Die Muschelsucher
hechteten vom Deck ins Wasser und kletterten auf einer entnervend widerspenstigen Strickleiter wieder an Bord. Die Sonne stand inzwischen hoch am Himmel, und es war so heiß, daß er eine Plane über das Cockpit spannte, in deren Schatten sie ihr Picknick einnahmen. Brot und Tomaten, Salami, Früchte, Käse und Wein, der herrlich kühl war, weil er die Flaschen an einer Schnur ins Wasser gehängt hatte.
Und dann hatten sie genug Platz, um sich an Deck auszustrecken und faul in der Sonne zu liegen, und als die Brise sich später ganz gelegt hatte und die Sonne sich dem Horizont näherte und das Licht, das sich an der kaum merklichen Dünung brach, den weißlackierten Aufbau der Kajüte erglänzen ließ, war auch Platz genug, um sich zu lieben.
Am nächsten Tag kam er wieder in seinem klapprigen, aber unverwüstlichen alten Deux Chevaux mit Faltverdeck, der eher einer fahrbaren Kehrmaschine ähnelte als einem Auto, und sie fuhren landeinwärts zu seinem Haus. Die anderen von der Gruppe waren inzwischen verständlicherweise ein bißchen sauer auf Olivia. Der Typ, der ihretwegen mitgekommen war, hatte ihr Vorwürfe gemacht, und sie hatten eine Diskussion gehabt, die ihm jede weitere Hoffnung nahm und ihn veranlaßte, die nächste Maschine nach London zu nehmen.
Es war wieder ein wunderschöner Morgen. Die Straße führte zu den sanften Hügeln hinauf, durch verschlafene kleine Dörfer mit winzigen, weißgetünchten Kirchen, vorbei an Bauernhöfen, wo Ziegen auf sonnenverbrannten Feldern grasten und Maultiere, die an Mühlsteine geschirrt waren, geduldig im Kreis gingen. Hier schien noch alles so zu sein wie vor Jahrhunderten, unberührt vom Kommerz und vom Tourismus. Die Straße wurde zusehends schlechter, der Asphaltbelag hörte auf, und zuletzt rumpelte und holperte der Deux Chevaux im Schatten einer Gruppe von Latschenkiefern einen schmalen Feldweg hinunter und hielt neben einem knorrigen alten Ölbaum.
Cosmo stellte den Motor ab, und sie stiegen aus. Olivia fühlte eine kühle Brise im Gesicht und konnte in einem Einschnitt zwischen den Hügeln das Blau des Meeres sehen. Ein Eselpfad führte zwischen Mandelbäumen weiter nach unten, und dort war sein Haus. Lang und weißgetüncht, mit einem roten Ziegeldach, teilweise von purpurnen Bougainvilleablüten überhangen, bot es einen ungehinderten Blick über das weite Tal, das sich zur Küste hin senkte. An der Vorderseite des Hauses war eine weinumrankte Terrasse, und unterhalb der Terrasse gab es einen langen, überwucherten Garten, dessen Ende ein kleiner Swimming-pool mit gläsern blitzendem, türkisfarbenem Wasser bildete.
»Was für ein Paradies«, war alles, was sie hervorbrachte. »Komm rein, damit ich dir alles zeigen kann.« Es war ein chaotisches Haus. Überall schienen primitive Treppen nach oben und unten zu führen, und offenbar waren keine zwei Räume auf gleicher Ebene. Es war früher einmal ein Bauernhaus gewesen, und Küche und Wohnzimmer waren immer noch im ersten Stock, während die Schlafzimmer sich im Erdgeschoß befanden, wo früher zwei Ställe und ein großer Lagerraum gewesen waren.
Es war angenehm kühl. Die Wände waren weißgetüncht, die Einrichtung sehr einfach, beinahe spartanisch. Einige bunte Teppiche auf dem unbearbeiteten Dielenboden, Möbel von der Insel, Binsenstühle, solide Holztische. Vorhänge gab es nur im Wohnzimmer, während die anderen tiefen Fensteröffnungen nur Läden hatten.
Aber es gab auch Dinge, die hier wie ein unerhörter Luxus anmuteten. Sofas mit schwellenden Polstern und bequeme Sessel mit bunten Baumwolldecken, Blumen in ibizenkischen Steingutkrügen, Weidenkörbe mit großen Holzscheiten am offenen Kamin. In der Küche hingen kupferne Töpfe und Kasserollen an einem Balken, und es roch nach Kräutern und Gewürzen. Immer wieder fiel ihr Blick auf etwas, das davon zeugte, daß das Haus seit fünfundzwanzig Jahren von einem offensichtlich sehr gebildeten und kultivierten Mann bewohnt wurde. Hunderte von Büchern, nicht nur auf Regalen, sondern auch auf den Tischen, den Fensterbänken und dem alten Geschirrschrank an seinem Bett. Und gute Bilder und viele Fotografien und mehrere Regale mit säuberlich aufgereihten Langspielplatten neben der Hifi-Anlage. Als der Rundgang schließlich beendet war, führte er sie durch eine niedrige Tür, einige Stufen hinunter in eine mit roten Natursteinplatten belegte Diele. Die Tür an ihrem Ende ging auf die Terrasse.
Sie wandte dem Panorama den Rücken und schaute an der
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