen brachte Ambrose seine Braut mit dem Wagen zum Bahnhof Paddington und setzte sie in den Riviera nach Cornwall. Der Zug war wie immer voll von Soldaten und Matrosen mit ihren Taschen und Seesäcken und Gasmasken und Helmen, aber Ambrose fand einen freien Eckplatz, den er mit ihrem Gepäck belegte, damit niemand anders ihn für sich beanspruchen konnte. Sie gingen auf den Bahnsteig zurück, um sich zu verabschieden. Es war schwer, die richtigen Worte zu finden, denn alles war auf einmal neu und ungewohnt. Sie waren nun Mann und Frau, und sie wußten beide nicht recht, wie sie sich verhalten sollten. Ambrose zündete sich eine Zigarette an, rauchte hastig, blickte den Bahnsteig hinauf und hinunter und sah zwischendurch auf die Uhr. Penelope wünschte, der Aufsichtsbeamte möge seine Trillerpfeife zücken, und der Zug möge endlich abfahren, damit es vorbei wäre.
    Sie sagte ungewollt heftig: »Ich hasse Abschiede!«
    »Du wirst dich daran gewöhnen müssen.«
    »Ich weiß nicht, wann ich dich wiedersehen werde. Wirst du schon fort sein, wenn ich in einem Monat zu meiner Entlassung nach Portsmouth komme?«
    »Höchstwahrscheinlich.«
    »Wohin werden sie dich schicken?«
    »Das kann man nur raten. In den Atlantik. Oder ins Mittelmeer. «
    »Das Mittelmeer wäre nicht schlecht. Da scheint wenigstens immer die Sonne.«
    »Ja.«
    Wieder eine Pause.
    »Schade, daß Papa und Sophie gestern nicht kommen konnten. Ich möchte so gern, daß du sie kennenlernst.«
    »Wenn ich richtig Urlaub bekomme, komme ich vielleicht für ein paar Tage runter nach Cornwall.«
    »O ja, tu das.«
    »Ich hoffe, es geht alles gut. Ich meine, mit dem Baby.« Sie errötete ein wenig. »Ich bin sicher, daß alles

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