Die Muschelsucher
gespült und die Küche gemacht war, zur Obstwiese hoch und nahm die Wäsche von der Leine, die sie am Morgen gewaschen hatten. Wieder in der Küche, faltete sie die frisch duftenden Bezüge, Laken und Frottiertücher zusammen und legte die Hemden und Kopfkissenbezüge zum Bügeln beiseite. Später. Das hatte Zeit. Das schöne Wetter lockte. Sie trat auf die Diele, wo nur das Ticken der alten Wanduhr und das schläfrige Summen einer Biene am Fenster zu hören waren. Die Haustür stand offen, und eine breite goldene Lichtbahn fiel über den abgetretenen Teppich. Doris saß mit dem Flickkorb auf dem Schoß auf einem alten Gartenstuhl an der anderen Seite des Rasens, und Nancy spielte stillvergnügt in der Sandkiste. Die Sandkiste war von Ernie gebaut worden, er hatte den Sand mit dem Gemüsewagen seines Vaters vom Strand heraufgebracht. Nancy konnte sich bei gutem Wetter stundenlang darin amüsieren. Sie saß, nur mit einem geflickten Overall bekleidet, da und buk mit einem alten Spielzeugeimer aus Blech und einem Holzlöffel Kuchen aus Sand. Penelope ging zu ihnen. Doris hatte eine alte Wolldecke aufs Gras gelegt, sie legte sich darauf, schaute Nancy zu und lächelte über die Konzentration in dem Gesicht des Kindes, verliebte sich zum soundsovieltenmal in die dichten dunklen Wimpern über den rosigen Wangen und die winzigen Hände, die ungeschickt Sand in den Eimer schaufelten.
»Du hast doch noch nicht gebügelt, oder?« fragte Doris. »Nein. Es ist zu heiß.«
Doris hielt ein eingelaufenes Hemd hoch, dessen ausgefranster Kragen wie in einem Grinsen auseinanderklaffte. »Schätze, es hat keinen Zweck, das zu stopfen?«
»Nein. Am besten, du verwandelst es in einen Putzlappen.«
»In diesem Haus gibt es mehr Putzlappen als Kleidungsstücke. Weißt du, worauf ich mich am meisten freue, wenn dieser elende Krieg zu Ende ist? Daß ich dann endlich losgehen kann, um neue Sachen zu kaufen. Neue Sachen zum Anziehen. Dutzende. Ich habe dieses ewige Flicken und Ändern satt. Schau dir bloß mal diese Strickjacke von Clark an. Ich hab sie erst letzte Woche gestopft, und jetzt ist am Ellbogen schon wieder ein großes Loch. Wie zum Teufel schaffen sie das bloß?«
»Sie sind Jungen und geben nicht groß acht beim Spielen.« Penelope drehte sich wohlig auf den Rücken, knöpfte ihre Bluse auf und zog ihren Rock über die bloßen Knie hoch. »Und sie wachsen noch und können nichts dafür, wenn ihnen die Sachen nicht mehr passen.« Sie schloß die Augen, weil die Sonne blendete. »Weißt du noch, wie blaß und dünn sie waren, als ihr hierher gekommen seid? Man erkennt sie kaum wieder, so braun und kräftig sind sie geworden. Richtige kleine Walliser.«
»Ich bin froh, daß sie nicht älter sind.« Doris riß ein Ende Stopfwolle ab und fädelte es ein. »Ich möchte nicht, daß sie Soldaten werden. Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie.« Sie verstummte. Penelope wartete. »Was könntest du nicht ertragen?« half sie nach.
Die Antwort kam in einem aufgeregten Flüstern: »Wir haben Besuch.« Die Sonne war nicht mehr da. Ein Schatten war über die liegende Gestalt gefallen. Sie schlug die Augen auf und sah zu ihren Füßen die dunklen Umrisse eines Mannes. Erschrocken setzte sie sich auf, drückte die Knie zusammen und faßte nach ihrer Bluse, um sie zuzuknöpfen.
»Entschuldigung«, sagte Richard. »Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
»Wo kommen Sie auf einmal her?« Sie richtete sich schnell auf, machte den letzten Knopf zu und strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Ich bin durch das Tor oben an der anderen Seite des Gartens gekommen.«
Ihr Herz pochte heftig. Sie hoffte, daß sie nicht rot wurde. »Ich habe nichts gehört.«
»Komme ich ungelegen?«
»Kein bißchen. Wir genießen nur das schöne Wetter.«
»Ich habe den ganzen Tag im Büro gesessen, und plötzlich konnte ich es nicht mehr aushalten. Ich dachte, mit ein bißchen Glück würde ich Sie hier finden.« Sein Blick wanderte von Penelope zu Doris, die wie hypnotisiert, den Flickkorb immer noch auf dem Schoß, die Nadel wie einen Fetisch erhoben, auf ihrem Stuhl saß.
»Ich glaube, wir haben uns noch nicht kennengelernt. Richard Lomax. Sie sind sicher Doris.«
»Stimmt.« Sie gaben sich die Hand. Doris sagte, halb befangen und halb verwirrt: »Sehr erfreut, wirklich.«
»Penelope hat mir von Ihnen und Ihren beiden Söhnen erzählt. Sind sie nicht da?«
»Nein, sie sind mit ihren Freunden baden gegangen.«
»Sehr vernünftig. Sie waren neulich abend
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