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Die Nacht des Zorns - Roman

Die Nacht des Zorns - Roman

Titel: Die Nacht des Zorns - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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nicht von mir. Wenn der Typ erledigt ist, kann ich nichts machen.«
    »Von Fälschung ist nicht die Rede. Auf jeden Fall werden Sie Benzinspuren an seinen Fingern finden. Und es wird dasselbe Benzin sein wie auf den Schuhen, denn er hat sie in der Hand gehabt, und dasselbe wie am Ort des Brandes. In den Knast kommt er, darauf können Sie sich verlassen.«
    Und alle Welt wird zufrieden sein, schloss Adamsberg, als er auflegte und mit dem Saum seines Hemdes seine Fingerabdrücke vom Hörer wischte. Und das Leben von Momo-mèche-courte wird auf sein Schicksal zurollen, das schon festgeschrieben, schon besiegelt ist.
     
    Léones Hof kam in der Ferne in Sicht, und Adamsberg blieb plötzlich stehen, lauschte. Die reine Luft trug ihm eine langgezogene Klage zu, das durchdringende Geheul eines Hundes in großer Bedrängnis. Adamsberg rannte auf die Straße hinaus.

10
    Die Tür des Esszimmers stand weit offen, Adamsberg trat schweißüberströmt in den dunklen kleinen Raum und blieb wie angewurzelt stehen. Der lange, magere Körper von Léone lag ausgestreckt auf den Fliesen, den Kopf in einer Blutlache. Neben ihr, auf die Seite geworfen, der winselnde Flem, seine mächtige Pfote auf der Taille der alten Frau. Adamsberg spürte, wie vom Nacken herab bis in seinen Bauch etwas wie eine Wand in ihm einstürzte und in die Beine hinabfuhr.
    Neben Léone am Boden kniend, legte er seine Hand auf ihren Hals, auf die Handgelenke, ohne das geringste Pulsieren wahrzunehmen. Léone war nicht hingefallen, jemand hatte sie getötet, hatte ihr brutal den Kopf auf die Fliesen geschmettert. Er hörte sich aufheulen wie der Hund, fassungslos schlug er mit der Faust auf den Boden. Der Körper war warm, der Überfall konnte erst wenige Minuten her sein. Vielleicht hatte er den Mörder sogar aufgestört, als er im Laufschritt angerannt kam, die Kieselsteine auf dem Weg knirschten. Er öffnete die Hintertür, überflog mit raschem Blick die verlassene Umgebung, dann lief er zur Nachbarin, um sich die Nummer der Gendarmerie geben zu lassen.
    Adamsberg wartete im Schneidersitz neben Léo auf die Ankunft der Polizisten. Wie der Hund hatte er seine Hand auf sie gelegt.
    »Wo ist Émeri?«, fragte er den Brigadier, der den Raum in Begleitung einer Frau betrat, die die Ärztin sein musste.
    »Bei den Bekloppten. Er kommt.«
    »Krankenwagen«, befahl die Ärztin mit schneller Stimme.»Sie lebt noch. Vielleicht noch für ein paar Augenblicke. Koma.«
    Adamsberg hob den Kopf.
    »Ich habe keinen Puls gefühlt«, sagte er.
    »Überaus schwach«, bestätigte die Ärztin, eine Frau um die vierzig, sehr anziehend und energisch.
    »Wann ist es passiert?«, fragte der Brigadier, der auf das Eintreffen seines Chefs lauerte.
    »Vor wenigen Minuten«, erwiderte die Ärztin. »Nicht mehr als fünf. Sie ist im Fallen mit dem Kopf auf den Boden gestoßen.«
    »Nein«, sagte Adamsberg, »jemand hat ihr den Kopf auf den Boden geschlagen.«
    »Haben Sie sie berührt?«, fragte die Frau. »Wer sind Sie?«
    »Ich habe sie nicht berührt, und ich bin Bulle. Untersuchen Sie den Hund, Frau Doktor. Er kann nicht wieder aufstehen. Vermutlich hat er Léo verteidigt, und der Mörder hat auf ihn eingedroschen.«
    »Ich habe den Hund untersucht, er hat nichts. Ich kenne Flem. Wenn er sich nicht erheben will, kann man nichts machen. Er wird sich nicht von der Stelle rühren, solange man seine Herrin nicht weggebracht hat. Und selbst dann.«
    »Sie wird einen Schwächeanfall gehabt haben«, schlug der dicke Brigadier überflüssigerweise vor, »oder sie ist mit den Füßen am Stuhl hängengeblieben. Und dann gestürzt.«
    Adamsberg schüttelte den Kopf, verzichtete aber auf eine Erwiderung. Léone war erschlagen worden, wegen des Schmetterlings in Brasilien, dessen Flügelschlag sie gesehen hatte. Welcher? Wo? Allein das Städtchen Ordebec lieferte schon mehrere tausend Anhaltspunkte pro Tag, mehrere tausend Schmetterlingsflügelschläge. Und ebenso viele Vorkommnisse nacheinander. Darunter der Mord an Michel Herbier. Und in dieser gewaltigen Menge von Schmetterlingsflügeln hatte einer vor Léos Augen vibriert, und Léo hatte die Gabe besessen, ihn zu sehen oder zu hören. Aberwelchen? Einen Schmetterlingsflügel in einem Ballungsraum von zweitausend Seelen zu finden war ein utopisches Unterfangen im Vergleich mit der berühmten Nadel im Heuhaufen. Die zu finden Adamsberg nie unüberwindbar erschienen war. Es reichte, das Heu zu verbrennen, dann hatte man die Nadel.
    Die Ambulanz

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